Rutger Castricum beschönigt die Ideen von Extremisten nicht, sondern macht ihre Welt aufschlussreich

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Arno Haijtema

„Unsere Freiheit endet dort, wo der Islam beginnt.“ „Grenzen schließen, Stacheldraht um die Niederlande verlegen und Absperrungen errichten.“ „Sehen Sie, hier in der Nachbarschaft sehen Sie, was die Entvölkerung bewirkt.“ Solche Zitate und zahlreiche Variationen des Themas sind in den Interviews von Powneds Rutger Castricum am Dienstag in der ersten Folge seiner neuen Serie zu hören Rutger und die Nationalisten.

In 45 Minuten porträtiert Castricum drei weiße Männer, die rechtsextremes Gedankengut hegen und dieses gerne auch mal konkretisieren würden. Nehmen Sie Ben, der Bilder einer ausgebrannten Moschee an der Wand hängt. „Das macht mich glücklich.“ An der Wand hängt ein Plakat des Vlaams Blok: „Hand in Hand, zurück in unser eigenes Land.“ Auf dem Balkon seiner Wohnung hängt eine orange-weiß-blaue Fahne. Dass es Assoziationen zur NSB weckt und Nachbarn dadurch gestört werden, ahnt er nicht.

Ein einsamer Mann ist Ben, der von der Leere seiner Existenz belastet wird: kein Partner, keine Kinder. Ja, gibt er gegenüber Castricum zu, dann sei man bereit, für seine Ideale mehr Risiken einzugehen. Zum Beispiel ein Banner mit der Mohammed-Karikatur von Kurt Westergaard zu zeigen, auch wenn es den Zorn der muslimischen Welt hervorruft. „Ah, das Leben ist gekommen und gegangen.“

Rechtsextremist Ben in „Rutger und die Nationalisten“ von Rutger Castricum.Bild gepowned

Mehr noch als ihre Ideen erschrecken sie solche Äußerungen der vorbestraften Extremisten: Sie zeugen von einer gewissen Opferbereitschaft. Die Männer denken nicht nur in rassistischen und gewalttätigen Mustern, sondern sind offenbar auch handlungsbereit. Hören Sie dem Marine zu, der damit prahlt, dass die Hälfte seiner Kasernen in der Corona-Zeit nicht geimpft sei. Der als Berufssoldat zurückgetreten ist und nun gegen die etablierte Politik kämpfen will, die er eine „kriminelle Organisation“ nennt. „Die Regierung hält sich nicht an die Regeln, warum sollten wir das tun?“ Bei diesen „Wir“ handelt es sich um mindestens hundert (ehemalige) Berufssoldaten, die sich seiner Meinung nach auf eine bewaffnete Intervention vorbereiten. Ein Sturm nach amerikanischem Vorbild? „Das werden wir sehen.“

Im November veröffentlichte der Nationale Koordinator für Terrorismusbekämpfung und Sicherheit (NCTV) einen Bericht, in dem er seine Besorgnis über die Normalisierung des Rechtsextremismus zum Ausdruck brachte. Die Bewegung wächst nicht, aber ihre Bedrohung nimmt zu – was auch Castricums Porträts widerzuspiegeln scheinen. Leichen, denn Prahlerei und Übertreibung sind untrennbar mit Extremismus verbunden und nicht alle abscheulichen, vulgären Mediengespräche führen automatisch zu körperlicher Gewalt.

Castricum selbst wirft die Frage auf, ob seine Aufmerksamkeit für die selbsternannten Nationalisten nicht nur den Wind in die Segel rassistischer und fremdenfeindlicher Ideen treibt. Sein Ansatz beweist das Gegenteil: Er hinterfragt kritisch und beharrlich, untersucht, wo politische Ideen (oftmals) von persönlichem Groll genährt werden, und entlarvt treffend die Einsamkeit, die die befragten Extremisten kennzeichnet. Er beschönigt nicht, sondern macht ihre Welt aufschlussreich. Damit Ihnen klar wird, dass diese potenziellen Zeitbomben mehr von etwas Empathie als von lauter Missbilligung profitieren. Mit Fingerspitzengefühl abbauen.



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