Tod nach Angaben von 10-Jährigen: „Als ob man einen Marathon gelaufen wäre“

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Die 10-jährige Minh inspiziert ihren Schulgarten.Bild MENSCH

Hassan Bahara

Sonntagabend: Während andernorts im Fernsehen und in den sozialen Medien ausführlich über die große, schreckliche Menschenwelt berichtet wurde, wurde hier mit einer kleinen, aber feinen Kindersendung Zuflucht gesucht. So tot wie Hammelfleisch, eine vierteilige Serie des Senders HUMAN über den Tod aus Kinderaugen. Auf den ersten Blick schwer, aber letztendlich auch für sehr junge Mitzuschauer machbar.

Die Schüler der 7. Montessori-Schule in Amsterdam-West haben schwere Jahre hinter sich. Miss Tineke starb an Krebs, Miss Pleun starb plötzlich an einem Herzinfarkt. Und dann ist da noch die todkranke Lehrerin Thirsa, die aber immer noch vor der Klasse steht.

Die 10-jährigen Mo und Minh versuchen, das Geheimnis des Todes zu verstehen. Warum ist Mos geliebte Miss Tineke gestorben? Was passiert mit Ihrem Körper, wenn Sie Ihren letzten Atemzug tun? Fragen dazu, woran sie während eines Zyklus im Schulgarten arbeiten werden – von der Aussaat bis zur Ernte.

Die Schöpferin dieser Serie ist Sara Kolster, die zuvor einzigartige Kindersendungen über Tod und Verlust gemacht hat. Auch in So tot wie Hammelfleisch Kolster bleibt der Perspektive der Kinder nahe. Die Kamera bleibt auf Augenhöhe der 10-Jährigen, Erwachsene sind nur spärlich zu sehen. Die gewählte Perspektive führt einen automatisch in eine Kinderwelt, in der der Tod noch ein unvollendetes Konzept ist.

„Hast du weinen müssen?“, fragt Minh Mo neugierig, fast entzückend, der immer noch nicht verstehen kann, warum seine geliebte Lehrerin Tineke so plötzlich sterben musste. „Ja, bei der Beerdigung“, antwortet Mo, der zuvor, als er zum ersten Mal über den Tod seines Lehrers sprach, sichtlich auch mit den Tränen kämpfte.

Der Tod in seiner konkreten Form ist für Grundschüler im Alter von 10 Jahren hauptsächlich ein totes Haustier, ein verstorbener Großelternteil. Wenn Sie sie frei assoziieren lassen, werden sie die wunderbarsten Funde machen. „Es ist, als würde man einen Marathon laufen“, sagen manche, der Tod sei. „Du wirst zu einer weichen Statue“ ist das poetische Bild eines anderen.

Sobald die Kameraperspektive hoch über die Kinder ragt. Eine Kameradrohne filmt aus der Luft die schwarzen Erdoberflächen der Schulgärten. Tatsächlich, als wären es frisch ausgehobene Gräber. „Man wird aus dem Nichts geboren und geht zurück zur Erde, zurück zur Natur“, lautet die eher klischeehafte Erklärung des Schulgartenleiters zum Tod.

Dann bevorzuge ich den Anblick der 10-Jährigen, wie sie mit den Fingern in der nassen Erde wühlen. „Ich verwandle mich in Wurmkot“, schließt Minh erfreut, während sie eine Pflanze in die Erde drückt. Die Pflanze hat einen endlichen Lebenszyklus. Irgendwann in einer der nächsten Folgen wird es den Tod symbolisieren. Aber jetzt ist es noch grün, frisch, voller Leben. Möge Minh es genießen, solange es anhält. Dass der Tod auch ein dämonisches Gesicht hat, wird später kommen.



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