Nichts anderem als der europäischen Asylpolitik sind so viele Worte und so wenige Taten gewidmet

Nichts anderem als der europaeischen Asylpolitik sind so viele Worte

Mangelnde Solidarität untergräbt seit Jahren die europäische Asylpolitik. Der neue Pakt ist keine Garantie dafür, dass es besser wird.

Raoul du Pré

Als die PVV das letzte Mal im Jahr 2010 ein Wahlergebnis erzielte, das nicht ignoriert werden konnte, führte dies zur „Toleranzvereinbarung“ mit VVD und CDA. Es enthielt feste Vereinbarungen zur Einwanderungspolitik. „Umleitung, Kontrolle und Reduzierung der Einwanderung sind erforderlich.“ Die Rückführungs- und Abschiebepolitik würde verschärft. „Die Aufnahme erfolgt vorzugsweise im Herkunftsland oder in der Herkunftsregion (…). Die Niederlande leisten einen aktiven Beitrag zur Aufnahme anderswo.“

Das war nicht das erste Mal. Im Jahr 2002 ging das erste Balkenende-Kabinett auf Drängen der Pim-Fortuyn-Liste noch einen Schritt weiter. „Ziel ist eine Überarbeitung des UN-Flüchtlingsabkommens, wonach Asyl nur noch in der Herkunftsregion gewährt wird.“ Ein Antrag könne erst gestellt werden, „sobald man europäischen Boden betritt, wo der Asylantrag bearbeitet wird, wonach die Flüchtlinge anteilig auf die Mitgliedstaaten verteilt werden“.

Die Position der Zeitung wird im Volkskrant-Kommentar zum Ausdruck gebracht. Es ist das Ergebnis einer Diskussion zwischen den Kommentatoren und dem Chefredakteur.

Genau darin sind sich die EU-Länder heute, mehr als 21 Jahre später, grundsätzlich einig. Wie Staatssekretär Van der Burg am Mittwoch sagte: „In den Augen normaler Menschen geht alles viel zu langsam voran, in Brüssel geht es noch langsamer.“ Seinem Charakter entsprechend war er hinsichtlich der Vereinbarungen optimistisch, aber einen gewissen Zynismus hätte ihm niemand vorwerfen können.

Zum Beispiel: Im Jahr 2010 haben die Niederlande 13.000 Asylbewerber aufgenommen, dieses Jahr werden es mehr als 50.000 sein. Für diejenigen, die sich fragen, warum Anti-Einwanderungsparteien an Dynamik gewinnen: Es gibt kein anderes Thema, das in Den Haag und Brüssel so viel diskutiert wird und so wenig Ergebnis erzielt.

Ein völliger Mangel an gegenseitiger Solidarität hat die europäische Asylpolitik bisher systematisch untergraben. Im Endeffekt war es immer jeder für sich. Deshalb ist es ein Fortschritt, dass die Mitgliedstaaten am Mittwoch erneut beschlossen haben, einen anderen Weg einzuschlagen und die gesamte Asylkette an den europäischen Außengrenzen zu konzentrieren.

Gleichzeitig wirft der Deal sofort große Fragen auf.

Erstens: Was passiert mit den vielen Menschen, die sich wie jetzt nicht an der Außengrenze melden und trotzdem einfach per Anhalter in Länder wie die Niederlande oder Deutschland trampen? Können sie hier noch Asyl beantragen?

Zweitens: Zum x-ten Mal beabsichtigt die EU, Menschen in ihre Herkunftsländer zurückzuschicken, ohne vorher abschließende Vereinbarungen mit diesen Ländern zu treffen. Was ist diese Absicht wert?

Drittens: Da das Abkommen vorsieht, dass die Mitgliedstaaten ihre Verpflichtung (20.000 Euro pro Asylbewerber) auch freikaufen können, besteht eine gute Chance, dass die Italiener, die Spanier, die Griechen und die osteuropäischen Länder bald mit enormen, Unmenschliche Flüchtlingslager, voller Menschen, die nirgendwo hingehen können. Das wird das schnelle Ende der fragilen Solidarität bedeuten, die am Mittwoch in Brüssel kurzzeitig ihren Höhepunkt erreichte.

Der Deal läuft für die Gründungsparteien in Den Haag gut. Der Einfachheit halber können sie darauf zurückgreifen. Und natürlich nach Herzenslust aus früheren Koalitionsverträgen zitieren. Aber wenn die Vereinbarungen nicht schnell konkreter, vollständiger und wirksamer werden, wird dies nicht das letzte Mal sein.



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