Streit und Misstrauen verfolgten Rutte IV. bis zum unrühmlichen Ende

1688762591 Streit und Misstrauen verfolgten Rutte IV bis zum unruehmlichen Ende


Ministerin Sigrid Kaag und Premierminister Mark Rutte im Repräsentantenhaus.Bild ANP – Robin van Lonkhuijsen

Die Gründung dauerte länger als je zuvor, aber das war keineswegs eine Garantie für ein langfristiges Bestehen von Rutte IV. Im Januar 2022 stand das Team aus VVD, D66, CDA und ChristenUnie auf dem Podium, im Juli 2023 kann Premierminister Mark Rutte bereits zum König gehen, um seinen Rücktritt einzureichen. Damit ist Rutte IV sein dienstältestes Team.

Es bedeutet ein unrühmliches Ende für ein Kabinett, das es nie geschafft hat, Begeisterung zu wecken. D66-Führerin Kaag musste 2022 wieder der Christenunion beitreten, obwohl sie so lange auf eine Zusammenarbeit mit GroenLinks und/oder PvdA gehofft hatte. CDA-Chef Wopke Hoekstra mischte sich ein und erhielt die Unterstützung von Premierminister Rutte. Danach blieben die gegenseitigen Beziehungen bestenfalls sachlich.

Über den Autor
Frank Hendrickx ist ein politischer Reporter für de Volkskrant. 2022 gewann er den Journalistenpreis De Tegel für seinen Artikel über den Gesichtsmasken-Deal von Sywert van Lienden und Co. Hendrickx war zuvor Korrespondent in den USA und Russland.

Als Gegenleistung für die Zwangsheirat mit der ChristenUnie konnte Kaag große inhaltliche Zugeständnisse erzwingen. Rutte IV würde eine sehr ehrgeizige Klima- und Stickstoffpolitik umsetzen. Geld war kein Problem. Allerdings zeigte sich bald, dass es im Kabinett an innerer Überzeugung mangelte. Als die Proteste der Landwirte gegen die Stickstoffpolitik begannen, begann die CDA schnell, sich vom Koalitionsvertrag zu distanzieren. Seitdem schwelten Zwietracht und Missmut. Eine kohärente Stickstoffpolitik, einschließlich eines Agrarabkommens, kam nie zustande.

Zuschlagsskandal

Auch die breite Öffentlichkeit stand dem Neustart von Rutte III weiterhin skeptisch gegenüber. Wie kann eine Koalition, die wegen des Sozialhilfeskandals zurückgetreten ist, nun wieder die Verantwortung für die Beilegung des Sozialhilfeskandals übernehmen? Es stellte sich heraus, dass es zu viel verlangt war. Rutte IV warf Milliarden darauf, um die Opfer unterzubringen, doch die Umsetzung blieb erneut in einem bürokratischen Sumpf stecken.

Rutte IV strebte bei der Bewältigung der durch die Gasförderung in Groningen verursachten Schäden auch eine Sanierung an, aber auch das erwies sich als zu viel verlangt. Die Restaurierungsarbeiten müssen noch beginnen.

Rutte IV musste nicht mit der Gnade der Opposition rechnen. Ein Misstrauensvotum jagte das nächste. In der Vergangenheit gelang es Premierminister Mark Rutte, Freund und Feind für sich zu gewinnen, aber dieser Zauber hatte nachgelassen, insbesondere nach seiner Rolle in der Affäre um die „Funktion woanders“.

Einige Erfolge

Es gab dennoch einige Erfolge. Das neue Rentengesetz wurde von den Kammern verabschiedet. Dank dieses Kabinetts wird das Stipendium wieder eingeführt. Während der Energiekrise gelang es dem Kabinett nach langem Zögern, eine Preisobergrenze einzuführen und so die schlimmsten Schmerzen der Verbraucher zu lindern.

Rutte IV gelang es, die schärfsten Ecken des Wohlfahrtsregimes zu erreichen. Außerdem wurde die Vermieterabgabe abgeschafft. Dem Kabinett gelang es auch, sich auf eine Entschuldigung für die Vergangenheit der Sklaverei zu einigen.

Viele weitere Pläne warten noch auf ihre Umsetzung, über die nun das nächste Kabinett entscheiden muss. Rutte IV ist erst so kurze Zeit im Amt, dass viele Minister für ihr Handeln kaum zur Rechenschaft gezogen werden können.

Streit und Misstrauen

In der Vernunftehe zwischen VVD, D66, CDA und ChristenUnie lauerten stets Streit und Misstrauen. Viele Probleme konnten noch gelöst werden, weil genügend Geld vorhanden war, um die Schmerzen zu lindern, aber auch dieser Ansatz stieß langsam an seine Grenzen. Rutte IV musste Einschnitte vornehmen, kam aber nicht über ungezielte Einschnitte ohne übergeordnete Vision hinaus.

Letztlich ging es in der Asylpolitik nicht um Geld, sondern um Inhalte. Die Koalitionsparteien konnten sich nicht einigen, obwohl keine von ihnen ein Interesse an Neuwahlen hatte. Es ist ein Hinweis auf den mangelnden Zusammenhalt von Rutte IV, einem Schrank, der wie loser Sand zusammenhing.



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