Solidarität ist passé, es geht darum, wer am besten oder klügsten meckert

Solidaritat ist passe es geht darum wer am besten oder
Peter de Ward

an RTL-Nachrichten Kürzlich hatte ein Mann namens Chris – ein Mann, der mit ziemlich vielen Zecken gesegnet zu sein schien – die Gelegenheit, sich zu beschweren. Er lebt bequem in Süd-Limburg, leider in einer Gegend, wo die Flüsse letzten Sommer über die Ufer traten. Etliche Häuser wurden überflutet. Obwohl es nicht so schlimm war wie in Deutschland oder Belgien, machte Premierminister Rutte es zu einer nationalen Katastrophe. „Und das heißt, wir haben beschlossen, dass in dieser Krise das Katastrophenschadensersatzgesetz gilt“, rief er.

Chris hatte 200.000 Euro Schaden, wofür man locker ein ganzes Haus bauen kann. Doch bisher seien ihm „nur“ 170.000 Euro erstattet worden. Chris fehlen 30.000 Euro. „Er kann deswegen nicht einmal Klavier spielen, weil es auch durch das Hochwasser beschädigt wurde“, berichtete der Reporter. Alle Hoffnungen ruhten nun auf dem Repräsentantenhaus. Die letzten 30.000 sollte die Regierung aufbringen müssen.

Natürlich wird es Parlamentarier geben, die sich auf diesen Lobbykarren einlassen. Wenn es nicht Pieter Omtzigt ist, dann Geert Wilders oder Lilian Marijnissen. Und ansonsten gibt es ein Chatprogramm, das diesem Opfer, seinem Berater oder Vertrauten Raum gibt. Und dann bekommt Chris noch seine letzten 30.000.

Es ist eine Zeit, in der die Regierung, in diesem Fall die Gemeinschaft, für den individuellen Schaden jeder Katastrophe aufkommen muss. Es wäre viel besser, das Geld in die Erhöhung der Deiche, die Verbesserung des Wasserlaufs der Flüsse und die Planung von Häusern an Orten zu investieren, an denen die Menschen trockene Füße haben, wie dies bei den Deltawerken nach der Flut von 1953 der Fall war, als Chris zu bezahlen für das Klavier. Das ist kollektive Verantwortung, anstatt diejenigen bis zum letzten Cent zu entschädigen, die bereits das meiste Geld, die besten Schubkarren oder das beste Drama haben, um die Politik zu mobilisieren.

Es ist auch eine Kehrseite der neoliberalen Gesellschaft, in der sich die Menschen ständig fragen: „Was habe ich davon?“. Das liegt nicht nur an der Politik, sondern auch an den Medien. Seitdem sich der Schwerpunkt von den staatlichen Nachrichten auf die Straßennachrichten verlagert hat, sind die Nachrichtensendungen mit den individuellen Dramen von geschädigten Menschen gefüllt. Als die AOW 1958 eingeführt wurde, wäre kein Neunzigjähriger böse gewesen, weil er oder sie sie in den 25 Jahren davor nicht gehabt hatte. Nun achteten alle Medien auf Studierende, die in den letzten Jahren das kostenlose Stipendium verpasst hatten. „Anscheinend denkt die Regierung, dass wir weniger wert sind als die vorherige Generation“, sagte die Zeitung.

Viele Menschen über 60 Jahre zahlen seit Jahren Beiträge für den Vorruhestand (Vorruhestandsregelung). Dadurch konnten ältere Gruppen im Alter von 62, 60 und manchmal sogar 58 Jahren hinter den Geranien kriechen. Sind sie nicht weniger wert, genau wie die Zeeländer, die nach 1953 kein Klavier bekommen haben?

Solidarität ist passé, es geht darum, wer am besten oder klügsten meckert. Er bekommt ein neues Klavier.



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