Rechtsstreitigkeiten auf dem Quadratmillimeter: Das ist es, was uns eine fehlende Stickstoffpolitik beschert

Rechtsstreitigkeiten auf dem Quadratmillimeter Das ist es was uns eine

Ein Minister kommt mit dem Porthos-Urteil des Staatsrates ungeschoren davon. Ansonsten gibt es nicht viel Grund zum Jubeln.

Raoul du Pré

Das Porthos-Urteil des Staatsrates ist ein ergreifendes Beispiel für die Situation, in die das Land aufgrund mangelnder politischer Entschlossenheit geraten ist. Es ist mittlerweile mehr als vier Jahre her, dass derselbe Staatsrat mit dem illustren Stickstoff-Urteil für Panik in den Verwaltungsniederlanden sorgte: Wenn die Stickstoffeinträge in nahegelegenen Naturgebieten drohend überschritten werden, werden neue Straßen, Bauprojekte, Industriegebiete und Stadterweiterungen in Gefahr sein einfach abgeschnitten werden.

Die Begründung: Aufgrund der jahrelangen Vernachlässigung sind die meisten Naturschutzgebiete in einem so schlechten Zustand, dass davon ausgegangen werden muss, dass jedes bisschen zusätzlicher Stickstoff zu einer weiteren Verschlechterung führt. Und das steht schlicht im Widerspruch zu den verbindlichen Vereinbarungen, die die Niederlande in internationalen Verträgen getroffen haben.

Der Volkskrant Commentaar bringt die Position der Zeitung zum Ausdruck. Es kommt nach einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und den Chefredakteuren zustande.

Die Botschaft hätte damals nicht klarer sein können: Die Stickstoffemissionen müssen reduziert werden, und zwar schnell. Aber die Kabinette Rutte III und IV beschlossen zunächst, einige beratende Ausschüsse einzurichten (immer mit der gleichen Botschaft), einen Stapel Berichte darüber schreiben zu lassen (immer mit der gleichen Botschaft) und dann endlos weiter darüber zu diskutieren Das Hauptergebnis ist, dass das freiwillige Aufkaufsystem erst seit Kurzem für Viehzüchter offen steht, die erwägen, damit aufzuhören. Zu konkreteren Schritten (einer Emissionssteuer, ggf. Zwangsenteignung) kam die Regierung vor dem Sturz im Juli nicht.

Das Ergebnis lässt sich im Urteil zum Porthos-Klimaprojekt nachlesen: Sechzehn dicht gedruckte Seiten juristisches Gerangel auf dem Quadratmillimeter darüber, ob ausgeschlossen werden kann, dass der Bau des CO2-Die Lagerung unter der Nordsee führt zu einer Verschlechterung der Natur in den umliegenden Dünengebieten.

Die Umweltorganisation Mobilization for the Environment glaubt nicht, die Regierung legt ökologische Forschungsergebnisse vor, die es für möglich halten: Ja, die Stickstoffeinträge in den Gebieten werden vorübergehend etwas zunehmen, aber es gibt keine konkreten Anzeichen dafür, dass die Artenvielfalt dadurch zurückgehen wird. Die lokale Natur kann immer noch einiges aushalten. Diesmal entschied der Staatsrat zugunsten des Kabinetts.

Das sind gute Nachrichten für einen scheidenden Minister: den CO2Speicherung ist für Klimaminister Rob Jetten ein wichtiges Instrument, um seine Ziele zu erreichen. Er kann wieder vorwärts gehen. Aber ansonsten können Kabinett und Repräsentantenhaus kaum Hoffnung aus diesem Urteil ziehen.

Der Staatsrat betont, dass sich das Urteil auf dieses konkrete Projekt beziehe und alle anderen Genehmigungen daher schlicht ins Stocken geraten, solange nicht ausdrücklich und immer wieder mit eingehender Recherche festgestellt werde, dass ein Bau ohne Schäden an der Natur möglich sei. Der Rat hält nichts für selbstverständlich. Über jedem Bauprojekt schwebt eine endlose Reihe von Klagen, mit allen damit verbundenen Verzögerungen und höchst ungewissen Ergebnissen.

Es gibt nur einen Ausweg aus dem Sumpf und das ist das Echo aus dem Jahr 2019: Die Stickstoffemissionen müssen reduziert werden, und zwar schnell. Und das völlig unabhängig von der Farbe der nächsten Regierungskoalition, was auch immer im Wahlkampf im kommenden Herbst darüber versprochen wird.



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