Rumpfrätsel im IJ nach neun Jahren gelöst, Durchbruch dank Familie

Rumpfraetsel im IJ nach neun Jahren geloest Durchbruch dank Familie


Das IJ in Amsterdam, Standort des Rumpfes.Statue Joost van den Broek

Nach neun Jahren hat die Amsterdamer Polizei die Identität eines Mannes entdeckt, dessen Rumpf aus dem Wasser gefischt wurde. Es handelt sich um einen reichen Kunst- und Antiquitätenhändler aus Russland, schließt das Cold-Case-Team dass der Fall dieses Jahr wieder aufgegriffen wird. Die nächsten Angehörigen des Vermissten konnten wegen des Krieges in der Ukraine nicht informiert werden. Aus diesem Grund gibt die Polizei den Namen des Opfers vorerst nicht bekannt.

Der Durchbruch sei laut Polizei der Familie zu verdanken. Er hat das Opfer kürzlich als vermisst gemeldet und DNA-Material abgegeben, das in eine internationale Datenbank aufgenommen wurde. Das führte zu einer Übereinstimmung mit dem DNA-Profil der gefundenen Hülle. Ein Sprecher sagte, es sei nicht möglich, die zuständige Polizeieinheit in Russland zu kontaktieren. Der Kunsthändler starb vermutlich an den Folgen eines Verbrechens. Die Polizei bietet 15.000 Euro Trinkgeld an und verteilt Anfang dieses Jahres ein paar Details des grausamen Fundes in der Hoffnung, dass die Öffentlichkeit mehr darüber erfährt.

So schwamm der Rumpf zum Beispiel eine Weile in der Amsterdam IJ, eingewickelt in blaues Plastik. Ein Passant glaubte es nicht und rief die Polizei. Kopf und Gliedmaßen wurden nie gefunden. Das Paket wurde durch ein Seil mit Augenspleiß und Hebezeug zusammengebunden. Solche Knoten erfordern einige nautische Kenntnisse und Fähigkeiten.

Mehr als 150 Gewässer werden jedes Jahr in den Niederlanden gefunden, berichtet die nationale Polizei. Es ist üblicher, dass Kriminelle Köpfe und Hände entfernen, um die Identifizierung einer Leiche zu erschweren. 2019 fischte die Amsterdamer Polizei beispielsweise auch einen Rumpf aus dem IJ, diesmal von einer in einen Trolley gepackten Frau. Laut DNA-Expertin Charissa van Kooten vom Netherlands Forensic Institute (NFI) ist fast immer ein DNA-Profil verfügbar. „Wir bevorzugen Muskelgewebe, aber Knochen und Backenzähne funktionieren auch.“ Das NFI führt jährlich mehr als hundert DNA-Tests an sterblichen Überresten durch. Das gewonnene Profil wird beispielsweise mit der DNA aus der Zahnbürste eines mutmaßlich Verstorbenen oder seiner Familienangehörigen verglichen. Wenn eine vermutete Identität fehlt, wird das Profil mit der DNA in der niederländischen Datenbank für vermisste Personen verglichen. Bei einer möglichen Straftat wird auch die DNA-Datenbank für Strafsachen konsultiert. Schließlich gibt es eine internationale Datenbank für vermisste Personen von Interpol.

Ergebe sich daraus keine Übereinstimmung, so Van Kooten, könnten zusätzliche DNA-Tests Aufschluss über Haar-, Augen- und Hautfarbe sowie die wahrscheinliche Herkunftsregion der Vorfahren geben. So hatte die Polizei zuvor berichtet, dass der gefundene Torso einem Mann mit osteuropäischem Hintergrund gehören muss. In Zukunft könnten zusätzliche DNA-Tests Aufschluss über Alter, Größe, Haarausfall und Rauchen geben. Van Kooten: „Allerdings befindet sich diese Technologie noch in der Forschungsphase.“



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