Soll das Gas aus Groningen nach Bulgarien gehen, das vollständig von Russland abhängig ist?

Solidaritat ist passe es geht darum wer am besten oder
Peter de Ward

So wie Entfernungen im unendlichen Universum in Lichtjahren und nicht in Kilometern gemessen werden, werden Gasmengen im unendlichen Energiebedarf in Bcm (Milliarden Kubikmeter) gemessen.

Und sein Hauptexporteur ist ausgerechnet ein Land, mit dem der Westen Krieg führt. Und der Westen könnte Putins Russland am härtesten treffen, indem er einen vollständigen Boykott des russischen Gases erklärt. Die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich wollen dies, aber sie importieren wenig oder kein russisches Gas.

Die EU bezieht 40 % ihres Gases aus Russland. Wenn das morgen eingestellt wird, müssen die großen Gasverbraucher wie die Düngemittel- und Aluminiumindustrie stillgelegt werden. Die Bürger müssen ihren Thermostat senken. Und wenn das einen Bürger im Haus zum Zittern bringt, reichen auch zwanzig Talkshows am Tag nicht aus, um diesen Missbrauch aufzudecken.

Die Niederlande beziehen inzwischen 20 Prozent ihres Gases aus Russland. Für Frankreich sind es bereits ein Viertel, für Italien 40 Prozent und für Deutschland und Griechenland fast 50 Prozent. Für Finnland, Ungarn, die Slowakei, Tschechien und Bulgarien steigt dieser auf 100 Prozent. Ohne russisches Gas würde ein Land wie Bulgarien in die Steinzeit zurückkehren, wo Rehe und Hasen auf Holzfeuern geröstet werden mussten. Oder die Niederlande sollten die Felder von Groningen für die Bulgaren öffnen.

Im Jahr 2021 kaufte die EU 150 Mrd. Kubikmeter Gas aus Russland per Pipeline und weitere 15 Mrd. Kubikmeter LNG (verflüssigtes Erdgas). Diese Abhängigkeit wollen die Länder nun verringern, aber das ist leichter gesagt als getan. Nach Russland verfügen der Iran und Katar über die größten Gasreserven der Welt. Aber das sind keineswegs vorbildliche Demokratien. Seit 2006 gelten Handelssanktionen gegen den Iran, die allerdings etwas gelockert wurden. Und neben Freek de Jonge finden viele Niederländer, dass die WM in Katar boykottiert werden sollte, weil beim Bau der Stadien Tausende Menschen starben.

So wie Öl exportierende Länder die OPEC haben, haben die Gas exportierenden Länder ihren eigenen GECF (Gas Exporting Countries Forum) Club aus 11 Ländern: Algerien, Bolivien, Ägypten, Äquatorialguinea, Iran, Libyen, Nigeria, Katar, Russland, Trinidad und Tobago. und Venezuela. Es gibt wenige Länder, die den Menschenrechten große Bedeutung beimessen.

Deutschland soll Gas aus Norwegen, den Niederlanden und Großbritannien beziehen, Italien aus Aserbaidschan. Aber eigentlich sollte das meiste Gas im flüssigen Zustand aus den USA und schließlich aus Katar kommen. Sie könnten höchstens 60 Mrd. Kubikmeter zusätzliches Gas nach Europa exportieren. Dann sind immer noch 100 bcm zu wenig.

Erneuerbare Energien könnten 20 Mrd. Kubikmeter liefern, aber dann müssten Solar- und Windparks wie verrückt aus der Erde geholt werden. Würden alle Heizkessel in Europa durch Wärmepumpen ersetzt, ergäben sich weitere 35 Milliarden Kubikmeter, aber das würde mindestens zwanzig Jahre dauern. Und schließlich könnten 10 bcm eingespart werden, indem der Thermostat um ein Grad heruntergedreht wird.

Ein Europa ohne russisches Gas ist noch Lichtjahre entfernt.



ttn-de-23

Schreibe einen Kommentar