Sind die jungen Leute von heute Schneeflocken oder nur der Kanarienvogel im Kohlebergwerk?

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Eine Gruppe von Studenten steht vor dem Gebäude der Fachhochschule Den Haag.Bild Lina Selg

„Warum werden junge Menschen in der Schule nicht über psychische Gesundheit unterrichtet?“ fragt ein Entwicklungspsychologe. Lian Wijnholt wundert sich de Volkskrant. Was Wijnholt beobachtet, ist wichtig, aber sie findet eine Notlösung. Das Problem liegt tiefer.

In den sozialen Medien wüten Tsunamis an Desinformation. Junge Menschen werden damit überschwemmt, wie Wijnholt feststellt. Sie konzentriert sich auf psychische Störungen, aber das Problem ist viel umfassender. Im Internet taucht unendlich viel schädlicher Unsinn über Essstörungen, Aussehen, Sexualität, Identität, aber auch über Politik, Klima und fiktive Verschwörungen auf.

Über den Autor
Marco Art ist Kinderbuchautorin.

Hierbei handelt es sich um einen eingereichten Beitrag, der nicht unbedingt die Position von de Volkskrant widerspiegelt. Lesen Sie hier mehr über unsere Richtlinien zu Meinungsbeiträgen.

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Es ist gut, dass Wijnholt auf die Verletzlichkeit junger Menschen gegenüber diesen Inhalten aufmerksam macht. Junge Menschen sind immer noch dabei, eine stabile Identität aufzubauen. Sie sind beeinflussbar und oft nicht stark genug, um mit Fehlinformationen und anzüglichen Inhalten umzugehen.

Bild der Zukunft

Dass die Entwicklung dieser Identität nicht gut voranschreitet, zeigen aktuelle Berichte über zunehmenden Stress, Ängste, Einsamkeit und Depressionen bei jungen Menschen. Das sehe ich auch, wenn ich als Kinderbuchautorin Schulen besuche und Schüler nach ihrem Zukunftsbild befrage. Ich bin immer wieder schockiert darüber, wie negativ und ängstlich viele junge Menschen sind. Noch vor sieben oder acht Jahren war das noch ganz anders.

Wijnholt schlägt vor, Psychologie an weiterführenden Schulen zu unterrichten, damit unsere jungen Menschen widerstandsfähiger werden. Als Erste-Hilfe-Maßnahme kann das die Not ein wenig lindern, aber das Aufkleben von Pflastern, wenn man täglich mit scharfer Munition beschossen wird, nützt wenig.

Mythenfalle

Die Algorithmen der sozialen Medien zielen lediglich darauf ab, Ihre Aufmerksamkeit zu lenken und zu halten. Sonntag mit Lubach hier im Jahr 2020 hergestellt ein schöner Artikel dazu. Arjen Lubach nannte es die „Fabelfalle“: Wenn man von einem Video zum nächsten klickt, gelangt man zu immer extremeren Inhalten. Alles, um Ihre Aufmerksamkeit zu behalten. Zu diesem Zweck beschäftigen die großen Plattformen etliche Psychologen.

Sollten junge Menschen dann Psychologieunterricht nehmen, um sich gegen die Psychologen von TikTok und Instagram zu wappnen? Es ist eine Lösung, die den Jugendlichen noch mehr Geld einbringt. Und auf dem Teller der ohnehin schon überlasteten weiterführenden Schulen. Eine schwache Lösung, denn wir sehen, dass die meisten Erwachsenen auch mit irreführenden Inhalten kaum zurechtkommen.

Digitale Sümpfe

Darüber hinaus ist es eine Lösung, die Sie letztendlich auf sich selbst zurückwerfen. Nach ein paar Lektionen musst du dich wieder mit den digitalen Sümpfen um dich herum auseinandersetzen. Da sind Sie, ein 14-Jähriger, der durchschnittlich fünf Stunden am Tag auf den Bildschirm seines Telefons starrt. Diese Kinder werden zynisch als „Schneeflockengeneration“ beschrieben, aber sie zeigen, wie feindselig die Welt, in der sie aufwachsen, geworden ist. Junge Menschen sind die Kanarienvögel im Kohlebergwerk unserer Gesellschaft.

Man kann sagen, dass die Büchse der Pandora seit Jahrtausenden geöffnet ist und ihren ranzigen Inhalt einfach über die Server des Internets geschüttet hat, aber dann gibt man auf. Dann behaupten Sie, dass keine Gesetze oder Vorschriften möglich seien. Dass es keine schönen und würdigen Möglichkeiten gibt, das Internet (Zugang) zu gestalten. Das stimmt aber nicht.

Das völlig freie und anonyme Internet hat Monster hervorgebracht. Wenn es unseren Jugendlichen nicht gut geht, sollten wir sie nicht noch mehr mit komplizierten Lektionen belasten, sondern ihnen ein sicheres, liebevolles Umfeld bieten, das ihnen Schritt für Schritt eine gesunde Reifung ermöglicht. Wir sollten unsere jungen Menschen nicht beschützen, wir sollten ihnen eine schönere und sicherere Welt bieten. Die Eindämmung des Internets ist einer von vielen Schritten in diese Richtung.

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