Robbie Williams erobert den Ziggo Dome mit Humor, einer guten Geschichte und Hausbesetzern aus vergangenen Zeiten

Robbie Williams erobert den Ziggo Dome mit Humor einer guten


Robbie Williams wird drei Abende lang im ausverkauften Ziggo Dome zu Gast sein.Bild Ben Houdijk

Was würde Robbie Williams denken, wenn er seinem Publikum manchmal den Rücken zukehrte und sich selbst auf den Projektionswänden hinter der Bühne beobachtete? Er ist immer noch der Showman aus seinem Hit Lasst mich euch unterhalten, ein Vierteljahrhundert später. Er ist ein fast 50-jähriger Mann im goldenen Glitzeranzug, der nur wenige Male brav sein Sixpack zeigt: Ja, alle Dosen stehen noch ordentlich im Regal.

Williams denkt vielleicht auch an die persönlichen Widrigkeiten, die er überwunden hat, von Suchterkrankungen über Depressionen bis hin zum allgemeinen Karriereeinbruch. Er veröffentlicht kaum noch neue Musik und landet keine Hits mehr. Doch jetzt ist er wieder in den größten Hallen der Welt, oft mehrere Abende hintereinander, wie etwa im Amsterdamer Ziggo Dome.

Williams füllt die Hallen, weil er in seinen alten Erfolgen schwimmen kann; ein einzelner alter Hausbesetzer aus seiner ehemaligen Boyband Take That, sondern vor allem die Arbeit, mit der er dieser Band entfliehen und seine eigene Karriere aufbauen konnte, aus Engel (1997) zu fühlen (2002). Aber er hat noch mehr zu bieten. Williams ist zudem eine sympathische und entwaffnend ehrliche Bühnenpersönlichkeit mit viel Selbstironie und einer guten Story.

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Vom Jungen zum Mann

Seine Verletzlichkeiten, von seiner Sucht bis hin zu Sorgen um den alternden Körper, sind Teil seiner Show: Williams nimmt sein alterndes Publikum mit auf eine Reise durch seine Karriere, die viele Schattenseiten hat. „Darf ich mich vorstellen“, beginnt er die Show. „Ich bin Robbie Williams. Das ist meine Band. Und das ist mein Arsch.“

Es wird erwartet, dass er immer noch diesen Adonis spielt, diesen hübschen Jungen aus Take That. Er lacht herzhaft über sich und sein Publikum und weist auf die fragwürdigen Phasen seines Boygroup-Daseins hin. Auf der Projektionsleinwand erscheint ein glänzender nackter Jungenhintern, der in den Neunzigern offenbar Herzen erobern musste. „Das ist mein Hintern“, sagt Williams. „Ich war damals 17. Das ist irgendwie komisch, oder?“

Es kommt nicht oft vor, dass man bei einer Popshow ein paar Mal laut lacht. Nun, bei Williams ist es so. Als irgendwo auf der Tribüne ein Mann von seinem Platz aufsteht und im Treppenhaus verschwindet, stoppt Williams die Musik. „Hey, was hast du vor?“ Der Mann kehrt ins Treppenhaus zurück und macht die universelle I-go-piss-Geste. Williams: „Okay, kommst du zurück?“

Sein Humor reißt das Publikum mit. Seine Band, mit Saxophonen und einer Orgel, spielt die größte Hits ordentlich voran und die sechs Tänzer geben wirklich ihr Bestes, aber es ist Williams, der die Party aufbaut. Sogar in einer extrem ironischen Nummer wie Aufgehen, in dem er die ganze Misere des Showbusiness besingt. „So brauche deine Liebe, also fick euch alle.“ Unterhaltung auf höchstem Niveau.

Robbie Williams

Pop

★★★★☆

28/1, Ziggo Dome, Amsterdam. Wiederholung: 29.1. und 13.2.



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