Regierungsparteien suchen nach einem Ziegenpfad aus der dornigen Stickstoffdatei

Regierungsparteien suchen nach einem Ziegenpfad aus der dornigen Stickstoffdatei


Henk Staghouwer, Minister für Landwirtschaft, Natur und Lebensmittelqualität und Christianne van der Wal, Ministerin für Natur und Stickstoff, während einer Pressekonferenz über neue Stickstoffmaßnahmen.Statue Freek van den Bergh

„Ich habe viele Landwirte in der App, die sagen: Stecker ziehen“, sagt CDA-Abgeordneter Derk Boswijk. Aber Neuwahlen werden das Stickstoffproblem nicht lösen, meint das CDA-Mitglied: „Dann bleibt man als Landwirt länger im Ungewissen.“

Obwohl er „nicht hofft oder erwartet“, dass das Stickstoffdossier zu einer Kabinettskrise führen wird, hat die Diskussion bereits zu vielen politischen Spannungen geführt, die möglicherweise weiter zunehmen könnten. Das sehen auch der VVD und die ChristenUnie so.

Zwar kann das Kabinett auf eine große parlamentarische Mehrheit zählen, um die Stickstoffpläne einfach umzusetzen – Parteien wie Volt, PvdA und GroenLinks sind davon begeistert –, aber so weit haben es noch nicht alle im Land geschafft. Der Widerstand gegen die Pläne erweist sich als größer als von der Koalition erwartet und wächst sogar. aus Forschung in Autrag gegeben von Treue zeigte am Mittwoch, dass fast die Hälfte (45 Prozent) der Bevölkerung die Bauernproteste uneingeschränkt unterstützt. Das waren im Oktober 2021 38 Prozent.

Der Protest geht bis tief in die Regierungsparteien hinein. Bei VVD und CDA haben verschiedene Ortsverbände bereits offen gegen die Mutterpartei in Den Haag protestiert.

„Diese Stickstoffkrise hat alles, was nötig ist, um vollständig zu entgleisen“, sagte ChristenUnie-Chef Gert-Jan Segers auf Radio 1. Sie könne sogar zu „einem Bürgerkrieg“ führen, sagte er. Dass das Wort vielleicht etwas unglücklich gewählt ist, ist tags darauf von der CU-Fraktion zu hören, aber die Sorge, dass die Meinungsverschiedenheit diesmal nicht nur in eine heftige Debatte ausartet, sondern vielleicht auch zu körperlichen Auseinandersetzungen führt, ist durchaus lebendig in der ChristenUnie.

Diese Sorge ist nicht ganz unbegründet. Abgeordnete von VVD und D66 konnten am Mittwoch nicht an dem Bauernprotest teilnehmen, da ihre Sicherheit nicht gewährleistet werden könne, warnte NCTV. CDA-Mitglied Boswijk sagte, „persönlich nicht so viel Angst davor zu haben“ und ging trotzdem.

Ziegenpfad

Nach dem Bauernprotest am Mittwoch werden am Donnerstag wieder alle Augen auf Den Haag gerichtet sein, wo das Repräsentantenhaus über den Stickstoffplan debattiert. Der Druck aus dem Land und die Angst, bei den Provinzwahlen im März die Stimmen der Region zu verlieren, führen dazu, dass die Regierungsparteien nun nach einem politischen Weg suchen, um den Ärger zu zügeln.

Ein prekärer Prozess, denn der Koalition ist klar, dass am Ziel der Halbierung der Stickstoffemissionen in den Niederlanden nicht gerüttelt wird. Schon allein, weil der zwingende Beschluss des Staatsrates von 2019 wenig Spielraum lässt: Ohne Maßnahmen zur Förderung der Natur drohen ganze Wohnungs- und Straßenbauprojekte ins Stocken zu geraten, weil keine Genehmigungen mehr erteilt werden. Diese Realität wird intern von den Regierungsparteien nicht angezweifelt. Gleichzeitig müssen sie etwas tun, um ihren Anhängern das Gefühl für Gerechtigkeit zurückzugeben.

Die Lösung wird vorerst in der „Individualisierung“ gesucht: Das Endziel bleibt das gleiche, aber es gibt noch Raum für Diskussionen darüber, wie es erreicht werden soll. „Dafür gibt es viele Möglichkeiten“, sagte der VVD-Abgeordnete Thom van Campen am Dienstagabend Auf 1† Es ist CDA-Mitglied Boswijk gegen das wunde Bein, dass Ministerin Van der Wal vor anderthalb Wochen ihre Karte mit Reduktionszahlen pro Region präsentierte, als wären sie in Beton gegossen. Boswijk verlangt von Van der Wal, dass die Karte überarbeitet wird. „Sie muss wirklich darüber hinwegkommen.“ Auch die ChristenUnie hält die Karte für zu fest.

Diese Zusage des Ministers haben die Abgeordneten der drei Koalitionsparteien am Donnerstag offenbar erhalten. Sie kündigte am Mittwoch an, dass das Ziel von 50 Prozent weniger Stickstoffemissionen im Jahr 2030 bestehen bleiben werde, die Karte jedoch nur „direktiv“ sei. „Viele Anpassungen sind noch möglich.“

Damit kommt der Minister zwar den Kritikern entgegen, doch die Krise ist nicht abgewendet. Das Stickstoff-Dossier droht die Stabilität der Koalition auf die Probe zu stellen. Zwischen VVD, CDA und ChristenUnie einerseits und D66 andererseits gibt es bereits leichte Irritationen. Auf dem D66-Kongress am Samstag kamen die Worte des Parteivorsitzenden Jan Paternotte über „simmernde Provinzen“ bei den Koalitionsmitgliedern in die falsche Richtung. Das Gefühl, dass D66 mit einiger Geringschätzung über die Unruhen im Land spricht, ist jedenfalls nicht verflogen.

Die Kabinettssolidarität wird im Vorfeld der Provinzwahlen im März 2023 weiter auf die Probe gestellt. Diese Woche kündigte die Interessenpartei Boer Burger Movement an, dass sie in allen Provinzen teilnehmen werde, was möglicherweise eine enorme Wahldrohung für VVD und CDA im Besonderen darstellt. Die Frage ist, wie lange diese Parteien den Rücken gerade halten, wenn ein massiver Sitzverlust bevorsteht.



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