Schweiz hält Referendum zum Kauf von US-Kampfflugzeugen ab

Schweiz haelt Referendum zum Kauf von US Kampfflugzeugen ab


Schweizer Aktivisten haben ein nationales Referendum ausgelöst, um den Kauf von 36 F-35A-Kampfflugzeugen aus den USA durch das Land zu stoppen, eine Herausforderung, die Pläne zur Modernisierung des Schweizer Militärs erschwert und einen Streit mit Washington riskiert.

Die Schweiz war das 15. Land, das sich im Juni letzten Jahres zum Kauf der von Lockheed Martin hergestellten Jets verpflichtete, aber die Entscheidung wurde kontrovers diskutiert, nicht zuletzt, weil militärische Neutralität der zentrale Grundsatz der Schweizer Aussenpolitik ist.

Bern entschied sich für die F-35 im Wert von 6,1 Milliarden US-Dollar gegen die starke Konkurrenz von Boeings Super Hornet, Dassaults Rafale und Airbuss Eurofighter Typhoon. Der Entscheid fiel, nachdem eine Volksabstimmung 2020 die Modernisierung der Schweizer Luftwaffe unterstützt hatte, allerdings nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,1 Prozent. Bei der Abstimmung wurde das zu erwerbende Flugzeug nicht spezifiziert, so dass die Entscheidung dem Verteidigungsministerium überlassen wurde.

Die Schweizer Bundeskanzlei teilte am Montagabend mit, dass mehr als 100.000 Unterschriften für ein zweites Referendum verifiziert worden seien, insbesondere über die Entscheidung für die F-35.

Aufgrund des stark dezentralisierten Verfassungssystems der Schweiz ist die Regierung verpflichtet, ein Datum für eine solche Abstimmung festzulegen und sich an das Ergebnis zu halten.

Bern hat nur noch bis März Zeit, um seinen Vertrag mit Lockheed abzuschließen, was die Schweizer Regierung in eine heikle Lage bringt.

Bisher hat Bern signalisiert, den Kauf voranzutreiben.

„Das ist ein Missverständnis des Volksrechts, wenn nicht gar ein Missbrauch“, sagte Thierry Burkart, Chef der liberalen Schweizer FDP, die den Lockheed-Vertrag unterstützt.

Nun liegt es am regierenden Bundesrat und dem Schweizer Parlament, ein Datum für ein Referendum festzulegen. Damit die Abstimmung vor Ablauf der Vertragsfrist im März stattfinden kann, müssen ihre Bedingungen in der kommenden Septembersitzung des Parlaments vereinbart werden. Die Befürworter des Abkommens, die eine parlamentarische Mehrheit bilden, dürften jedoch die Bemühungen um eine schnelle Volksabstimmung vereiteln.

Kritiker des Abkommens, eine Koalition aus Sozialdemokraten, Grünen und der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA), behaupten, dass die Betriebskosten der F-35 die der Konkurrenzflugzeuge bei weitem übersteigen.

Sie kritisieren die F-35 als über die Bedürfnisse der Schweiz hinausgehenden «Luxusjet» und werfen der Regierung vor, von der US-Rüstungsindustrie verführt worden zu sein.

Meinungsforscher erwarten, dass das Ergebnis eines Referendums zu knapp ausfallen wird, um es vorherzusagen. Bislang hat sich Bern trotz des Krieges in der Ukraine schwer getan, gegenüber den Wählern ein klares Argument für die F-35 zu artikulieren.

Der regierende Bundesrat selbst steht nur halbherzig hinter dem Deal. Eine technische Bewertung durch das Schweizer Verteidigungsministerium gab der F-35 auf Kosten- und Leistungsbasis starke Unterstützung, aber einige Ratsmitglieder waren der Ansicht, dass bei der Entscheidung vom Juni 2021 ein breiteres Spektrum diplomatischer und finanzieller Faktoren berücksichtigt werden müsse.

Dokumente, die diesen Juli dem nationalen Schweizer Sender SRF zugespielt wurden, enthüllten, dass die französische Regierung sich intensiv dafür eingesetzt hatte, den Vertrag für Dassaults Rafale-Jet zu gewinnen, und Bern Milliarden an Steuerrückerstattungen und Unterstützung bei zukünftigen Verhandlungen mit Brüssel versprochen hatte, falls sie die F-35 fallen ließen .



ttn-de-58

Schreibe einen Kommentar