Das Gericht von Amsterdam hat das lang erwartete Urteil veröffentlicht am Donnerstagabend. „Der Kolumnist (Tinkebell schreibt auch Kolumnen, Hrsg.) hat in verschiedenen Medien behauptet, ein Parlamentsmitglied habe sich eines Angriffs oder eines anderen sexuell übergriffigen Verhaltens schuldig gemacht. Sie behauptete auch, dass der Abgeordnete 350.000 Euro und einen Job von der PvdA erhalten habe. „Diese Behauptungen werden nicht durch Fakten gestützt und sind gegenüber dem Parlamentsabgeordneten rechtswidrig“, erklärte das Gericht.
Das Urteil folgt auf ein summarisches Verfahren, das der ehemalige Abgeordnete Gijs van Dijk (PvdA) vor zwei Wochen gegen den Künstler eingeleitet hat, mit dem er einst eine kurze Affäre hatte. Im jetzt offline geschalteten Radio 1-Programm Mischa! Tinkebell sagte unter anderem, dass Van Dijk ein weibliches PvdA-Mitglied angegriffen habe und dass er daraufhin einen Job und dreieinhalb Tonnen von der PvdA erhalten habe. Diese Aussagen seien falsch und schädigten seinen Ruf, sagt Gijs van Dijk.
Kein Beweis
Das Gericht stimmt dem ehemaligen Parlamentarier nun in allen Punkten zu. Im Urteil heißt es, dass Tinkebell während der Anhörung keine Beweise zur Untermauerung ihrer Anschuldigungen vorlegen konnte. Das Gericht betont, dass bereits zwei unabhängige Ermittlungsbehörden die Beschwerden gegen Van Dijk untersucht hätten und dass diese Behörden auch „keine nachweisbaren Hinweise“ dafür gefunden hätten, dass er beispielsweise jemanden angegriffen hätte.
Das Gericht ist sich auch sicher, dass Van Dijk keine 350.000 Euro von der PvdA erhalten hat: „nicht einmal annähernd“. Allerdings erhielt der ehemalige Bundestagsabgeordnete eine Entschädigung für die tatsächlich angefallenen Anwaltskosten sowie eine Entschädigung für die Kündigungsberatung und das Coaching, nachdem er auf Wunsch der Parteispitze sein Parlamentsmandat aufgegeben hatte. Van Dijk gab seinen Sitz auf, nachdem er im Februar 2022 angeblich Beschwerden über gesetzeswidriges Verhalten erhalten hatte. Die PvdA-Spitze hat sich inzwischen entschuldigt und eingeräumt, dass bei den Ermittlungen gegen Van Dijk große Fehler gemacht wurden. Beispielsweise stünden die Berichte über ihn „nicht im Zusammenhang mit sexuell übergriffigem Verhalten“, erklärte die PvdA im Oktober 2022. „Der Parteivorstand bedauert, dass dieser Eindruck nicht schon früher zerstreut wurde.“
Dennoch beschäftigte das umstrittene Thema Van Dijk weiterhin. „Ich habe keinen Job mehr, ich sehe meinen Sohn nicht. „Ich möchte einfach schweigend mein Leben weiterleben“, sagte Van Dijk Ende Mai emotional vor Gericht. Trotzdem beschuldigte ihn seine Ex Tinkebell weiterhin in verschiedenen Medien.
Keine leichten Vorwürfe
Die Verteidigung von Tinkebells Anwalt, dass ihre Aussagen über Van Dijk nicht von allen als Tatsachen, sondern nur als Meinung interpretiert worden wären, verweist das Gericht auf den Müll. Obwohl die Grenzen des Zulässigen für eine Kolumnistin weiter sind als für eine Journalistin, bedeutet das nicht, dass sie jemanden leichtfertig beschuldigen darf, und ihre Behauptungen müssen auch durch das verfügbare Faktenmaterial gestützt werden.
Die Künstlerin muss ihre Vorwürfe nun durch einen „gepinnten Tweet“ auf ihrem Twitter-Account korrigieren. Danach kann die Berichtigung nicht mehr beeinträchtigt werden. Jedes Mal, wenn sie gegen das Urteil verstößt, muss sie eine Strafe von 5.000 Euro zahlen. Tinkebell kündigte unterdessen auf Twitter an, dass er dem Urteil Folge leisten werde: „Ihre Lieblingskünstlerin wurde gerade zum Schweigen gebracht und wird demnächst ordentlich nachbessern, was sie vom Richter wiedergutmachen muss (und denkt, dass es ihr gefällt).“