Seit den Maiferien gibt es am Flughafen anhaltende Probleme mit langen Schlangen und Reisenden, die ihren Flug verpassen. Schiphol kämpft unter anderem mit einem Mangel an Sicherheitskräften. Auch bei der Gepäckabfertigung ist die Lage düster. Diesen Problemen konnte Benschop in den vergangenen Monaten kein Ende setzen.
In den Sommermonaten verbesserte sich die Situation nach einer Sozialvereinbarung mit den Gewerkschaften. In der Vereinbarung wurde vereinbart, Wachleuten einen Stundenzuschlag von mehr als 5 Euro zu zahlen. Am vergangenen Montag, nachdem das Sommergeld gestrichen wurde, waren die extrem langen Warteschlangen wieder da. Schiphol forderte Fluggesellschaften auf, einige ihrer Flüge zu stornieren.
Obwohl sich keiner der Beteiligten explizit gegen CEO Dick Benschop aussprach, kamen Zweifel an seiner Fähigkeit auf, die Probleme anzugehen. Als CEO übernehme Benschop nun Verantwortung: „Ich möchte nicht, dass die Aufmerksamkeit für meine Person ein Hindernis für Schiphol wird. Ich habe mein Bestes gegeben, aber wir sind noch nicht am Ziel. Ich hoffe, es wird bald besser.‘
Die Kommissare von Schiphol haben seine Abreise genehmigt. Benschop, ehemaliger Staatssekretär der PvdA und ehemaliger CEO von Shell Niederlande, ist seit dem 1. Mai 2018 CEO von Schiphol. Seine zweite vierjährige Amtszeit begann am 1. Mai dieses Jahres. Benschops Vorgänger hielten deutlich länger durch. Jos Nijhuis war von 2009 bis 2018 verantwortlich, Gerlach Cerfontaine stand von 1998 bis 2009 an der Spitze.
Rennen runter
Minister Harbers für Infrastruktur und Wasserwirtschaft wurde heute über die Abreise von Schiphol informiert, obwohl die Entscheidung bereits gestern getroffen wurde. Der niederländische Staat besitzt rund 70 Prozent der Schiphol-Aktien. Laut Harbers verlasse er Benschop nach den anhaltenden Problemen und wolle „deren Lösung nicht im Wege stehen“.
Die Reaktionen auf Benschops Abgang sind ansonsten gemischt. Die Gewerkschaft FNV bedauert dies und glaubt, eine Lösung des strukturellen Problems zu verzögern: „Schiphol ist im Rennen nach unten viel zu weit steckengeblieben. Das war schon vor seiner Ankunft Teil der Strategie.“
Weniger Flüge auch im Oktober
Aufgrund der anhaltenden Probleme werden im Oktober weniger Flüge von Schiphol abfliegen. Das sagt der Handelsverband Barin über die in den Niederlanden tätigen Fluggesellschaften. Laut Barin soll die Zahl der Flüge um 18 Prozent reduziert werden, eine konkrete Zahl nennt Schiphol aber nicht.
Nach Angaben des Flughafens können die von Schiphol beauftragten Sicherheitsunternehmen die Dienstpläne nicht füllen. Die Zahl der verfügbaren Sicherheitskräfte wird in der kommenden Zeit voraussichtlich weiter abnehmen.
Barin fordert nicht nur Schiphol auf, Lösungen zu finden, sondern auch die Regierung als Hauptaktionär des Flughafens. Höhere Löhne und die Kosten für bessere Arbeitsbedingungen müssen von Schiphol bezahlt werden: „Das bedeutet auch, dass ‚Den Haag‘ als Großaktionär akzeptieren muss, dass die Rentabilität von Schiphol unter Druck gerät.“
KLM betont vor allem Verständnis für die Entscheidung: „Im Interesse unserer Kunden erwarte ich, dass die Dinge schnell und angemessen in Ordnung gebracht werden“, sagt President-Director Marjan Rintel. Der Handelsverband Barin will sich nach eigenen Angaben nicht zu der Frage äußern, ob Benschop zu Recht zurücktritt. „Aber der Punkt am Horizont in Bezug auf Lösungen ist noch nicht erreicht“, schließt Sprecher Marnix Fruitema.
Schiphol muss schrumpfen
Der Mangel an Sicherheitskräften war bei weitem nicht Benschops einziges Problem. Die Arbeit des Gepäckpersonals ist seit Jahren körperlich zu schwer, was dazu führt, dass einige von ihnen unter körperlichen Problemen leiden. Anweisungen der Gewerbeaufsicht aus dem Jahr 2004 seien kaum befolgt worden, stellte sich heraus Forschung der NOS und Nachrichtenstunde. Schiphols Entscheidung, mehreren Abfertigungsunternehmen zu erlauben, am Flughafen miteinander zu konkurrieren, mag eine Rolle gespielt haben.
Darüber hinaus gibt es eine zunehmende gesellschaftliche Debatte über Schiphol, beispielsweise wenn es um den Beitrag des Flughafens zu den CO2- und Stickstoffemissionen geht. Wo es jahrelang um Wachstum ging, wurde Benschop gesagt, Schiphol müsse um mindestens 10 Prozent schrumpfen, auf maximal 440.000 Flüge pro Jahr. Der Flughafen Lelystad hätte Schiphol durch die Übernahme von Zehntausenden von Urlaubsflügen pro Jahr etwas Luft verschaffen sollen, aber aufgrund von Protesten der Anwohner wird dieser Flughafen in den kommenden Jahren nicht eröffnet.