Noordoostpolder geteilt über das Antragszentrum für Asylbewerber. Von ‚einfach scheiße‘ zu ‚willkommen sein‘

Noordoostpolder geteilt ueber das Antragszentrum fuer Asylbewerber Von einfach scheisse


Auf der anderen Straßenseite, wo noch Kartoffeln wachsen, hat das COA ein Stück Land gekauft, auf dem das zweite Aufnahmezentrum für Asylbewerber entstehen soll.Statue Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Der Mast- und Ackerbaubetrieb von Chris Naalden liegt noch immer an einer Provinzstraße im Noordoostpolder zwischen den Dörfern Bant und Luttelgeest. Aber nicht lange. Mangels Nachfolger verkaufte der 54-jährige Landwirt in der vergangenen Woche seinen Betrieb. Er verkaufte den Großteil seiner Stickstoffrechte an die Provinz Flevoland, das zehn Hektar große Grundstück der Zentralstelle für die Aufnahme von Asylbewerbern (COA).

Infolgedessen konnte Staatssekretär Eric van den Burg (VVD) für Asyl und Migration am Mittwoch dem Abgeordnetenhaus mitteilen, dass endlich ein Platz für ein zweites Aufnahmezentrum für Asylbewerber gefunden wurde. Das Kabinett sucht seit Monaten nach einem geeigneten Standort, da das Anwendungszentrum in Ter Apel in Groningen ständig überlastet ist. In letzter Zeit mussten viele Dutzend Asylsuchende dort auf Stühlen schlafen und das COA fleht die Kommunen ständig an, ihnen seit einigen Wochen Notunterkünfte anzubieten.

Die Wahl für das Eigentum von Naalden ist kein Zufall. Hinter den Bäumen entlang des Grundstücks befindet sich seit Jahren das Asylbewerberzentrum (azc) Luttelgeest mit tausend Aufnahmeplätzen für Flüchtlinge, die sich im Verfahren um einen Aufenthaltstitel befinden. Der noch zu bauende Komplex in Bant soll Platz für 250 bis 300 Neuankömmlinge bieten.

Die Gemeinde Noordoostpolder findet die Ankunft des Zentrums „nicht wünschenswert“

„Die erfolgreiche Realisierung des beabsichtigten Standorts steht und fällt mit der Bereitschaft der Gemeinde Noordoostpolder (wo Bant liegt, Anm. d. Red.)“, schrieb Van der Burg in einem Brief an das Haus. „Sorgfältige Vorbereitung“ ist erforderlich. „Ich möchte betonen, dass die Perspektive der Anwohner und ihrer Bedürfnisse in diese Entwicklung durchaus miteinbezogen wird.“

Es ist kein Lauf. Die Gemeinde nennt die Einrichtung des Zentrums „unerwünscht“ und Bürgermeister Roger de Groot erklärte in einer Pressemitteilung: „In der Vergangenheit haben wir unseren Einwohnern und Unternehmern versprochen, dass der aktuelle Standort des Asylbewerberzentrums nicht erweitert wird. Dieses Versprechen wollen wir halten.“ Van der Burg entgegnete, er warte „in Ruhe auf den Prozess“ und werde nach einem angekündigten Bewohnerabend mit dem Bürgermeister und den Schöffen sprechen. Ihm zufolge gab es vorher Rücksprache mit der Gemeinde.

In Bant, einem Dorf mit etwa 1500 Einwohnern, einem örtlichen Supermarkt und zwei Grundschulen, sind Dirk (68) und Sien Huizinga (68) mit den Plänen nicht zufrieden. Dirk: ‚Die bringen alles hierher.‘ Sien: „Dort werden schon Flüchtlinge versorgt und nebenan ist auch so eine Art Polenhotel, also einmal reicht.“

Anwohner fürchten ein neues Ter Apel: ein Gespenst

Geschichten aus Ter Apel sind für manche ein Albtraum. Die Idee eines extra Asylbewerberzentrums sei „einfach scheiße“, sagt ein 70-jähriger Mann, der gegenüber dem bestehenden Asylbewerberzentrum wohnt, aber lieber nicht mit seinem Namen in der Zeitung stehen möchte. „Es ist ein großes Durcheinander in Ter Apel. Sie belästigen sogar Busfahrer. Nun, das sollten sie hier nicht tun.“ Andere Anwohner sehen das Problem nicht. So wie Kirtsen Rozendal (42), die ihre drei Husky-Hunde in Luttelgeest hat: „Wir stören uns jetzt überhaupt nicht an den Flüchtlingen, also würde ich sagen, dass Sie willkommen sind.“

Auch die Bewohner des jetzigen Asylbewerberheims waren vor einigen Wochen beim Dorffest in Luttelgeest. „Das sind so nette Leute, sehr höflich“, sagt Wilhelmina Ligtenberg (79), die in ihrem Vorgarten arbeitet. „Daher halte ich ein neues Anwendungszentrum für keine schlechte Idee. Sie stören sich eigentlich mehr an der Jugend, die von hier kommt.“

Chris Naalden, der Bauer, der das Land verkauft hat: „Ich habe keine Meinung dazu.“

Das Kabinett erklärte im vergangenen Monat die Aufnahme von Asylbewerbern zur „nationalen Krise“. Das Repräsentantenhaus setzte am Mittwochnachmittag eine Debatte mit dem Minister fort, die vergangene Woche aus Zeitgründen unterbrochen wurde. Darin verpflichtete sich Van der Burg, die rechtliche Möglichkeit eines vorübergehenden „Asylstopps“ zu prüfen. Er wiederholte dieses Versprechen, teilte dem VVD-Abgeordneten Ruben Brekelmans jedoch mit, dass sein Vorschlag, sich auf Artikel 111 des Ausländergesetzes (der sich auf „außergewöhnliche Umstände“ bezieht) dafür nicht haltbar sein wird. „Bei einem Asylverbot dürfen Umfang und Anwendung eines nationalen Artikels vertragliche Verpflichtungen oder das Asylrecht nicht berühren.“

Fraktionschef Joost Eerdmans von JA21 kam zu dem Schluss, dass Van der Burg überhaupt keinen Asylstopp will. „Es gibt eine Zuzugskrise, aber der Staatssekretär sieht keine Grenzen.“ Er sagte, er habe Van der Burg gesehen: „Ich höre aus den Sicherheitsregionen, dass wir mit dem, was wir jetzt anbieten, in Kombination mit der Aufnahme von Ukrainern an Grenzen stoßen. Daher ist es wichtig, dass wir Zufluss, Abfluss und Aufnahme ins Gleichgewicht bringen.“

Farmer Chris Naalden aus Bant sieht seine Entscheidung, sein Grundstück zu verkaufen, mit gemischten Gefühlen. Aber das liegt nicht so sehr an der Ankunft eines Registrierungszentrums. „Dieser Hof ist seit drei Generationen in unserer Familie. Ich bin hier geboren und aufgewachsen und habe nie woanders gelebt. Ich habe keine Meinung darüber, was sie jetzt damit machen.‘



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