Unseriöse Gäste hat das Verbraucherprogramm Radar von Avrotros mit einiger Regelmäßigkeit im Studio. Mal funktional, mal nicht. Am Montag waren es zwei: der Abgeordnete Wybren van Haga van Belang aus den Niederlanden (BVNL) und der Quacksalber-Anhangsdirektor der Firma Herstart je Gezondheid. Der zweite musste der entnervten Moderatorin Antoinette Hertsenberg erklären, wie er mit seiner „Bio-Energie-Therapie“ schwere Krankheiten im Blut von Patienten erkennen und lindern kann. Borreliose, Candida, Mononukleose, verminderte Herzfrequenz (was auch immer das sein mag): Ein Blutstropfen auf einem Objektträger verrät alles.
Eine schmuddelige Dame von der Firma, die medizinische Wissenschaft auf „nur eine Meinung“ reduziert, nahm das Blut für Radar versteckte Kamera mit ihren nicht desinfizierten Händen auf eine Testperson. Zwischenzeitlich erklärte sie der Patientin, dass der Test Aufschluss über Photonenmangel, Strahlenbelastung, Vitamine und Mineralstoffe gibt. „Und, wie nennt man das, die Qualität der Organe.“ Sie müssen verzweifelt Ihre Krankheit, Seele und Erlösung einer solchen Person anvertrauen. Aber: diese Verzweiflung existiert. Und es gibt Geld zu verdienen.
Insofern Hertsenberg angesichts eines Gewitters noch nicht in der Lage war, die betrügerischen Praktiken ihres Gastes selbst aufzudecken – was ihr übrigens ziemlich gut gelang -, konnte sie sich auf die vernichtenden Kommentare zweier Mediziner verlassen. Einer von ihnen: der medizinische Mikrobiologe Jean-Luc Murk, ein bekannter und maßgeblicher Experte, der Corona schon oft im Fernsehen erklärt hat. Der Händler in falschem Hoffen und Bangen wurde teilweise von ihm funktional filetiert.
Es muss für Murk unangenehm sein, herauszufinden, dass er die Sendezeit von verloren hat Radar mit dem anerkannten Non-Valeur Wybren van Haga in Corona-Fragen geteilt. Er saß Hertsenberg nicht gegenüber, um sich für seinen Klatsch über sogenannte tödliche Nebenwirkungen des Corona-Impfstoffs zu verantworten. Auch nicht zu erklären, wie er zuletzt mit suggestiven parlamentarischen Anfragen die Hetzkampagne gegen den Dichter Pim Lammers inszeniert hatte. Nein, er war dort als vermeintlicher Experte für die Durchleuchtung dubioser Bankgeschäfte.
Im Gegensatz zur Befragung des selbsternannten „Blutanalytikers“ von Herstart je Gezondheid verwandelte Hertsenberg daraus ein gemütliches und sachliches Gespräch mit Van Haga. Viel Platz für den rechtsextremen Bundestagsabgeordneten, der die Frage aufgeworfen hat: „Wollen wir in ein Land mit Freiheit für den Einzelnen oder in einen Überwachungsstaat ziehen?“. Eine offene Tür, wodurch Hertsenbergs Kritikfähigkeit aus dem Studio flog.
Es kann gut sein, dass Van Haga ein Experte auf dem Gebiet der Bankgeschäfte ist. Bevor der VVD ihn 2019 ausschloss, hatte er einige Immobilienprobleme. Aber soll ein öffentlich-rechtliches Programm also diesem unzuverlässigen Leichtgewicht in vielen anderen Bereichen eine Plattform bieten? Radar und verschafft ihm so einen Anschein von Normalität, den er nicht verdient. Und untergräbt damit den eigenen, in der Vergangenheit so oft besungenen und ausgezeichneten unabhängigen Journalismus.