Südseite trauert nach Verkehrsdrama: „Das Gras ist verdorrt und seine Blüte ist abgefallen“

Suedseite trauert nach Verkehrsdrama „Das Gras ist verdorrt und seine


Hilfeleistung am Unfallort. Der LKW wurde inzwischen zur technischen Untersuchung entfernt.Bild ANP

Die Furchen verlaufen parallel und gehen vom Zuidzijdsedijk nach unten. Pollen verwelktes Gras wird aufgewühlt, Wurzeln ragen aus der Erde. Für den Unwissenden sind dies zwei bedeutungslose Furchen im Gras. Für die, die dabei waren, sind sie die Narben eines schicksalhaften Dramas.

Hier fuhr am Samstagabend gegen 18 Uhr ein Lastwagen aus dem Stand steil hinunter, direkt in die Feierlichkeiten hinein. Anlässlich des Abgangs des Vorsitzenden organisierte der örtliche Eisverein ein Grillfest. Sechs Menschen wurden getötet.

Am Sonntagmorgen versammeln sich Fotografen, Kameraleute und schreibende Journalisten in Zuidzijde, einem Weiler zwischen Nieuw-Beijerland und Zuid-Beijerland. Der Lkw ist dann auch schon weg, von der Polizei zur technischen Untersuchung entfernt. Die Ergebnisse davon könnten Wochen dauern.

Scharen von Anwohnern schlendern vom Deich herunter. An der Hütte des Eisklubs, wo eine Girlande zerfetzt hängt, stützen sich die Menschen gegenseitig. Etwas weiter kommt ein Strauß Sonnenblumen. Mit der Presse will kaum jemand sprechen.

Ursache unbekannt

Was genau schief gelaufen ist, ist noch völlig unklar. Der Lkw kam an der T-Kreuzung Langeweg zum Stehen und wollte vermutlich nach links abbiegen, sagte ein Polizeisprecher. Stattdessen fuhren der Lastwagen und der Anhänger schräg nach vorne den Hang hinunter.

Null-Bild

Unmittelbar nach dem Unfall kursierten Gerüchte über die Ursache. Der 46-jährige Fahrer des Lastwagens aus Spanien soll nach Alkohol gerochen haben, was die Polizei am Sonntag heftig bestritten hat. Der Fahrer wird jedoch verdächtigt, einen Verkehrsunfall mit tödlichen Folgen und schwerer Körperverletzung verursacht zu haben. Der Mann wurde festgenommen.

In spanischen Medien sickerte am Sonntag die Geschichte durch, dass der Fahrer für einen Lieferwagen ausweichen musste. Das berichten anonyme Quellen innerhalb des Transportunternehmens El Mosca, für das der Fahrer fuhr La Verdad dass dies die Unfallursache war.

Wenige Stunden nach dem Unfall rief die Polizei über Burgernet an, um nach dem Fahrer eines weissen Lieferwagens mit offener Ladefläche Ausschau zu halten, der an der betreffenden Kreuzung gestanden hatte. Die Polizei hat diesen Fahrer nun angehört. „Als Zeuge“, sagte ein Sprecher. „Es gibt im Moment keinen Grund, ihn anders zu nennen.“

Ein Anwohner legt am Unfallort Blumen nieder.  Bild ANP

Ein Anwohner legt am Unfallort Blumen nieder.Bild ANP

Sechs Tote, sieben Verletzte

Am Sonntagmorgen dachte der Pfarrer in der Bethelkerk in Oud-Beijerland über den Unfall nach. „Alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen ist wie eine Blume im Gras“, verkündete er während des Gottesdienstes, der auch online verfolgt werden konnte.

Kurz zuvor musste er den anwesenden Gläubigen mitteilen, dass die Ehefrau, der Sohn und die hochschwangere Schwiegertochter eines Kirchenmitglieds in der Nacht zuvor bei dem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen waren. „Das Gras ist verwelkt und seine Blüte ist abgefallen.“

Wenig später gab die Polizei bekannt, dass insgesamt sechs Menschen getötet wurden: drei Männer und drei Frauen im Alter zwischen 32 und 75 Jahren, alle aus der Region. Sieben Personen befanden sich am Sonntag noch im Krankenhaus, einer von ihnen in kritischem Zustand.

Der amtierende Bürgermeister der Gemeinde Hoeksche Waard, Charlie Aptroot, sprach auf Twitter von einem „unvorstellbaren Drama“ für die Gemeinde. Auch Premierminister Mark Rutte und das Königspaar drückten den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus.

Der amtierende Bürgermeister Charlie Aptroot spricht zu den Medien.  Bild ANP

Der amtierende Bürgermeister Charlie Aptroot spricht zu den Medien.Bild ANP

Gegen halb zwölf spricht Bürgermeister Aptroot zur Presse, die sich auf dem Zuidzijdsedijk versammelt hat. Er bittet die Journalisten zu gehen, um den Bewohnern Ruhe zu gönnen.

Wenig später wird klar, dass sich manche über den Ansturm von Journalisten ärgern, die versuchen, Informationen über die Umstände des Unglücks zu erhalten. Ein Mann um die sechzig geht von der Hütte der Eisbahn den Hang hinauf, um einem Polizisten zu sagen, dass genug genug ist.

„Sie filmen“, sagt er und zeigt auf einen Kameramann. „Ich weiß, dass es Leute gibt, die das nicht zu schätzen wissen. Er geht wirklich den Bach runter! Ich verstehe, dass es Pressefreiheit gibt, aber so funktioniert es nicht. Salzen Sie es jetzt auf.‘



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