Um in der Armut zu überleben, muss man in den Niederlanden über eine hohe Bildung verfügen

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Denkfehler im zeitgenössischen Design, filetiert vom Designwissenschaftler (und ehemaligen Kabarettisten) Jasper van Kuijk. Diese Woche: Die Regierung bildet das Kabinett.

Jasper van Kuijk

Der niederländische Wohlfahrtsstaat mit all seinen lockeren Sozialleistungen und Armutsregelungen ist so komplex geworden, dass sich Menschen darin verstricken, war das Fazit von UvA-Professorin Monique Kremer, nach einer Untersuchung unter Amsterdamern mit geringem Bildungsniveau. Ein Finanzverwalter seufzte zum Korrespondentenautor Jesse Frederik: „Heutzutage braucht man einen Hochschulabschluss, um in Armut zu leben.“

Nicht nur das Sozialversicherungssystem ist zu kompliziert geworden. Dem Bericht zufolge ist die Stand der Ausführung Die Fragmentierung von Vorschriften und Gesetzen im Allgemeinen stellt sowohl für Bürger als auch für Unternehmer einen großen Engpass dar. Ich selbst habe mit einer Familie mit einem Sohn mit persönlichem Budget (pgb) gesprochen, die zwar Allgemeinmediziner und IKT-Spezialisten waren, aber kaum alle Absprachen verstehen konnten.

Das Gift liegt nicht nur in der zunehmenden Zahl von Programmen, sondern auch in der Art und Weise, wie Bürger sie beantragen müssen: online. Das macht es noch komplizierter.

Früher besprach eine Familie die familiäre Situation mit einem Sozialamtsbeamten und der Beamte konnte dann sagen: „Okay, Ihre Kinder können sich den Sportvereinsbeitrag erstatten lassen, also über E54.“ „Mietzuschuss, ein G67, und für diesen Kurs nehmen wir an der Umschulung teil, das ist ein K39.“

Der Beamte wusste, welche Regelungen es gab, welche auf Ihre Situation anwendbar waren und wo und wie Sie diese Regelungen beantragt hatten. Stellen Sie sich einen sehr großen Schrank mit Briefkästen vor, gefüllt mit Formularen für verschiedene Pläne. Und für dieses Kabinett dann ein Beamter, der weiß, welche Formen es gibt und wo sie sind.

Was wir mit der Digitalisierung staatlicher Dienstleistungen erreicht haben, ist, den Beamten zu entfernen und den Bürger selbst vor diesen Schrank zu stellen: „Ist das nicht toll?“ „Man kann alles selbst erreichen.“ Aber wenn Sie nicht wissen, welche Systeme es überhaupt gibt, woher wissen Sie dann, worauf Sie achten müssen?

Über den Autor

Jasper van Kuijk ist Designwissenschaftler. Er forscht, lehrt und kommuniziert zum Thema (nutzerorientiertes) Design. @[email protected]

Und dann ist da noch die Füllung. Dieser Beamte hat Sie durch das Formular geführt. „Nein, überspringen Sie das, es trifft nicht auf Sie zu.“ Und das muss da sein. Ja, das ist eine etwas verrückte Form.‘ Nun gibt man als Bürger alles selbst digital ein und hofft auf einen Segen. Dabei gab der Beamte Anweisungen und konnte auch eine erste Kontrolle durchführen.

Die Anhäufung und Fragmentierung von Gesetzen und Vorschriften ist zwar ärgerlich, wird aber noch dadurch verschlimmert, dass der Aktenschrank, der einst die Rückseite der Bürokratie bildete, zur Vorderseite geworden ist.

Im aktuellen Kabinett ist Staatssekretärin Alexandra van Huffelen dafür zuständig, digitale Behördendienste besser zugänglich zu machen. Eine der besten Möglichkeiten, dies zu erreichen, besteht darin, wieder einen menschlichen Ansprechpartner für diese digitalen Dienste bereitzustellen. Und vielleicht – aber dann muss ja erst mal jemand zeigen, dass das wirklich funktionieren kann –, dass auch eine bessere Automatisierung eine Option ist. Was wir auf jeden Fall nicht länger tun sollten, ist, mit diesem Formularkasten über Menschen zu schwenken.



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