Putins Dekret über Rubel für Gas: Das sind die Folgen für die Niederlande und Europa

Putins Dekret uber Rubel fur Gas Das sind die Folgen


Ein Kran wird 2015 an einer Druckstation betrieben, die Teil einer Gaspipeline ist, die von Russland über die Ukraine nach Europa führt.Bild EPA

Warum will Putin, dass westliche Unternehmen in Rubel zahlen?

Das ist noch recht kompliziert. Auf jeden Fall ist klar, was er damit erreichen will. Die Abwicklung in Rubel erhöht die Nachfrage nach der russischen Währung und stoppt den freien Fall, in den die Währung in den letzten Monaten geraten war. Dadurch wird es für Russen billiger, ausländische Produkte zu kaufen.

Die Konstruktion selbst ist seltsam. Gazprom erhält jeden Tag etwa eine Milliarde Euro für das Gas, das es an EU-Länder verkauft. Gazprom könnte mit diesem Geld auch eigene Rubel kaufen, könnte man sagen. Aber das ist offenbar wegen der Sanktionen gegen Russland nicht möglich. Putin will diese Sanktionen eigentlich umgehen, indem er europäische Unternehmen direkt in Rubel bezahlen lässt. Oder, wie im Laufe des Tages am Donnerstag klar wurde, mit einer seltsamen Ball-Ball-Konstruktion über die Gazprombank in Luxemburg.

Wie ernst nimmt der Markt die „Rubelentscheidung“?

Das niederländische Gashandelshaus Gasterra hält an den getroffenen Vereinbarungen über Zahlungen in Euro fest. Auch Eneco, die einen Vertrag mit der Gazprom-Tochter Wingas hat, geht davon aus, die Rechnung weiterhin in Euro bezahlen zu können. Auch Vattenfall kündigte am Donnerstag an, weiterhin in Euro zu zahlen.

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Steigen die Gaspreise wieder?

Der Preis am wichtigen niederländischen TTF-Gasmarkt stieg, aber nicht spektakulär. Kurz nach Putins Ankündigung schoss der Gaspreis von rund 110 Euro pro Megawattstunde auf knapp 130 Euro hoch. Später fiel er wieder auf 121 Euro. Damit bleibt er weit unter dem Niveau von 217 Euro vor einem Monat. Der Markt rechnet offenbar damit, dass der Erlass nicht zu einer sofortigen Abschaltung des Gases führen wird.

Dennoch berücksichtigen die Regierungen, dass der Gashahn aus Russland geschlossen werden könnte. Was würde das für die Niederlande und Europa bedeuten?

Wenn Russland den Wasserhahn zudreht, gehen in den Niederlanden und im restlichen Europa nicht sofort die Lichter aus. Am Ende des Winters sind die niederländischen Gasreserven jetzt zu etwa einem Fünftel gefüllt. Neben Vorräten verfügen die Niederlande über andere Quellen, wie kleine Felder in der Nordsee, flüssiges LNG, das über den Hafen von Rotterdam ankommt, und Erdgas, das über Pipelines aus Norwegen kommt.

Allerdings würde eine Abschaltung des russischen Gases in der Tat sofortiges Handeln erfordern. Denn in der Europäischen Union ist vereinbart, dass bis zum 1. Oktober alle Gasspeicher in Europa zu 90 Prozent gefüllt sein müssen, um problemlos durch den kommenden Winter zu kommen. Das ist schon bei russischem Gas eine Herausforderung. Wenn der Kreml den Wasserhahn zudreht, wird das Befüllen zu einer entmutigenden Aufgabe.

Andere europäische Länder rechnen bereits damit. So hat Deutschland am Mittwoch einen „Gas-Alarm“ ausgerufen, was bedeutet, dass Verbraucher und Unternehmen sparsamer mit Gas umgehen müssen. Die zugrunde liegende Idee ist, dass all das Gas, das jetzt nicht verwendet wird, im nächsten Winter nützlich sein wird.

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Haben die Niederlande auch einen solchen Alarmplan?

Jawohl. Jeder EU-Mitgliedsstaat ist verpflichtet, einen Plan für Situationen zu haben, in denen die Energieversorgung unterbrochen wird. Auch die Niederlande haben einen (Not-)Plan zum Gassparen.

Der erste Schritt ist eine Informationskampagne, die am Samstag startet. Diese soll Verbraucher und Unternehmen zum sparsamen Umgang mit Gas und Strom einladen. Im Sommer ist das Sparen etwas weniger effektiv als im Winter, weil die Verbraucher in den kommenden Monaten relativ wenig Energie zum Heizen ihrer Wohnung verbrauchen werden. Aber auch weniger Duschen und der sparsame Umgang mit energiehungrigen Geräten wirken sich aus. Eine nächste Stufe des Notfallplans wäre, dass bestimmte Unternehmen auf Anordnung der Regierung weniger oder keine Energie mehr verbrauchen dürften.

Wie funktioniert der Notfallplan, wenn Unternehmen weniger Gas bekommen?

Das ist noch nicht ganz klar. Das Wirtschaftsministerium hat in den vergangenen Monaten eine Bestandsaufnahme gemacht, wie eine solche Schließung von Unternehmen in der Praxis ablaufen soll. Die sechzig größten Energieverbraucher wurden zu möglichen Folgen befragt. Diese Daten sind nicht öffentlich, da es sich um sensible Geschäftsinformationen handelt.

Einige Unternehmen haben in den letzten Monaten Erklärungen geliefert. Das zeigt, dass Schließen einfacher klingt, als es ist. Nehmen wir zum Beispiel die Papierfabrik Sappi aus Maastricht. Ein Produktionsstopp wäre natürlich für alle Kunden dieses Papiers ärgerlich. Doch als unbeabsichtigter Nebeneffekt könnten die Anwohner des Nachbarquartiers bald im Regen stehen: Ihre Wohnungen werden mit der Restwärme der Fabrik beheizt.

Es gibt auch Branchen, für die eine sofortige Schließung verheerend wäre. Beispielsweise würde es irreparable Schäden anrichten, wenn die Öfen Glas- oder Stahlwerke verlassen. Ein guter Shutdown-Plan sollte all diese Überlegungen berücksichtigen.



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