Das Geländer ist aus glänzendem Silber, die zweiflügeligen Flurtüren aus Nussbaumholz mit eingelegten Blumenmotiven und ein mehrere Meter langer „Läufer“ aus Marmor erstreckt sich unter Ihren Füßen. Der Empfang im renovierten und erweiterten Museum Paleis Het Loo bei Apeldoorn ist großzügig, um nicht zu sagen großzügig übertrieben. Aber als Erweiterung des Jagdschlosses der Sommerresidenz, das Statthalter Wilhelm III. und seine Frau Mary 1686 in Apeldoorn erbauen ließen, passt es.
Mit diesem Schloss, bestehend aus einem klassizistischen Hauptgebäude aus Backstein und zwei Flügeln um einen Vorhof, wollten William und Mary das niederländische Pendant zu Versailles schaffen. Barocke Gärten und, um Eindruck zu machen, Springbrunnen waren überall. Mit der Renovierung von Het Loo, das seit 1984 als Museum genutzt wird, hat Kaan Architecten ein überraschendes Wasserkunstwerk hinzugefügt, das um den bestehenden Brunnen auf dem Vorplatz herum entworfen wurde.
Die dort angelegten vier Rasenflächen wurden durch einheitliche Flächen mit Naturstein und (begehbaren) Glasplatten ersetzt, auf denen eine dünne Wasserschicht im Sonnenlicht funkelt. Stellt man sich darauf und blickt nach unten, blickt man plötzlich in die schwindelerregende Tiefe des unterirdischen Neubaus.
Über den Autor
Kirsten Hannema ist Architekturkritikerin von de Volkskrant. Seit 2007 schreibt sie über Architektur, Stadtplanung und Landschaftsgestaltung.
Das Wunder dieses Kellers ist, dass es sich dank dieser Oberlichter nicht so anfühlt; der meterhohe raum ist von tageslicht durchflutet und bietet ausblicke auf das darüber liegende schloss. Wenn die Sonne durch das mit Wasser bedeckte Glas scheint, entsteht ein wunderschönes Lichtspiel an den weißen Decken und Wänden. Het Loo hat sich von einem etwas staubigen Palast in ein Museum mit internationaler Ausstrahlung verwandelt. Es wird am 21. April in Anwesenheit von König Willem Alexander wiedereröffnet.
Grund für die Sanierung war die notwendige Asbestsanierung von 4.300 Quadratmetern. Das Museum nutzte die Gelegenheit, gleich einen großzügigen Eingang, Garderobe, Toiletten, Museumsshop und weitere Ausstellungsräume zu realisieren. Dazu wurde 2016 ein Gestaltungswettbewerb mit strenger Vorgabe ausgeschrieben: Das Fassadenbild musste unangetastet bleiben. Kaan Architecten gewann mit dem Plan, die geforderten Funktionen (insgesamt 5.000 Quadratmeter) „unter den Vorplatz zu kehren“.
Auf den ersten Blick sieht der Besucher also nichts Neues, aber das Erlebnis ist ein ganz anderes. Früher trat man durch eine Tür unter der Treppenabsatz ein, jetzt gibt es zwei großzügige Eingänge im Ost- und Westflügel. Von dort steigen Sie über eine monumentale Treppe in die unterirdische Empfangshalle hinab. Rechtwinklig zu diesem Raum, der mit dem Untergeschoss des Schlosses verbunden ist, öffnet sich das Große Foyer. In der Mitte des marmornen Foyerbodens ist ein Kompassrosenmosaik eingelegt. Hier haben Sie die Wahl: direkt zum Schloss mit seinen restaurierten Stilräumen, links zur Wechselausstellung oder zum Kindermuseum im Westflügel oder rechts zur Dauerausstellung Die Orangen im Ostflügel. Es ist auch möglich, sich auf eine Bank zu setzen und das Lichtspiel zu genießen.
Der Neubau ist mehr als ein Anbau, er lässt sich als versunkene Erweiterung der Gartenlandschaft lesen, die die Planer mit dem streng symmetrischen Grundriss geschickt herausarbeiten. Mit schicken Materialien haben die Architekten ein klassisch-modernes Interieur entworfen, das in Sachen Verarbeitung dem Schloss ebenbürtig ist. Die originalen Weichholzböden in den Seitenflügeln wirken im Vergleich zum neuen Nussbaum sogar etwas ausgeblichen.
Die Renovierung (Kosten: 171 Millionen Euro) ist Teil einer Reihe spektakulärer „unsichtbarer“ Museumsrenovierungen, von den unterirdischen Erweiterungen des Mauritshuis und des Van-Gogh-Museums (beide vom Architekten Hans van Heeswijk) bis zum Königlichen Museum der Schönen Künste in Berlin Antwerpen, wo Kaan zusätzliche Ausstellungsräume in den Innenhöfen platzierte. Seitdem ziehen diese Museen ein entsprechend größeres Publikum an. Paleis het Loo will mit Wechselausstellungen und Veranstaltungen im Foyer von 350.000 auf 500.000 Besucher pro Jahr wachsen – was allein schon ein Grund ist, nach Apeldoorn zu reisen.
Standardarbeit
„Buch“ ist ein bescheidenes Wort für das Standardwerk, das bei der Wiedereröffnung des Schlosses Het Loo erschienen ist. Diese dichte Geschichtsschreibung bietet dem Leser ein enzyklopädisches Erlebnis. 21 Autoren haben zu acht Perioden beigetragen, die jeweils in thematische Kapitel unterteilt sind. Unter der Endredaktion der ehemaligen Bibliothekarin Anne-Dirk Renting bieten sie eine Synthese von allem, was über Het Loo im Laufe der Jahrhunderte gesagt werden kann. Auch den Illustrationen wurde viel Aufmerksamkeit geschenkt, die deutlich machen, warum dieser Ort die Menschen schon so lange fasziniert.
Palast Het Loo. Ein Königshaus. Zusammengestellt von Anne-Dirk Renting.
Verlag Waanders; 695 Seiten; 75 Euro.
Renovierungspalast Het Loo, 2016-2023
Die Architektur
★★★★★
Architekt: Kaan Architects
Auftraggeber: Stichting Paleis Het Loo Nationalmuseum Apeldoorn
Adresse: Königlicher Park 16, Apeldoorn