Nach der letzten Folge von „Succession“ fühlt sich alles im Fernsehen etwas spärlicher an als sonst

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Hassan Bahara

Eigentlich war das niederländische Fernsehen am Montagabend etwas Nebensache. Ja, es gab viel Interessantes zu sehen. Halb Holland in der Krise Zum Beispiel mit der immer gut gelaunten Moderatorin Yora Rienstra. Selbst die drohende Klimakatastrophe, die uns auslöschen wird, weiß Rienstra mit unzerstörbarem Verstand abzubilden. An anderer Stelle konnte die erste Folge der spannenden fünfteiligen Dokumentation verfolgt werden Ein amerikanischer Albtraumüber den Niederländer Jaitsen Singh, der in Amerika eine 56-jährige Haftstrafe verbüßt.

Kurzum: eine gute Investition unserer öffentlichen Mittel. Aber meine Gedanken waren am Montag – und mit mir ein beträchtlicher Stamm – vor allem bei der letzten Folge der HBO-Serie Nachfolge, wissen Sie, über die unerträgliche und unwiderstehliche Roy-Familie, eine Mediendynastie nach dem Vorbild von Rupert Murdoch und seinen Söhnen. In der letzten Folge sollte endlich klar werden, welches der Roy-Kinder das Familienunternehmen Waystar Royco übernehmen würde.

An anderer Stelle in der Zeitung konnte man lesen, was genau in der letzten Folge passiert ist. Es war (immer noch ein Spoiler-Alarm, nur um sicherzugehen) ein mentaler Juwelenschlag. Wie bei allen brillanten Vollendung des letzten Jahrzehnts (Breaking Bad, ruf lieber Saul an) folgte einer gnadenlosen Abrechnung mit Stolz, wenn man so will, mit unverdienten Privilegien. Der Vorhang fiel. Dieser Betrachter starrte einen Moment lang ins Leere, den Mund vor Erstaunen weit aufgerissen.

Letzte Aufnahme aus der letzten Folge von „Succession“.Bild HBO

Angestoßen, kaputt. So endet es schließlich mit den Roy-Kindern. Aber nicht nur sie. Auch in den letzten Folgen liegt Amerika in Scherben. Zerrissen von einem einflussreichen, aber auch zynischen und lieblosen Medienimperium. Man muss nicht einmal ein großer amerikanischer Experte sein, um die Ähnlichkeiten mit dem schädlichen Einfluss von Fox News zu erkennen.

Und jetzt geht es los. Keine Nervosität mehr im Magen am Montagnachmittag, weil man weiß, dass am Abend eine Stunde richterliches Fernsehen folgen wird. Kein Eintauchen mehr in eine Welt unvorstellbaren Luxus und Überflusses. Keine Kendall, Roman und Shiv Roy mehr, Charaktere, die von Privatjets bis hin zu den schärfsten Einzeilern, die je geschrieben wurden, alles haben. Ihnen fehlt nur das eine Wesentliche: die bedingungslose Aufmerksamkeit und Liebe ihres schroffen und emotional fehlerhaften Vaters.

Aus dieser Höhe zum niederländischen Fernsehen zurückzukehren, ist ziemlich schwierig. Es fühlt sich alles etwas dünner an als sonst. Nichts für ungut, aber es ist, als müsste man plötzlich in einem unordentlichen Imbiss um die Ecke speisen, während man in Restaurants mit mindestens zwei Michelin-Sternen Fünf-Gänge-Menüs gewohnt ist. Ich weiß, ein Vergleich ist unfair. So sehr wir uns auch bemühen, wir sind einfach kein Gegner für die kreativen Köpfe aus Übersee, die über unendliche Budgets und jede Menge Top-Künstler verfügen.

Es bleibt also nichts anderes übrig, als neu zu kalibrieren. Nachfolge müssen aus unserem System entfernt werden. Wir müssen erneut nach einem neuen Blick auf die nationale Medienlandschaft suchen.



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