Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam der University of Massachusetts, das: veröffentlicht darüber im Magazin Wissenschaft† Die Forscher befragten Besitzer von 18.385 Hunden, etwa die Hälfte davon reinrassige Hunde, und untersuchten die DNA von 2.155 Hunden. Etwa 25 Prozent der Variation im Verhalten der Hunde seien erblich bedingt, die Rasse des Hundes sei aber nur zu 9 Prozent verhaltensentscheidend, schlussfolgern die Forscher. Die Prozentsätze variieren je nach Verhaltenstyp. Beispielsweise spielt die Herkunft des Hundes zwar eine entscheidende Rolle beim Gehorsam, nicht aber bei Reaktionen aufgrund von Angst oder Reizen, die dem Tier Unbehagen bereiten. Die beruhigende Aussage eines Hundebesitzers „er tut nichts“ ist also selten wissenschaftlich fundiert. Auch allgemein anerkannte Wohltäter wie Labradore oder Retriever können geradezu aggressives Verhalten zeigen.
Bonne Beerda, Forscherin am Lehrstuhl für Verhaltensökologie an der Universität Wageningen, spricht von einer „wertvollen, umfangreichen und komplexen Forschung“, die mit früheren Studien übereinstimmt. Bemerkenswert findet Beerda, dass die Forscher ihren Anteil von 9 Prozent so niedrig darstellen. „Ich denke, die durchschnittlichen 9 Prozent sind ziemlich hoch. Mit einem solchen Prozentsatz kann man in der Hundezucht schon sehr gut auf Verhaltensmerkmale selektieren. Das würde natürlich noch besser funktionieren, wenn dieser Prozentsatz zehnmal höher wäre, aber 9 Prozent sind bereits ausreichend und der Prozentsatz ist je nach Verhaltenstyp sehr unterschiedlich.“
Erbliche Verhaltensmerkmale
Im vergangenen Jahrhundert zeigte der russische Genetiker Dmitry Belyaev, wie vererbbar Verhaltensmerkmale von Tieren sein können. Durch intensive Züchtung gelang es ihm, in etwa zehn Generationen 20 Prozent einer Gruppe wilder Silberfüchse in zahme „Haustiere“ zu verwandeln.
Beerda: „Viele Studien haben gezeigt, dass es deutliche Rasseeffekte in Bezug auf Aggressions- und Angstreize bei Hunden gibt. Einen Rottweiler zu treffen, birgt wirklich ein größeres Unfallrisiko als einen Labrador.“ Der Forscher nennt es zu Recht, dass die amerikanischen Wissenschaftler betonen, dass es auch innerhalb von Hunderassen viele individuelle Verhaltensvariationen gibt. Beerda: „Dies war bereits aus schwedischen Verhaltenstests mit Tausenden von Hunden ersichtlich. Die Wissenschaftler fanden Unterschiede in Verspieltheit, Geselligkeit und Aggression, aber die Rassengruppen, denen sie angehörten – wie „Arbeitshunde“, Hütehunde oder Jagdhunde – sagten nicht viel aus. Es stellte sich heraus, dass Rassen innerhalb derselben Gruppe, wie Labradore und Retriever, sich im Verhalten stark unterschieden.‘