Schafe auf dem Fußballplatz: Nachhaltige Unkrautvernichter halten den Rasen dicht

1693335569 Schafe auf dem Fussballplatz Nachhaltige Unkrautvernichter halten den Rasen dicht


Schafe grasen zwischen den Toren des Fußballplatzes im Dorf Zegveld in Utrecht.Bild Raymond Rutting / de Volkskrant

Auf dem zweiten Spielfeld des Fußballvereins Sport Is Vreugde En Ontspanning (SIVEO) ’60 in Zegveld läuft diesen Sommer eine seltsame Mannschaft herum. Am Montagmorgen stehen die Teilnehmer in einer Gruppe auf Höhe des Plastikunterstandes und starren ein wenig in die Ferne. Den Analysten zufolge haben sie gerade eine hervorragende Saison in ihren charakteristischen Wolltrikots gespielt. Denn in zehn Wochen haben diese siebzehn Schafe einen Großteil des Unkrauts zwischen den Gräsern abgeknabbert. Hoffentlich so viel, dass eine Unkrautbekämpfung nicht mehr nötig ist.

Dass diese Tiere in der Sommerpause auf einem Sportplatz herumhumpeln, ist keine spielerische Aktion, sondern ein notwendiges Experiment. Der Einsatz von Pestiziden auf Sportplätzen ist nur unter sehr strengen Auflagen erlaubt. Auf Golf-, Rugby-, Fußball- und Baseballplätzen wird daher nach nachhaltigeren Alternativen gesucht, um den Rasen von unerwünschten Pflanzen wie Löwenzahn, Klee und Wegerich zu befreien. Im Utrechter Polderdorf wurden Schafe in Betracht gezogen.

Ideale Unkrautvernichter

Am frühen Morgen beobachten die Architekten des Projekts am Montag die Heideschafe von Drenthe: SIVEO-Vorsitzender Eric van den Hoeven, Schatzmeister Bram Angenent, Woerdense CDA-Stadtrat Arjan Noorthoek und städtischer Sportplatzleiter Martin van Vliet. Das vom Morgentau noch nasse Gras klebt an den Turnschuhen, Clogs, spitzen Lederschuhen und Arbeitsstiefeln, die sie an den Füßen tragen. Ein Stück weiter sind bereits zwei ehrenamtliche Helfer dabei, die Linien für die kommende Saison auf dem Spielfeld zu verlegen.

Van Vliet – der Graskenner des Paares – hatte vor einiger Zeit die Idee zu diesem Experiment mit Schafen. Dank seines „landwirtschaftlichen Hintergrunds“ hatte er bereits gedacht, dass die Tiere ideale Unkrautvernichter sein könnten. „Schafe sind recht leicht, sie bleiben nicht stehen und treten nicht herum“, sagt er. Und im Gegensatz zu Pferden gehen die Tiere auch mit dem Gras vorsichtig um: „Sie nagen das Unkraut ab, schneiden das Gras aber nicht zu kurz.“ Das Wurzelsystem bleibt somit intakt, sodass Unkraut weniger Chancen hat.“

Dadurch spart die Gemeinde möglicherweise nicht nur Gift, sondern auch etwa vierzehn Mähvorgänge zu je 85 Euro im Sommer. Und das bedeutet langfristig niedrigere Mietkosten für den Dorfverein, der immer weniger fußballspielende Mitglieder hat. Die Herren sind also alle zufrieden.

Qualitätsanforderungen

Ein so ebener Rasen ohne Unkraut ist nicht nur aus ästhetischer Sicht schön. Es sei auch notwendig, den Rasen bespielbar zu halten, sagt Ernst Bos, Inhaber einer Beratungs- und Schulungsagentur im Bereich Sportplatzmanagement. „Es gibt Unkrautarten, die das Spielfeld rutschig machen und Fußballer schneller ausrutschen lassen.“ Zudem seien Unkräuter gegenüber der vielen Konkurrenz weniger resistent als speziell angebautes Gras, wodurch es am Ende zu kahlen Stellen komme, sagt Bos. „Dadurch entsteht ein Spielfeld, das immer weniger bespielbar ist, auf dem der Ball nicht mehr richtig rollt und die Verletzungsgefahr steigt.“

Das Verbot von Pestiziden ist nicht einfach, das wurde im langen Vorfeld des Verbots deutlich. Bereits 2017 wurden Pflanzenschutzmittel außerhalb der Landwirtschaft verboten. Doch das Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft gab den Sportverbänden mehr Zeit, das Gift loszuwerden.

Seit diesem Jahr ist diese Ausnahmestellung hinfällig. Derzeit sind chemische Pestizide auf Sportplätzen nur gegen wenige Arten von Unkräutern, Krankheiten und Schädlingen erlaubt und werden strikt durchgesetzt. „Unabhängige Experten prüfen alle zwei bis drei Jahre, ob der Einsatz von Pestiziden noch notwendig ist“, schreibt ein Sprecher des Ministeriums. Erst wenn alle anderen Formen der biologischen Unkrautbekämpfung ausgeschöpft sind, wird einem Verein oder einer Gemeinde eine Ausnahmegenehmigung erteilt.

Bereitstellung von Sozialarbeit

Ein erheblicher Teil der Kommunen, in der Regel die Eigentümer und Betreiber von Sportplätzen, benötigt diesen engen Raum weiterhin. Laut Untersuchungen des Mulier Institute setzte im vergangenen Jahr noch jede fünfte Kommune Pestizide auf mindestens einem ihrer Felder ein.

Zegveld war eine dieser Gemeinden, die sich energisch an die Arbeit machten. In den letzten Jahren ließ die Gemeinde dort Mitarbeiter von Behindertenarbeitsplätzen das Unkraut zwischen den Grashalmen pflücken. Aber solche Handarbeiten sind teuer, zeitaufwändig und werden von Leistungssportlern nicht besonders geschätzt. „Natürlich ist es eine extrem langweilige Arbeit“, sagt Van Vliet, während die Schafe wieder einmal unter den Bäumen am Feldrand nach Abkühlung suchen.

Aber ob die Wiederkäuer die Unkrauttraktoren tatsächlich ersetzen können, werde sich im Herbst zeigen, sagt Stadtrat Noorthoek, selbst ehemaliger Fußballspieler und ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Fußballvereins Sportlust in Woerden. Das zweite Feld ist mittlerweile frei von Löwenzahn und Gänseblümchen, allerdings wachsen an mehreren Stellen noch weiße Flusen, die auf sogenanntes Einjähriges Rispengras hinweisen könnten. Und das beruhigt Grasmann Van Vliet nicht ganz. „Täuschen Sie sich nicht: Dieser Rasen muss besser sein als der der ersten Liga“, sagt er. „Hier wird jeden Samstag fünfmal gespielt, bei Profivereinen nur alle zwei Wochen.“

Schüsseln entfernt

Die Schafe haben noch eine Woche Zeit, die letzten Blumen abzufressen. Anschließend wird der Rasen gemäht, erneut gesät und der Kot vom Feld entfernt, damit das Feld rechtzeitig zum ersten Spiel der neuen Saison sauber ist.

Bis dahin führt der Anblick der Schafe Clubmitglied und Schatzmeister Bram Angenent (76) zurück auf die Felder seiner Jugend. „In den 1960er Jahren hatten alle Vereine in der Gegend noch Tiere statt Rasenmäher“, sagt er. Es gab sogar Kühe im Fußballverein in einem nahegelegenen Dorf, aber das gefiel ihm nicht. „Dann musstest du erst einmal Scheiße zusammenschaufeln, bevor du anfangen konntest, Fußball zu spielen.“ Nein, gib ihm Schafe.



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