Das Schlüsselwort für den 52-jährigen Ritsma bei seinem Amtsantritt ist „Engagement“. „Ich sehe es als Herausforderung, gemeinsam auf den olympischen Erfolg hinzuarbeiten, wobei es wichtig ist, dass man aneinander glaubt“, sagt Ritsma, der nächste Woche seinen neuen Job antreten wird. Er ist bis zu den Spielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo verpflichtet. Er beendet seine Arbeit als Skating-Analyst bei der NOS.
In den letzten Jahren hat es unter der Führung von Coopmans an Vertrauen und Engagement gefehlt. In der fragmentierten kommerziellen niederländischen Skaterlandschaft ist es schwierig, die einzelnen Skater und ihre Trainer aufeinander abzustimmen. Das war unzureichend.
Bei den Winterspielen in Peking, wo der Eislaufverband KNSB die Mannschaftskomponente betont hatte, zeigte sich, wie wenig Coopmans es geschafft hatte, die Mannschaften auf Vordermann zu bringen. Die Männer wurden unrühmlich Vierte, die Frauen mussten sich mit Bronze begnügen. Beim Massenstart gab es Gold dank Irene Schouten, was allerdings mehr der eigenen Klasse und der Mithilfe ihrer Helferin Marijke Groenewoud als dem Beitrag der Bundestrainerin zu verdanken war.
Pionier des kommerziellen Eislaufens
Mit Ritsma betritt ein Bundestrainer mit einem ganz anderen Profil das Eis. Er ist vierfacher Allround-Weltmeister, sechsfacher Europameister und hat bei fünf Winterspielen sechs Medaillen (zweimal Silber, viermal Bronze) gewonnen. Er ist ein Pionier des kommerziellen Skatens und gilt als Ikone des Longtrack-Eisschnelllaufs. Remy de Wit, technischer Direktor beim KNSB, erwartet viel von ihm. „Rintje verfügt über eine Fülle von Skating-Kenntnissen. Er kann dafür sorgen, dass die beteiligten Skater und Trainer sich gemeinsam ans Steuer setzen.“
Laut De Wit sind die Skater und ihre Trainer davon überzeugt, dass es besser geht als im letzten Winter in Peking. „Für Fahrer und Trainer steht der individuelle Weg zum olympischen Erfolg im Vordergrund. Aber wenn man auch in der Team-Komponente Gold gewinnen will, muss man mehr und besser zusammenarbeiten“, sagt er. Hier werden die Zügel angezogen. Wer sich nicht auf gemeinsame Trainingseinheiten einlässt, muss nicht mit einem Olympia-Ticket rechnen.
Trotz aller guten Absichten weiß Ritsma, wie kompliziert es sein kann, die Mannschaftsverfolgung zu gewinnen. Er selbst war Teil des niederländischen Teams, als das Teil 2006 in Turin erstmals auf dem olympischen Programm stand. Es schien eine hervorragende Gelegenheit für Ritsma zu sein, im Herbst seiner Karriere endlich den begehrten Olympia-Titel zu gewinnen, doch durch den Sturz von Sven Kramer im Halbfinale blieb für den Niederländer am Ende nicht mehr als Bronze.