GroenLinks hat sich in der Formation in Drenthe sofort ins Abseits gedrängt. Parteichef Sam Pormes teilte Scout Astrid Nienhuis unmittelbar nach den Wahlen mit, dass seine Partei nichts in einer Zusammenarbeit mit dem großen Gewinner BBB sieht. „Die Distanz zwischen uns und BBB ist nahezu unüberbrückbar“, erklärt Pormes. „Wenn sie sich an ihren Stickstoff-Zehn-Punkte-Plan halten, wird Drenthe einfach abgeriegelt bleiben. Platz für neue Genehmigungen wird es nur geben, wenn Sie die Stickstoffemissionen schnell reduzieren.“
Wie anders ist das für die Drenthe PvdA. Provinzvorsitzende Yvonne Turenhout sieht Kooperationsmöglichkeiten mit BBB. Nienhuis berät eine Koalition von BBB, VVD, CDA und PvdA in Drenthe. Wenn die Koalitionsverhandlungen gelingen, wird die PvdA bald die einzige linke Partei in einem ansonsten rechten Kollegium sein.
BBB hat überall die gleichen zwei „Bruchpunkte“ formuliert: keine Kooperation beim Zwangsaufkauf von Landwirten und auch nicht bei der Halbierung der Stickstoffemissionen vor 2030. Turenhout sieht das differenziert. „Sogar der Natur- und Umweltverband in Drenthe ist der Meinung, dass das Kabinett diese Positionen streichen sollte. Wenn Sie bereit sind, dabei etwas flexibler zu sein, ist vieles möglich. Im sozialen Bereich sehen wir viele Ähnlichkeiten mit BBB. Laut Kieskompas ist diese Partei ziemlich links.“
Nationale Parteilinie
Die Drenthe PvdA distanziert sich mit ihrer Stickstoffposition von der nationalen Parteilinie. Im Repräsentantenhaus plädieren PvdA und GroenLinks dafür, dass das Kabinett an 2030 festhalten soll. Auch Zwangsmaßnahmen für Landwirte wollen sie nicht ausschließen. Im Senat wird diese Position von einer fusionierten Senatsfraktion propagiert. Inzwischen träumt die Spitze beider Parteien davon, zu einer größeren Partei zu fusionieren, die hoffentlich mehr Macht ausüben kann. In Zeeland hatten GroenLinks und PvdA bereits eine Kandidatenliste auf dem Stimmzettel.
In anderen Provinzen ist die Bruderliebe weniger tief. Dort offenbaren Formationen die gegenseitigen Unterschiede. In vier der zehn Provinzen, in denen die Sondierungsphase abgeschlossen ist, nimmt die PvdA Koalitionsverhandlungen mit BBB auf, aber GroenLinks scheidet aus. Außer in Drenthe gilt dies in Friesland, Groningen und Limburg.
Es besteht eine gute Chance, dass GroenLinks sich in einigen Provinzen gegen einen PvdA-BBB-Rat aussprechen wird. Das kann schmerzhaft werden für die Landesgruppen im Binnenhof, die nun mit einer Stimme sprechen werden. Die rechten Parteien im Parlament, darunter die BBB, können die Parteivorsitzenden Jesse Klaver und Attje Kuiken bald damit aufziehen.
In den Reihen von GroenLinks sind zynische Stimmen über den Opportunismus der Provinz-PvdA-Mitglieder zu hören. Tenor ist, dass die Regierungspartei PvdA dem Ruf der Macht nicht widerstehen kann und die grünen Ideale für einen Sitz in der Landesregierung verspielt. Der frühere Parteivorsitzende in Sittard-Geleen, Jan Muijtjens, wettert auf Twitter: „In vier Provinzen lässt die PvdA GroenLinks im Stich, weil BBB keinen starken grünen Partner will.“
Nicht solidarisch
Pormes ist nicht überrascht. Die Labour Party war schon immer eine große Partei. In den Gemeinden hatten sie teilweise die absolute Mehrheit. Dadurch entsteht eine gewisse Machtkultur. GroenLinks ist normalerweise eine kleine Oppositionspartei im Norden. Auf kommunaler Ebene gibt es große Unterschiede im Wahlverhalten. Die Ratsmitglieder von GroenLinks fühlen sich hier nicht mit der PvdA verbunden. Ich höre sie oft über PvdA-Führer klagen: „Zusammenarbeit ist eine Katastrophe; sie sind überhaupt nicht solidarisch“.
Yvonne Turenhout und Flevoland PvdA-Parteivorsitzender Abassin Nessar sind sich einig, dass soziale Agendapunkte wie bezahlbarer Wohnraum und Beschäftigung für die PvdA manchmal das Klima und die Natur überwiegen. Laut Nessar geht es um „Akzentunterschiede“. Turenhout ist etwas offener. „In Südost-Drenthe haben wir einen klassischen roten Wahlkreis, der anders über Umweltpolitik denkt als GroenLinks. Oft hat man das Gefühl, dass man nicht grün werden kann, wenn man im roten Bereich ist.“
Diesen Unterschied sah auch SGP-Bundestagsabgeordneter Chris Stoffer, Scout in Friesland. „Die dortige PvdA ist eine altmodische sozialdemokratische Partei, die im Umfeld der einfachen Arbeiter verwurzelt ist.“ Bert Wassink, Schöffe von GroenLinks, der an den Gründungsverhandlungen beteiligt war: „Ich denke, dass die PvdA sich sehr gerne an der Geschäftsführung beteiligen möchte und daher bereit ist, Zugeständnisse zu machen. Sie denken: Wenn wir uns an GroenLinks halten, werden wir nur darunter leiden. GroenLinks steht für grüne Werte und darauf legen die Verbündeten weniger Wert.“
Gegenseitiges Vertrauen
Letzteres ist wahrscheinlich auch die Einschätzung von BBB. Auffallend ist, dass die BBB in mehreren Bundesländern Einwände gegen eine Koalition mit GroenLinks geäußert hat, die PvdA aber nicht als Gesprächspartner ausschließt oder gar umarmt.
Der frühere Vorsitzende der Partei GroenLinks, Henk Nijhof, hält es für „nicht klug“, dass die PvdA einer überwiegend rechtsgerichteten Koalition beitritt. Das sei den Fusionsplänen zwischen GroenLinks und PvdA nicht förderlich, sagt er. „Die PvdA muss dann die Stickstoffpolitik verteidigen, die GroenLinks ablehnt. Das hilft nicht dabei, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.“
Die aktuellen Parteivorsitzenden halten sich bedeckt über die in einigen Provinzen stattfindenden Umsiedlungen. „Als nationaler Vorstand begrüßen wir die Zusammenarbeit, aber die Provinzbehörden entscheiden selbst, wie sie diese gestalten“, antwortet Katinka Eikelenboom, Vorsitzende von GroenLinks. Esther-Mirjam Sent (PvdA) hält es für „verfrüht, über mögliche Ergebnisse“ des Gründungsprozesses zu spekulieren.
In Limburg will die PvdA weiterhin mit GroenLinks zusammenarbeiten, auch jetzt, wo letztere nicht an den Gründungsverhandlungen teilnimmt. Die gegenseitige Bindung sei eng, schwört PvdA-Parteichef Jasper Kuntzelaers. Ihm zufolge stimmt die PvdA in Limburg selten anders als GroenLinks. Eine dieser Zeiten war die Erweiterung der Autofabrik NedCar. Um Platz für die neue Fabrikhalle zu schaffen, musste 2021 die Hälfte des alten Sterrebos weichen. Angesichts der Beschäftigung, die laut Nedcar gefährdet wäre, wenn der Ausbau nicht zustande komme, stimmte die PvdA dafür. GroenLinks stimmte dagegen.
Letzte Woche wurde bekannt, dass Nedcar eine Massenentlassung anstrebt. Die Produktionsaufträge, die die neue Fabrik erforderlich machten, kamen nie zustande. Der Sterrebos wurde inzwischen abgeholzt.