Segeltörn um die Welt wird für die 7-jährige Suzanne zum Albtraum: „Ich wurde mitgeschleppt, um den Traum meines Vaters wahr werden zu lassen“

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Eine Segelreise um die Welt mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder: Die 7-jährige Suzanne Heywood musste schlucken, als sie hörte, was sie am Küchentisch erwartete. Die Fertigstellung des ehrgeizigen Projekts würde schließlich zehn Jahre dauern, eine kostbare Zeit, in der sie nie die Möglichkeit hatte, zur Schule zu gehen oder Freunde zu finden. In ihren Memoiren „Wavewalker: Breaking Free“ erklärt die Britin nun, wie egoistisch diese Entscheidung war. „Das war der Traum meines Vaters und ich wurde einfach hineingezogen.“

Suzanne (54) erinnert sich an den Morgen im Jahr 1976, als die große Neuigkeit verkündet wurde, als wäre es gestern gewesen. „Mein Familienname war ursprünglich Cook. Mein Vater sagte mir, wir würden meinen Namensvetter, Captain James Cook, verfolgen. Der Löffel Cornflakes, den ich gerade geschöpft hatte, hing vor meinem Mund. Ich war so überrascht.“

Die Ankündigung klang zunächst spannend. Es bedeutete aber auch, dass Suzanne sich von ihrer besten Freundin Sarah und ihrem geliebten Vierbeiner Rusty verabschieden musste.

Ursprünglich war geplant, drei Jahre unterwegs zu sein. In Wirklichkeit würde Suzanne ein Jahrzehnt lang auf See festsitzen, mit allen damit verbundenen Hindernissen.


Schädel zerschmettert

Bereits nach wenigen Monaten kenterte eine 12 Meter hohe Welle ihr Boot – die Wavewalker. Suzannes Schädel wurde dabei zerschmettert. Sie brauchte sieben Operationen, die ein Arzt auf einer abgelegenen Insel ohne Betäubung durchführte.

Aber dabei blieb es nicht. Der Wavewalker blieb unterwegs an einem Korallenriff stecken, musste einem Zyklon trotzen und hatte außerdem mit einer leeren Batterie und einem kaputten Motor zu kämpfen. Manchmal gab es kein Trinkwasser mehr und Suzanne musste sich von Rindfleischkonserven ernähren.

Ihre ersten Perioden? Sie ertrug es – abgeschottet von der Außenwelt und schrumpfend vor Schmerzen – auf ihrem Etagenbett. Als das Geld knapp wurde, hielten sich ihre Eltern monatelang auf einer Vulkaninsel auf, um Gelegenheitsarbeiten zu erledigen. Dass das Leben von Suzanne und ihrem Bruder auf Eis gelegt wurde? Konnte ihnen nichts tun…

Bereits nach wenigen Monaten kippte eine 12 Meter hohe Welle das Boot um. Suzannes Schädel wurde dabei zerschmettert. © RV

„Im Traum eines anderen steckengeblieben“

Ein Segeltörn um die Welt ist oft von romantischen Ideen durchdrungen. Mit der ausführlichen Beschreibung solcher Prozesse lässt die Britin in ihrem Buch jedoch diese Blase platzen. „Aber das Schlimmste für mich war, dass ich im Traum eines anderen feststeckte. Mein Vater hatte einen eisernen Willen. „Wenn er etwas in seinem Becher hätte, würde es so und nicht anders passieren“, heißt es.

Manchmal hegte Suzanne die Hoffnung, dass das Ende der Reise nahe sei. „Aber dann hat er sich immer wieder neue Ziele ausgedacht und wir waren wieder eineinhalb Jahre unterwegs. Er wollte eindeutig nicht nach Großbritannien, dem „Land der horrenden Steuern“, zurückkehren. Und so ging es immer weiter: das vierte Weihnachten, das siebte Weihnachten, das neunte Weihnachten. Ist das jemals zu Ende gegangen?

Die finanzielle Situation hat ihre Spuren hinterlassen. „In Australien habe ich mit dem Babysitten angefangen, um selbst etwas Geld zu verdienen. Mein Vater fragte, ob er sich die 100 australischen Dollar, die ich gespart hatte, leihen könne. Ich habe das Geld nie wieder gesehen, obwohl ich danach noch dreimal danach gefragt habe.“

Suzanne versuchte, sich weiterzubilden, indem sie beispielsweise billige Bücher in Secondhand-Läden kaufte.  Sie lernte am einzigen Tisch auf dem Boot.
Suzanne versuchte, sich weiterzubilden, indem sie beispielsweise billige Bücher in Secondhand-Läden kaufte. Sie lernte am einzigen Tisch auf dem Boot. © RV

„Ich war der Egoist“

Suzanne sehnte sich einfach nach Bildung und einem respektablen Freundeskreis. Kurz gesagt, eine gewisse Stabilität. Doch wenn sie diese Wünsche ihren Eltern mitteilte, wurde sie selbst als Egoistin abgetan. Anschließend versuchte das Mädchen, sich weiterzubilden, indem es beispielsweise billige Bücher in Secondhand-Läden kaufte.

Doch selbst dann wurde es ihr nicht leicht gemacht. „Eines Tages lernte ich an dem einzigen Tisch, den es auf dem Boot gab. Meine Mutter Mary ließ mich jedoch gehen, weil sie wollte, dass die Crew dort saß. Als ich protestierte, stellte sie laute Musik auf, um mich abzuschrecken.“

Und dann belegte sie acht Jahre nach ihrer Abreise einen Fernkurs. Suzanne wollte unbedingt die Prüfungen ablegen, aber Mary zwang sie, stattdessen auf dem Boot zu kochen und zu putzen. Sie sagte, sie könne es nicht selbst tun, weil sie in ihrer Kabine seekrank sei. „Mama hat mich nicht geliebt, das wusste ich. Diese Erkenntnis schmerzte, aber ich hatte sie auch schon lange akzeptiert.“


Angenommen in Oxford

Als Suzanne 16 Jahre alt war, musste sie plötzlich auf eigenen Beinen stehen. „Unsere Eltern ließen meinen Bruder und mich sieben Monate lang allein in einem Haus in Neuseeland. Wir hatten fast kein Geld. Um es etwas wärmer zu machen, mussten wir Holz für den Ofen hacken. In der Zwischenzeit segelten unsere Eltern.“

Und doch würde es Suzanne immer noch gut gehen. Sie wagte den Schritt und bat Universitäten auf der ganzen Welt um die Aufnahme – trotz ihrer bemerkenswerten Vergangenheit.

Oxford fand ihre Geschichte so inspirierend, dass sie zu einem Interview eingeladen wurde. Suzanne machte einen so guten Eindruck, dass sie tatsächlich angenommen wurde. Ein „Game Changer“, denn inzwischen hat sie es sogar zur Betriebsleiterin bei der niederländischen Investmentgesellschaft Exor geschafft.

Trotz des Widerstands ihrer Mutter wurden nun auch ihre Memoiren veröffentlicht. „Als Kind hatte ich keine Kontrolle über mein Leben. Als Erwachsener habe ich jedes Recht, meine Geschichte so ehrlich wie möglich zu erzählen“, schließt Suzanne.



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