Transportunternehmen Europa auf der niederländischen Bahn: „Reisender wird zu NS oder Auto verurteilt“

Marktkraefte auf der Schiene seien eine schlechte Idee behauptet die


Der Staatsanwalt weist darauf hin, dass ein offener Markt für die Qualität des Schienennetzes verheerend sei.Bild Harry Cock / de Volkskrant

Sandwiches und eine Tasse Kaffee im Zug, reservierte Sitzplätze, günstigere Stehplätze, dutzende Nachtzüge: Es ist die verlockende Aussicht, die Arthur Kamminga am Dienstag vor Gericht in Den Haag skizzierte. Das werde aber nur gelingen, wenn der niederländische Schienenmarkt für andere Parteien geöffnet werde, warnt der Vertreter von AllRail, der europäische Transportunternehmen wie Flixbus vertritt. Und das ist im Moment nicht der Fall. „Der niederländische Reisende hat jetzt absolut keine Wahl mehr. Er wird zum NS oder zum Auto verurteilt.‘

Immer mehr Transportunternehmen schimpfen auf die Position der Niederländischen Eisenbahnen (NS). Obwohl die Bahn unabhängig geworden ist – und sich damit auf dem Papier nicht von anderen Unternehmen unterscheidet – genießt die NS immer noch eine Vorzugsbehandlung durch die Regierung.

Am sichtbarsten wird dies bei der Vergabe der Bahnkonzession, der Erlaubnis zur Nutzung des größten Teils der Strecke. Diese wird konsequent privat an die NS vergeben. Auch die nächste Konzession geht aus Sicht des Kabinetts an die Bahn. Damit ist die NS wieder bis 2034 vor Konkurrenz geschützt.

„Gleiche Wettbewerbsbedingungen“

Damit muss Schluss sein, so konkurrierende Transportunternehmen, die ein Eilverfahren gegen den Staat eingeleitet haben. Dazu gehören Arriva, Transdev (Connexxion), Keolis, Qbuzz und EBS – vereint in der Federation of Mobility Companies in the Netherlands (FMN). Auch AllRail hat sich im Namen seiner Mitglieder der Klage angeschlossen. Sie argumentieren, dass die Regierung die Konzession nicht privat vergeben sollte.

Unterstützung bekommen die Unternehmen von unerwarteter Seite: Auch die Europäische Kommission ist besorgternsthafte Bedenken hinsichtlich der Rechtmäßigkeit“ des Schiedsspruchs. Sie fordert, dass die Regierung andere Unternehmen in Form einer sogenannten Markterhebung in die Ausschreibung einbezieht, bei der jeder Carrier seine Dienste anbieten kann.

Weil sich das Kabinett weiterhin weigert, treffen sich die Beteiligten am Dienstagvormittag vor Gericht. Dort zeigt sich, dass Regierung und NS den Transportunternehmen diametral gegenüberstehen. Die Unternehmen fordern von der Regierung eine Marktöffnung und berufen sich auf europäische Vorschriften und die Stellungnahme der EU-Kommission. Außerdem bringt die Konkurrenz ein besseres Produkt für den Bahnreisenden hervor, so klingt es.

Mehr Träger auf der Schiene muss kein Faible für die NS sein, betont der Jurist für den FMN. Diederik Schrijvershof: „Die NS hat jetzt die besten Voraussetzungen und einen riesigen Vorsprung. Wenn sie später ein gutes Angebot machen, können sie viele Linien weiter betreiben. Wir wollen nur gleiche Wettbewerbsbedingungen.“

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„Milliardeninvestition“

Der Staatsanwalt, der das Kabinett vertritt, wiederum behauptet, ein offener Markt sei verheerend für die Qualität des Schienennetzes. „Das Ministerium nimmt nun Einfluss auf die Frequenz, die Anzahl der Züge, die Umsteigezeit und die Sitzzeiten. Auf einem offenen Markt gibt es keinerlei Kontrollmechanismus, um diese Qualität zu garantieren.“ Er nennt es auch eine „absurde Aussage“, dass Konkurrenten der NS über ausreichend „Leistung und Ausrüstung“ verfügten, um niederländische Reisende zu bedienen. Schließlich sei dafür eine „Milliardeninvestition“ nötig.

Dies sehr zum Entsetzen des FMN-Anwalts, der seinen Kopf auf den Tisch fallen lässt. „Zunächst wurden wir ausgeschlossen, weil wir als europäische Transportunternehmen den niederländischen Markt übernehmen sollten. Und jetzt heißt es, unsere Taschen seien nicht tief genug. Ich lebe in einer Art Witz. Die Niederlande sind ein gallisches Dorf, während sechzehn europäische Länder bereits einen offenen Markt haben.“

Was, wenn jetzt großes Interesse am Fahren auf der niederländischen Bahn bestehe, fragt der Richter den Staatsanwalt. Wird der Staat etwas dagegen unternehmen? „Nein, der Staat hat damit nichts zu tun“, lautet die Antwort. Der Anwalt von FMN hebt seine Hände in die Luft, als Geste der Ohnmacht. „Wir sind den Göttern ausgeliefert.“ Dann wendet er sich an das Gericht: „Die Ampeln stehen auf Rot und doch will das Ministerium, dass die NS um jeden Preis weiterläuft. Dieses Monopol muss sofort beendet werden, und dafür brauche ich Sie.‘

Das Urteil folgt in zwei Wochen.



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