Second-Hand-Läden befürchten neues Manipulationsgesetz: „Wer stiehlt, um es umsonst zu verschenken?“

Second Hand Laeden befuerchten neues Manipulationsgesetz „Wer stiehlt um es umsonst zu


Rataplan-Direktor Gert-Jan Dekker im Secondhand-Laden in der Generatorstraat in Amsterdam.Bild Joris van Gennip für den Volkskrant

Ein Glatzkopf in den Vierzigern stellt eine Plastiktüte mit Klamotten auf den Tresen, meldet sicherheitshalber, was er liegen lässt (‚Klamotten‘), und schon ist er wieder weg. Er ist seit weniger als einer halben Minute im Secondhand-Laden Rataplan in Amsterdam-West, und der Mann ist da keine Ausnahme. „Wer beim Umzug oder beim Ausräumen des Dachbodens Überflüssiges loswerden will, will schnell ausladen und weitermachen“, sagt Gert-Jan Dekker, Geschäftsführer von Rataplan Niederlande.

Für die Mitarbeiter dieser Niederlassung in Amsterdam – 3.900 m² Haushaltsgeräte, Kinderspielzeug und Geschirr – ist die gespendete Kleidung ein mundgerechter Brocken der 1 Million Kilo, die hier jedes Jahr angeliefert werden. Im Papierregister ist noch vermerkt, dass gerade ein Kleiderhaufen hereingebracht wurde. Wenn der Mann einen Radiowecker oder eine Saftpresse abgegeben hätte, wäre es eine andere Geschichte gewesen. „Da ist ein Stecker dran, also hätten wir ihn nach seinem Führerschein fragen sollen“, sagt Dekker. „Ich glaube nicht, dass so ein Mann darauf wartet.“

Secondhand-Läden sind seit einigen Wochen auf dem Rückzug, jetzt, wo sie bald durch ein Gesetz gegen Manipulation und Geldwäsche verpflichtet werden, viele weitere eingehende Artikel zu registrieren. Das Gesetz stellt sie mit Händlern und Käufern gleich, obwohl sie für die Dinge bezahlen, die sie verkaufen. Recyclingläden müssen nach dem Gesetzesvorschlag „alles mit einer Schnur“ registrieren und den Spender zur Identifizierung auffordern.

„Unmöglich“, schlussfolgert Dekker über einer riesigen Kiste mit ausrangierten Stabmixern, Discmans und Videorekordern. Seine Leute würden einen Tagesjob haben, sich anzumelden. Er müsste also zusätzliches Personal dafür einstellen, was den Preis des Zeugs in die Höhe schnellen lassen würde.

Lagerbestand aus dem Secondhand-Laden in der Generatorstraat.  Bild Joris van Gennip für den Volkskrant

Lagerbestand aus dem Secondhand-Laden in der Generatorstraat.Bild Joris van Gennip für den Volkskrant

Stehlen ohne Ertrag

Die Branchevereniging Kringloopbedrijven Nederland (BKN) geht davon aus, dass das Justiz- und Sicherheitsministerium ein neues Gesetz ausgearbeitet hat, um die Heilung mit einem digitalen Registrierungssystem zu erschweren. Was BKN-Direktorin Rachel Heijne nicht versteht, ist die Andeutung, dass ein Secondhand-Laden bei der Einzäunung kooperieren könnte. „Leute, die stehlen, um es kostenlos beim Recyclinghof abzugeben, das wäre schon erstaunlich.“ Die 62 BKN-Mitglieder – zusammen 244 Shops – müssen sich einem Gütesiegel unterwerfen, zu dem auch Buchprüfungen gehören.

Die Regierung sieht Secondhand-Läden als wichtigen Partner in der Kreislaufwirtschaft. Auf der begleitenden „R-Leiter“, die sich aus englischen Begriffen zusammensetzt, steht der Reuse-Bereich („re-use“) an dritter Stelle, zwischen „reduce“ und „repair/refurbish“. Gert-Jan Dekker: „Aber strengere Registrierungsanforderungen treiben die Menschen auf die Deponie. Wir können die Kisten am Schalter kaum einzeln mit den Bringern durchgehen.“

Anscheinend gibt es in Den Haag eine beliebte Idee, dass es goldene Rolex in den Regalen von Secondhand-Läden gibt, schlägt Dekker vor. „Manchmal kommt etwas Schönes rein, aber wir bekommen hauptsächlich Kaffeetassen“, sagt Bezirksleiter Koen Bakker schulterzuckend.

Nichtsdestotrotz kamen die Vollstrecker letzten Monat nicht nur in der Rataplan-Filiale in Den Haag vorbei. Nach Angaben der Gemeinde hatte sich herausgestellt, dass dort „einzigartige heilsensible Waren angeboten“ wurden. Um welche Ware es sich dabei handelt, kann der Gemeindesprecher nicht sagen, aber laut Dekker seien Teppiche, geflickte Waschmaschinen und Laptops mit den Boas in Den Haag besprochen worden. Es muss die letzte Party sein, denkt er, obwohl Rataplan seiner Meinung nach seit Jahren mit der Firma zusammenarbeitet, die die Laptops geliefert hat.

Gert-Jan Dekker sieht in einer Kiste mit Retouren nach.  Bild Joris van Gennip für den Volkskrant

Gert-Jan Dekker sieht in einer Kiste mit Retouren nach.Bild Joris van Gennip für den Volkskrant

Das Ministerium hat zugehört

Im Repräsentantenhaus hat die SP vergangene Woche Fragen an die Minister Adriaansens (Wirtschaftsangelegenheiten) und Weerwind (Rechtsschutz) zur Registrierungspflicht für Second-Hand-Läden über das Digital Buyers Register gestellt. Das Justizministerium sagt, es habe „auf Signale aus dem Feld gehört“ und sei nun zu dem Schluss gekommen, dass die Registrierung von allem „schwierig für Secondhand-Läden ist und das Ziel verfehlt“. Stärkere Aufmerksamkeit wird jedoch Gegenständen geschenkt, die einen erheblichen wirtschaftlichen Wert darstellen können und eine eindeutige Nummer haben, wie Fahrräder, Laptops und Mobiltelefone. Immerhin wird dank Registrierung der Vorbesitzer manchmal gefunden.

Seit dem Vorfall in Den Haag liegt ein Schreiben unter dem Tresen aller BKN-Mitglieder, um die Kommunen darauf hinzuweisen, dass im neuen Gesetz Ausnahmen für Secondhand-Läden gelten. Das kann sich als nützlich erweisen, wenn eine Diskussion mit Boas droht.

Inzwischen schaffen auch die Kommunen auf Druck erwachter Ratsmitglieder Klarheit. Lelystad und Utrecht haben bereits angekündigt, dass die Durchsetzung in Secondhand-Läden nicht ganz oben auf ihrer Prioritätenliste steht. Das gelte auch für Den Haag, betont der Sprecher.

Das intakte Hohner-Akkordeon, das Rataplan-Chef Dekker zu seinem Erstaunen aus einem Tank fischt, entgeht dem Registriertanz. Das Musikinstrument entpuppt sich als 699 Euro wert, landet aber mit anderen Prunkstücken, wie der LP, für 250 Euro in der Vitrine Frampton wird lebendig!eine Nähmaschine und ein Paar Nike Hyperdunk Basketballschuhe.



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