Mitgliedstaaten lehnen europäischen Plan ab, 15 Prozent weniger Gas zu verbrauchen

1658423224 Griechenland lehnt 15 prozentige Reduzierung des Gasverbrauchs ab.7

AktualisierenDie Gassparpläne der EU-Kommission stoßen auf den Widerstand zahlreicher Mitgliedsstaaten. Manche finden es unfair, dass sie genauso viel kürzen müssen wie andere EU-Staaten. Andere beklagen, dass der Ausschuss zu viel Initiative ergreift.

Die tägliche Verwaltung der Europäischen Union möchte, dass die Mitgliedstaaten 15 Prozent weniger Erdgas als der Durchschnitt verbrauchen. Damit soll ein möglicher Lieferstopp Russlands vorbereitet werden. Wenn die EU-Länder diese Ziele nicht erreichen und der Bedarf gedeckt ist, können verbindliche Ziele festgelegt werden.

Griechenland ist unter anderem gegen die Vorschläge. Der griechische Energieminister Kostas Skrekas erklärte in einem Radiointerview, dass etwa 70 Prozent des Gases, das Griechenland importiert, für die Stromerzeugung verwendet werden und dass eine Kürzung um 15 Prozent höchstwahrscheinlich zu Störungen in der Stromversorgung von Haushalten und Unternehmen führen würde. Zudem ist die Ministerin mit der Pflichtnatur des Sparplans nicht einverstanden. Ein Regierungssprecher fügte hinzu, das Ziel von 15 Prozent Kürzungen für Griechenland sei inakzeptabel. Griechenland soll bereits große Anstrengungen unternommen haben, um Gas zu sparen.

Widerstand im Mittelmeer

Skrekas sagt, er sei nicht allein. Mehrere Länder sollen gegen den Plan der Europäischen Kommission sein. Auch Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Malta und Zypern hätten Einwände, so der Minister. Auch Polen und Ungarn äußerten zuvor Vorbehalte. Wenn sie dagegen stimmen, werden die Pläne nicht umgesetzt. Sie benötigen eine Mehrheit von 15 Mitgliedstaaten, die zusammen mehr als 65 Prozent aller EU-Bürger stellen.

Die Botschafter der EU-Staaten beraten am Freitag über die Energienotfallpläne. Am Dienstag werden die Energieminister bei einem geplanten Treffen in Brüssel darüber beraten.

Der Vizepräsident der Europäischen Kommission, Frans Timmermans, hat bereits am Mittwoch Widerstand in Ländern wie Spanien und Portugal berücksichtigt. Sie verbrauchen kaum russisches Gas und viel erneuerbare Energie. Oder aus Mitgliedstaaten, die den Energieverbrauch in den letzten Jahren bereits deutlich gesenkt haben und sich deshalb noch mehr anstrengen müssen, um noch einmal 15 Prozent obendrauf zu sparen.

Als EU-Kommissar ist der Niederländer Timmermans verantwortlich für den europäischen Green Deal und dafür, das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 im ersten europäischen Klimagesetz zu verankern.

Weniger Gas aus Russland

Der russische staatliche Gaskonzern Gazprom hat in den vergangenen Monaten die Gaslieferungen an EU-Staaten stark reduziert. Unter anderem in die Niederlande, nach Bulgarien, Polen und Finnland transportiert das Unternehmen kein Gas mehr, formal weil diese Länder sich weigern, in Rubel zu zahlen. Über die wichtige Gaspipeline Nord Stream 1 bezieht der Großverbraucher Deutschland seit langem etwa 40 Prozent der üblichen Menge an russischem Gas. Aufgrund von Wartungsarbeiten wurde die Pipeline komplett geschlossen, aber seit heute fließt wieder begrenzt Gas durch.

Siehe auch: EU-Kommission will Gasverbrauch um 15 Prozent drosseln



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