Nach zwei Jahren ohne, fühlt sich Pinkpop wie eine Wiedervereinigung von Generationen an. „Wir sind wegen der Emotionen hier“

Pinkpop hat einen tollen Start hingelegt „Nach der Warteschlange fuer


Pinkpop am Freitagnachmittag: Sonnenschutz im zentralen Bereich.Bild Daniel Cohen

Pinkpop und das Wetter stritten sich oft – logisch: In über fünfzig Jahren Festivalgeschichte geht auch mal was schief. Justin Bieber spielte 2017 in einem Wolkenbruch und 2014 versuchten schwere Stürme, das Megaland in Landgraaf während einer Metallica-Show zu räumen. Das ist ein Teil davon.

Die Hitze von Freitag und Samstag in Limburg wurde berücksichtigt: Die Organisation sah die hohen Temperaturen kommen. Die KNMI warnte für den zweiten Festivaltag mit dem Code Gelb vor Hitze bis 35 Grad und Smog. So kündigte das Pinkpop-Management Anfang dieser Woche Maßnahmen an. Und genau diese Maßnahmen waren am Freitag Stadtgespräch, mehr noch als die Temperatur.

Zum Beispiel gab es eine riesige Schlange an den Sammelstellen für kostenloses Wasser, direkt in der Sonne. Es ist bei Pinkpop nicht erlaubt, eigenes Wasser mitzubringen, auch eine leere Flasche mit Verschluss ist auf dem Gelände nicht erlaubt. Deshalb mussten wir an der Pumpe schieben, wo die Organisation Plastiktüten am Band zum Transport ins Wasser anbot. Mit Pinkpop-Logo. Kosten: eineinhalb Münzen, 5 Euro. Es führte zu einem lauten Wehklagen.

Die Organisation Pinkpop bekämpft die Hitze mit speziellen Wasserbeuteln für den Gürtel.  Kosten: 1,5 Münzen oder 5 Euro.  Bild Daniel Cohen

Die Organisation Pinkpop bekämpft die Hitze mit speziellen Wasserbeuteln für den Gürtel. Kosten: 1,5 Münzen oder 5 Euro.Bild Daniel Cohen

Es gab mehr zu meckern. Am Eingang standen die Besucher lange für das Bändchen an, wieder ohne einen Schattenwurf. Keine Spur von weißen Zelten gegen Regen oder Sonnenschein, wie sie beispielsweise wegen der Warteschlangen vor Schiphol neu errichtet wurden.

Trotzdem war der Spaß auf der Wiese ab den ersten Shows nicht geringer. Pinkpop ist einfach der Klassiker im niederländischen Festivalangebot und ein Treffpunkt für die Generationen, die damit aufgewachsen sind. Nach zwei Jahren ohne, fühlt sich die Ausgabe 2022 wie ein Wiedersehen an. Und auch der Nachwuchs breitet am Freitag liebevoll seine Decken auf dem riesigen Gelände zwischen den Hauptbühnen aus. Bereit für Twenty One Pilots und Greta Van Fleet.

Zwei große offene Bühnen auf jeder Seite der Wiese

Das Layout der Pinkpop-Site wurde dieses Jahr grundlegend überarbeitet. Auf den beiden größten offenen Bühnen schauen sich die Darsteller an, dazwischen sitzt das Publikum. Wenn eine Show auf der einen Seite endet, beginnt auf der anderen Seite sofort eine Aufführung. Das bringt schöne Vorteile. Die Promis müssen ihre Ansagen und Ansagen sehr schnell beenden, denn nach den letzten Tönen des einen Aktes kommen die Eröffnungszüge des anderen. Es erspart viel Geschwätz und die Ansagen, von denen Sie träumen können: „Denken Sie daran, genug Wasser zu trinken. Und reiben Sie sich ein.‘

Schön ist das neue Layout auch für die Deckenmenschen auf dem Platz: Sie müssen sich nur nach einer Show für die nächste Sendung umdrehen. Bei 35 Grad ist jeder Schritt einer zu viel, also rechnen Sie sich Ihren Gewinn aus.

Die Neuerung bringt etwas Bewegung aus dem Festival. Früher sind Sie meilenweit gereist, um Ihre Lieblings-Acts zu sehen. Beim Gehen sind Sie auf schöne Dinge gestoßen, haben Freunde aus den Augen verloren oder unappetitliche Szenen an der Bar. Das neue Setup verleiht dem Festival einen statischeren Charakter, obwohl es auf den beiden kleineren Bühnen noch viel zu entdecken gibt.

Die größten Namen, die man sich vorstellen kann, aufstrebende Bands

Die Programmierung für diese Ausgabe ist klassisch Pinkpop. Die Rechnung für 2022 umfasst die größten vorstellbaren Namen, insbesondere aus der älteren Rockszene (Metallica, Pearl Jam), neben aufstrebenden Gitarrenbands, Singer-Songwritern und vor allem vielen niederländischen Künstlern.

Am Freitag entpuppt sich Sängerin Floor Jansen, bekannt von der Symphonic-Metal-Band Nightwish, als perfekte Gastgeberin. Sie spielt zunächst alleine auf der zweiten Bühne und bringt eine schöne Auswahl an neuen Werken und älteren Solosongs mit, die sie für Bands wie After Forever und ReVamp geschrieben hat. Ihre Stimme weht mit opernhafter Wucht über das Gelände, und Jansens Präsentation ist entwaffnend.

Zwei Stunden später tritt der Sänger erneut auf, diesmal mit der Band Nightwish, auf der größten Bühne auf der anderen Seite des Feldes. Das wunderbar bombastische, aber auch sehr eingängige Repertoire dieser finnischen Band passt zwar gut zur Freitagsstimmung, ist aber technisch nicht fehlerfrei. Die Kamerabilder am Bühnenrand werden irrsinnig gestört, und Jansens Mikrofon setzt immer wieder aus. Die Sängerin hätte es mit ihrem historischen Doppelklöppel in Landgraaf besser verdient.

Die Schließung von Freitagabend, Metallica.  Sänger James Hetfield wurde mit dem Song über seine Sucht emotional.  Statue Ben Houdijk

Die Schließung von Freitagabend, Metallica. Sänger James Hetfield wurde mit dem Song über seine Sucht emotional.Statue Ben Houdijk

Auch der Schlusstrack Metallica ist enttäuschend. Auch der amerikanische Metal-Gigant scheint unter Widrigkeiten zu seufzen: Der Sound kommt einfach nicht auf die Strecke, Lars Ulrichs Bassdrums klingen fürchterlich und James Hetfields Stimme tut sich schwer damit, Hits zu interpretieren, die die Band seit Jahrzehnten auf der Band spielt Setliste, ab Wem die Stunde schlägt bis zur Zugabe Meister der Puppen

Doch die Band hält auch einen denkwürdigen Metallica-Moment fest, als Frontmann Hetfield die selten gespielte Live-Ballade spielt Mich bluten lassen auftritt, allein auf dem Laufsteg im Publikum. Der Song handelt von Hetfields Kampf mit seiner Sucht: Er ging 2019 erneut in eine Klinik und zwang seine Band, Auftritte abzusagen. Im Finale des Songs singt Hetfield seinen Text mit erstickter Stimme, während das Riff auf seiner Gitarre das Megaland in Stücke reißt: „Ich dränge darauf, bei etwas Besserem zu bleiben

Dann spricht er das Publikum an, nur um es trotzdem zu erklären. „Tut mir leid, aber dieses Lied hat mich plötzlich hart getroffen. Ich bin genauso emotional. Aber hey, dafür sind wir schließlich hier. Für die Emotionen.‘



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