Leider muss man gleich sagen: Staffel 5 von Die Krone ist bisher der niedrigste. Natürlich hat dieses reich verzierte Historiendrama über die britische Königsfamilie noch viel zu empfehlen, wie zum Beispiel das visuelle Spektakel und die lange Prozession von Top-Schauspielern, die die Mitglieder der königlichen Familie spielen. Aber in Bezug auf Charakterentwicklung und Handlung enttäuscht diese Staffel.
Einer der Gründe: In dieser Staffel, die in den 1990er-Jahren spielt, zieht sich die Familie zunehmend hinter die Schlossmauern zurück, um innenpolitische Krisen und drohende PR-Dramen abzuwenden. Mit drei königlichen Scheidungen am Horizont, vor allem dem Ende von Charles und Dianas „märchenhafter Ehe“, die die Nation aufwühlt, sind die Windsors völlig in ihre eigenen Leiden verstrickt. Dadurch reduziert sich die gesellschaftliche Realität dieses Jahrzehnts auf eine Zeitungsschlagzeile oder ein Nachrichtenfragment. Früher sahen wir die Windsors immer als Teil einer sich verändernden Welt, hier bleibt diese Welt weitgehend aus dem Bild.
Vielleicht möchte der Autor Peter Morgan die zunehmende Weltlichkeit des königlichen Clans betonen, aber dieser Zuschauer dachte mit Vorliebe an Staffel 3 zurück, als jede Episode für einen Moment auf ein großes Weltereignis hinauszoomte – die Mondlandung, die Bergbaukatastrophe in Aberfan. Hier liegt der Fokus vor allem auf den tränenreichen Augen von Diana (Elizabeth Debicki) und dem grimmigen Mund von Charles (Dominic West). Diese Saison ist Die Krone ist definitiv eine schicke Palace Soap geworden.
Verdorbene Fehde
Das Hauptproblem ist also die viel diskutierte königliche Scheidung. Ein Handlungsstrang aus einem Absatz erstreckt sich über zehn Episoden von Palastintrigen, in denen Morgan das eigentliche Drama (Dianas Tod in einem Pariser Straßentunnel) bis zur letzten Staffel bewahren will. Die Szenen um Charles und Di ziehen sich dadurch bis zum Erbrechen in die Länge. Es genügt zu sagen, dass eine Reihe von kurzen Eindrücken von weltlichen Trennungen in Episode 9 bewegender sind als ihre anhaltende, verdorbene Fehde.
Das hängt leider auch von den Schauspielern ab. Der charmante Westen wird als Prinz Charles fehlbesetzt, der jetzt zu aalglatt ist, um zu faszinieren, und Debicki ist so damit beschäftigt, die verletzte Lady Di nachzuahmen – das traurige Timbre, das niedergeschlagene Verhalten, den Retter-mich-Blick –, dass sie vergisst, irgendetwas anderes zu spielen.
Die fantastische Imelda Staunton als neue Königin bekommt hingegen zu wenig zu tun. Diese Königin ist nur noch der bekannte Stempelumriss, keine Frau aus Fleisch und Blut mehr. Übrigens ist das natürlich genau ihre Tragödie, auf die Morgan anspielt – sie hat sich im Interesse „der Krone“ nun komplett ausgelöscht. Aber dann bleibt nicht viel Interessantes übrig.
Auch in dieser Saison gibt es viele Wiederholungen. Die Haltbarkeit der Monarchie wird endlos diskutiert, in Zeitungsartikeln oder einem Fernsehquiz und in einer Reihe von ostentativen Metaphern über die schrottreife königliche Yacht. Auch das Drama aus früheren Staffeln wird einfach recycelt: Mitglieder der königlichen Familie können normalerweise nicht heiraten, wen sie wollen, richtig. Letzte Saison fragte eine verbitterte Prinzessin Margaret: Wie oft kann diese Familie denselben Fehler machen? Sehr oft, wie sich herausstellt.
Nichtsdestotrotz ist dies auch die Staffel des berüchtigten BBC-Interviews mit Lady Di, des Aufstiegs von Tony Blair und natürlich „Tampongate“, hier nicht nur ein geiles Gespräch, sondern ein herzerwärmendes Sprachspiel zwischen Charles und Camilla. Währenddessen wärmt sich ein charmanter Dodi Al-Fayad in den Kulissen auf. Also nochmal schauen.
Die Krone Staffel 5
★★★ Renvers
Theater
Von Peter Morgan. Mit Imelda Staunton, Jonathan Pryce, Leslie Manville und anderen
10 Folgen von ca. 50 min.
Ab 9/11 auf Netflix