Selfie-Spots sollen den „instagrammable“ Keukenhof zu einem Erlebnis à la Disneyworld machen

Selfie Spots sollen den „instagrammable Keukenhof zu einem Erlebnis a la


Bild Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Es ist ein Farbenfest im Oranje-Nassau-Pavillon im Keukenhof. Korallenrote Tulpen und lachsfarbene Hyazinthen umgeben einen farbenfrohen, altmodischen Volkswagen-Van. Ein mit beigem Samt bezogener Stuhl steht für die Szene bereit. Die britische Touristin Judith Bird nimmt dort erfreut Platz. Ihr hochgewachsener Ehemann Philip hält geduldig sein Handy hoch, um ein Foto zu machen. Sobald ihm das gelingt, schreitet seine Frau zum nächsten Fotospot: einer zwanzig Meter entfernten, schwarz bemalten Blumenschaukel, auf der Philip einen weiteren Schnappschuss macht.

Das ist alles toll, sagt das Paar aus Yorkshire. Sie sind etwas älter als das Durchschnittsalter der Keukenhof-Besucher, das 48 Jahre beträgt. Der berühmteste Frühlingsgarten der Niederlande öffnete am Donnerstag wieder für acht Wochen und hofft auf jüngere Besucher. Dafür hat der Keukenhof die 25-jährige Arrangeurin Kim Fingerling hinzugezogen, die in den Pavillons der Firma Valstar ihrer Mutter Plätze eingerichtet hat, um den weltberühmten Park „instagrammable“ zu machen – also mehr Präsenz zu bekommen sozialen Medien. „Der Keukenhof wird immer mehr zu Disneyland. Menschen können mit den Blumen interagieren, daher all die Selfie-Spots.“

Die Briten in ihren Fünfzigern wissen schon, wie das geht. „Wir teilen die Fotos auf Instagram und Facebook und verwandeln sie in eine Diashow, um sie Freunden zu zeigen“, sagt Judith. Doch es ist ein anderer Reiz als die Farben, der sie bei diesem ersten Besuch überwältigt: der Duft der Hyazinthen.

‚Ein Tropfen‘

Besucher können, so Fingerling, auf einer Korbbank vor der „Hochzeitsecke“ Platz nehmen, wo ein schicker Tisch mit azurblauem Geschirr steht. Cremeweiße Tulpen baumeln kopfüber an riesigen Martinigläsern. In der Mitte des Tisches befindet sich ein kolossales Blumenarrangement, das anderthalb Meter von den Möbeln entfernt einnimmt und dann wie ein Wasserfall von der Tischplatte abrollt und auf dem Boden weiter gedeiht. „Ein Patt“, sagt Fingerling, der am Mittwoch den ganzen Tag verbracht hat.

‚Dort haben wir die ‚Strandecke‘ mit Sonnenschirmen und Strandkörben. Daneben ist die Disco-Ecke, komplett mit Disco-Kugel und Pflanzen in Regenbogenfarben, und das ist die „erste Date-Ecke“, sagt Fingerling. Die Besucher brauchen keine Erklärung: Überall stehen sie begeistert Schlange, um für Kameras und Smartphones zu posieren. „Früher haben die Leute die Blumen fotografiert, jetzt fotografieren sie sich selbst zwischen den Blumen“, erklärt der Keukenhof-Sprecher.

null Bild Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Bild Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Hätte der Keukenhof nicht früher auf den Selfie-Trend reagieren sollen, um junge Leute anzulocken, der Tourismusvermarkter seit Jahren beschäftigt? „Nein“, sagt der Sprecher. „Seit Jahren erfüllen wir das Bedürfnis der Menschen, Fotos zu machen. Jetzt tun wir es einfach noch mehr und auf kreative Weise, um es zu einem Erlebnis zu machen.“

‚Mitten in den Tulpen‘

Tulpenzüchter in der Bollenstreek kämpfen seit Jahren mit Touristen, die auf ihre Felder gehen, um in einem Meer aus Farben Selfies zu machen. Dies wird jetzt im Keukenhof verwaltet. Anstatt herumzulaufen und unzählige Blumenstiele abzuknicken, können Besucher die Parzellen über Fliesen betreten. „Wenn die Leute darauf stehen, scheint es, als ob sie wirklich mitten in den Tulpen stehen. So kommen sie den Blumen nicht in die Quere“, ergänzt der Sprecher.

Etwas weiter, auf einem der unzähligen gewundenen Pfade in einem sonnigen, windigen Keukenhof, gibt es eine lange Schlange. Eine stählerne Schaluppe mit einem Behälter mit rosa Tulpen liegt im Graben vor den sich hektisch drehenden Windmühlenflügeln, und eine Gruppe von zwanzig Menschen steigt abwechselnd in das Boot, um sich auf diesem holländischen Bild fotografieren zu lassen.

Eine Asiatin eilt in ihrem Jeansrock mit Neon-Smileys an der Schlange vorbei, um ins Boot zu humpeln, um ihre Freundin als Model zu ersetzen. Sie nimmt neben den Tulpen Platz und lächelt überschwänglich in die Kamera, während aus der Schlange ein Grummeln zu hören ist: Beeil dich!

Der Park zieht jedes Jahr eine Million Besucher aus aller Welt an, 80 Prozent davon kommen aus dem Ausland. Die amerikanischen Schwestern DeLynn Henry und Pam McCord sind extra wegen der Tulpen nach Europa gekommen, und dieser Besuch markiert das Ende ihrer Viking River Cruise durch die Niederlande und Belgien. „Vor zehn Jahren hätten wir es nicht so einfangen können, wie wir es jetzt tun. Mit dem Telefon ist alles so einfach“, sagt Henry, eine grauhaarige Frau in den Sechzigern.

In der Schlange für das Foto von der Schaluppe paradiert die Asiatin noch vor der Kamera. Denn sie will auch von der anderen Seite des Grabens fotografiert werden, also muss die Menge noch etwas warten.



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