Am Samstagabend müssen Reisende noch mit vielen Sperrungen und Ausfällen rechnen. ProRail hat angekündigt, bis mindestens Sonntag an Reparaturarbeiten zu arbeiten. Nach dem Sturm erhielt der Bahnmanager mehr als zweihundert Berichte über Vorfälle, die von Bäumen auf den Gleisen, Schäden an Bahnhöfen und gebrochenen Oberleitungen reichten. In den südlichen Provinzen, wo der Sturm die geringsten Auswirkungen hatte, sind die Reparaturarbeiten am weitesten fortgeschritten. Östlich von Amsterdam, zwischen Utrecht und Amsterdam und in der Nähe der Flevolijn, gibt es derzeit die größten Probleme.
Auch am Samstag laufen auf vielen Autobahnen noch die Räumungen. In der Nacht nach dem Unwetter wurden viele Verkehrszeichen, Äste und Bäume vom Asphalt entfernt. Rijkswaterstaat empfiehlt den Verkehrsteilnehmern, vor der Abfahrt die Verkehrsinformationen und die Wetterinformationen zu überprüfen. „Achten Sie auf Belästigungen durch Aufräum- und Reparaturarbeiten“, sagte ein Sprecher.
Wieder heftige Windböen
In der Nacht von Freitag auf Samstag hob die KNMI den Code Rot für das ganze Land auf. Derzeit liegen keine Wetterwarnungen vor. Laut KNMI kann es am Samstagabend und Sonntag vor allem im Westen des Landes erneut zu heftigen Windböen kommen. Ab 21 Uhr gilt für Südholland und Zeeland wieder Code Gelb.
Sturm Eunice forderte am Freitag im ganzen Land vier Todesopfer. Am Nachmittag tötete ein umstürzender Baum in Amsterdam einen Menschen. Kurz darauf stürzte im benachbarten Diemen ein Baum auf ein Auto, wobei ein Insasse ums Leben kam. Am späten Nachmittag wurde bekannt, dass auch in der Hauptstadt ein Radfahrer von einem Baum getötet worden war. Schließlich kollidierte am Freitagabend ein Autofahrer mit einem umgestürzten Baum in der Nähe von Adorp in Groningen. Er starb an seinen Verletzungen.
Anderswo in Europa wurden mindestens neun weitere getötet und unzählige verletzt. In Deutschland wurden mindestens zwei Menschen getötet. In Nordrhein-Westfalen kollidierte ein Autofahrer mit einem Baum, ein weiterer wurde von der Fahrbahn geschleudert. Belgien, Irland, Polen und das Vereinigte Königreich meldeten ebenfalls Todesfälle.
Der Sturm hat auch mehrere Menschen im In- und Ausland schwer verletzt. In Boekel in Noord-Brabant fiel beispielsweise ein Baum auf eine ältere Frau, die mehrere Knochenbrüche erlitt. In Deutschland wurde ein Passagier auf einer Fähre in Hamburg verletzt, nachdem eine Welle den Bug des Bootes durch ein Fenster getroffen hatte. Im belgischen Gent wurde jemand schwer verletzt, als er ein Solarpanel gegen den Kopf bekam, in Veurne wurde ein Lkw-Fahrer schwer verletzt, als sein Fahrzeug vom Wind umgeweht wurde.
Aufgrund der vielen Meldungen war die Notrufnummer 112 in den Niederlanden am späten Nachmittag des Freitags überlastet. Die Polizei schickte daraufhin bundesweit einen NL-Alarm an Mobiltelefone. Die Kontrollräume sind nun wieder gut zugänglich.
Tausende Sturmschadenmeldungen
Inzwischen gleichen die Niederlande die Sturmschäden aus. Bereits am Samstagmorgen waren beim Versicherer Interpolis mehr als dreitausend Meldungen über Sturmschäden eingegangen, vor allem betreffend Schäden an Häusern. Auch bei Centraal Beheer (2.500) war die Zahl der Schadensmeldungen am Samstag deutlich gestiegen. Am Samstagmorgen hatte Univé bereits Forderungen in Höhe von 3,5 Millionen Euro eingereicht, auch wegen Schäden durch den Sturm Dudley Anfang der Woche. Die Versicherer kündigten an, zusätzliches Personal einzusetzen, um alle Meldungen zu bearbeiten.
Aufgrund von durch den Sturm verursachten Rohrbrüchen können mehrere Menschen am Samstag wenig oder kein Wasser aus dem Wasserhahn haben. Das Wasserunternehmen Vitens sagt, es werde den Schaden inventarisieren und reparieren, sobald dies sicher ist. Es ist nicht klar, welche Teile des Landes genau betroffen sind.
Im ganzen Land riss der Wind am Freitag Dachziegel, Fassadenplatten und Sonnenkollektoren ab. In Groningen und Appingedam mussten letzte Nacht mehr als zwanzig Häuser evakuiert werden, weil die Dächer teilweise weggeblasen wurden. In Den Haag wurden Häuser rund um die Elandkerk vorübergehend evakuiert, weil einer der Türme gefährlich schwankte; die Bewohner durften am frühen Abend nach Hause gehen.
Der Wind riss auch ein Stück vom Dach des Fußballstadions von ADO Den Haag. In Tiel wurde das Dach eines Teils der Gebäude des Krankenhauses Rivierenland weggesprengt. Und in Rotterdam zerstörte Eunice eine große aufblasbare Sporthalle eines Hockeyclubs.
Auch in den Nachbarländern hat Eunice großen Schaden angerichtet. Zehntausende bis Hunderttausende Haushalte in Deutschland, Frankreich und Großbritannien waren ohne Strom. In London wurden Teile des Dachs der legendären O2-Arena weggesprengt.