Bor, wir müssen über das iranische Kino sprechen. Was macht Jafar Panahis neuen Film aus? Keine Bären so besonders?
„Das Erste, was man zu diesem Film und zu Panahi sagen kann, ist, dass dies bereits der fünfte Spielfilm ist, den er dreht, seit er vom iranischen Gericht zu einem 20-jährigen Arbeits-, Reise- und Redeverbot verurteilt wurde. Also fährt er fort. Der Mann wird das unterschreiben. Wie Panahi es schafft, jedes Mal weiter zu filmen, obwohl ihm das Regime das verbietet, ist eines der Wunder des iranischen Kinos.
„Panahi ist unter den Filmemachern im Iran als Dissident bekannt. Es sind mehr, aber alle entscheiden sich früher oder später für einen Umzug ins Ausland. Panahi nicht und bleibt im Iran. Man muss bedenken, dass Filmemacher im Iran wegen der Zensur mit sehr strengen Regeln rechnen müssen. Frauen müssen sich immer an die Kleiderordnung halten, auch drinnen. Sie dürfen auch nicht in einem Film rauchen, es gibt keinen Körperkontakt zwischen Mann und Frau. Alles Regeln, die einen erheblich daran hindern können, einen glaubwürdigen Film zu machen.
„Iranische Filmemacher zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich an diese Regeln halten. Die Zensur zwingt einen dazu, Filme anders zu machen, etwas suggestiver, beschönigter, gleichzeitig bedeutet diese Repression aber auch, dass es viel über ein Land zu erzählen gibt. Um auf Panahi zurückzukommen, die iranischen Filmemacher, deren Arbeiten außerhalb des Iran gezeigt werden, die besten von ihnen, stoßen schließlich alle auf Probleme: Früher oder später – normalerweise früher – geraten sie in Konflikt mit dem Regime.
„Aber unter dem jetzigen Präsidenten ist die Zensur noch strenger geworden: Es ist fast unmöglich, künstlerische und interessante Filme im Iran zu machen, der in letzter Zeit auch heftige Proteste erlebt hat. Ein gefeierter und geehrter Regisseur wie Asghar Farhadi, der die ersten beiden Oscars für den Iran gewann, hat noch keine Genehmigung für seinen nächsten Film erhalten. So ein Mann kann dann denken: Ich gehe zum Filmen ins Ausland.‘
Panahi hat es trotzdem geschafft, einen Film zu machen. Was sehen wir?
‚In Keine Bären (★★★★☆) Panahi selbst spielt die Hauptrolle, dies ist ein Film über einen Mann, der einen Film machen will, obwohl es ihm nicht erlaubt ist. Er fährt ins Grenzgebiet nahe der Türkei, um von einem Bergdorf in seinem Zimmer mit seinem Laptop Regie zu führen, während das Set von einem Assistenten auf der anderen Seite der Grenze geführt wird. Damit macht er immer noch aus der Ferne einen Film. Gleichzeitig verfolgen wir auch, wie er diesen Film macht. Das klingt konstruiert, aber das Tolle ist, dass Panahi daraus eine sehr enge und bedeutungsvolle Geschichte macht. Einerseits erzählt er die Geschichte eines Filmemachers, der nicht mehr filmen darf und trotzdem weitermacht, sich aber auch fragt: Gefährde ich nicht die Menschen, mit denen ich diese Filme mache?
„Panahi ist vom Regime in eine Art Sackgasse geführt worden, das ist das Einzige, was er tun kann. Es ist wirklich clever, wie er sich trotzdem da rauskämpft und einen Film macht, der ein Selbstporträt ist, aber auch eine Analyse der iranischen Gesellschaft. Obwohl Panahi immer weitermachen wird, denke ich, dass dieser Film einen bestimmten Moment in seiner Karriere markiert. Er scheint damit zu sagen: Wenn ich nicht filme, scheitere ich, aber wenn ich filme, scheitere ich auch.‘
Und auch dieser Film ist einen Kinobesuch wert:
Im Urlaub lässt sich der heranwachsende Bastien gerne in die seltsamen Spielchen der etwas älteren Chloé hineinreißen. Charlotte Le Bon webt ihr Spielfilmdebüt ein Falkensee (★★★★☆) eine zweideutige eigene Welt, die sich ganz auf die Kraft der Suggestion verlässt.