Mit leisem Knurren verrichtet der Wasserstoffbagger seine Arbeit; hilft das der baubranche aus der stickstoffkrise?

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Links ein Bagger mit Wasserstoff und rechts der Traktor, wo Wasserstoff gemischt wird.Bild Raymond Rutting / Volkskrant

Gerrit van Dalen zieht zu Beginn eines jeden Arbeitstages seine schlammigen Stiefel aus, bevor er in die Kabine seines Baggers steigt. „Ich verbringe hier mehr Zeit als zu Hause auf der Couch, deshalb halte ich gerne Ordnung“, erklärt der 56-jährige Lokführer. Van Dalens riesiger Liebherr R926 ist in der Tat bemerkenswert sauber im Inneren. Aber auch von außen, denn der 30-Tonnen-Raupenbagger fährt emissionsfrei.

Während fast alle Erdbewegungsmaschinen in den Niederlanden mit Diesel betrieben werden, fährt dieser große Bagger des Lohnunternehmens Mourik mit Wasserstoff. Aus dem Auspuff kommt nur Wasserdampf. Kein CO2 und keine schädlichen Stickoxide (NOx).

Letzteres ist besonders wichtig, weil es der Maschine ermöglicht, in gefährdeten Naturgebieten ungehindert zu arbeiten. Wie hier im Lopik-Gebiet, wo Mourik am Natur- und Erholungsgebiet Salmsteke arbeitet. Da die Baustelle in der Nähe sogenannter Natura 2000-Gebiete liegt, ist der Einsatz von Dieselmaschinen hier aufgrund von NOx-Emissionen problematisch. Weil die Stickstoff-Norm an immer mehr Orten überschritten zu werden droht, hat sich das Unternehmen vor einigen Jahren entschieden, einen bestehenden Dieselbagger auf Wasserstoff umzurüsten. Zur Freude von Fahrer Van Dalen, der die Stille an Bord und die Kraft der Maschine lobt.

Über die Autoren
Bard van de Weijer ist Wirtschaftsredakteur bei de Volkskrant und seit 2021 Spezialistin im Bereich Energiewende. Er konzentriert sich auf die Probleme, mit denen Verbraucher, Unternehmen und Regierungen konfrontiert sind. Arie Dekker ist Wirtschaftsreporter bei de Volkskrant.

Wasserstoff ist nicht die einzige Option, um schwere Maschinen sauberer zu machen, sagt Walter Deelen, Bereichsleiter bei Mourik Infra. Sie können auch mit Batterien betrieben werden. Das ist nur weniger praktisch, da Akkus relativ schnell leer sind und dann aufgeladen werden müssen. Schwierig in einem Naturschutzgebiet wie diesem, wo es einfach keine Ladestationen gibt. Der Einsatz von Wechselakkus sei eine Möglichkeit, skizziert der Regisseur, aber sie seien schwer und in dieser teilweise schlammigen Umgebung schwer zu transportieren.

Die Wasserstoffkassetten, mit denen der Liebherr fährt, reichen einen Arbeitstag. Und wenn sie leer sind, können Sie neue einschieben, um sofort weiterzuarbeiten. „Deshalb bevorzugen wir jetzt Wasserstoff. Auch wenn sich das in den kommenden Jahren ändern wird, gibt es nicht nur eine Option für Nachhaltigkeit“, sagt Deelen.

Null Optionen

Bis vor kurzem gab es keine Optionen, weil es vor zwei Jahren noch keine emissionsfreien Bagger gab, sagt er. Deshalb entschied sich das Bauunternehmen für den Umbau eines bestehenden Baggers: Dieselmotor und Tank raus, Elektromotor rein, dazu Batterie, Brennstoffzelle und Wasserstofftanks. Günstig war der Umstieg nicht, denn Mouriks emissionsfreier Bagger ist viermal so teuer wie seine Diesel-Brüder.

„Niemand zahlt so viel, weil es so schön aussieht“, sagt Deelen. Emissionsfrei war einfach die einzige Möglichkeit, hier zu arbeiten. Das Projekt bietet Mourik und dem Kunden, der Hoogheemraadschap De Stichtse Rijnlanden, auch die Möglichkeit, Erfahrungen mit der Technologie zu sammeln.

Das ist jetzt, da der Stickstoffbedarf in der Bauindustrie stark gestiegen ist, notwendig, sieht auch das Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft, das einen beträchtlichen Subventionstopf bereitstellt, um schwere Maschinen nachhaltiger zu machen. Bis 2030 stehen 270 Millionen zur Verfügung, davon wurden im vergangenen Jahr bereits 40 Millionen ausgezahlt.

Bauunternehmer sind gespannt: Letztes Jahr war der Topf innerhalb eines Tages leer. Am Dienstag soll ein neuer, größerer Subventionssack über 60 Millionen Euro bereitstehen. Große Unternehmen können bis zu 40 Prozent der Mehrkosten übernehmen, kleinere Unternehmen bekommen bis zur Hälfte der Mehrkosten erstattet.

Diesel auch sauberer

Wurde das Geld sinnvoll eingesetzt? Vielleicht nicht immer. Obwohl Diesel ein schlechtes Image hat, sind moderne mittlere bis große Bagger recht sauber. „Die NOx-Emissionen sind bis zu einem Faktor zehn geringer als zuvor“, sagt Emissionsforscher Norbert Ligterink von TNO. „Solange die Maschinen so wenig wie möglich im Leerlauf sind.“

Leerlauf verursacht viel Umweltverschmutzung, die laut einer TNO-Studie aus dem vergangenen Jahr 50 Prozent der Gesamtsumme ausmachen können. Denn die Systeme, die Stickoxide aus den Abgasen entfernen, funktionieren nicht so gut, wenn der Motor länger als ein paar Minuten köchelt.

Moderne Dieselmaschinen (bis auf die allergrößten) sind daher schon recht sauber. Aber manchmal reiche auch eine Stickstoffreduktion von 90 Prozent nicht aus, sagt Ligterink. „Wenn in einem Gebiet die Emissionsgrenze erreicht ist und kein Gramm Stickstoff mehr hinzugefügt werden kann, ist Zero Emission die Lösung.“

Gashäuser manchmal besser

Allerdings stellt sich die Frage, ob auch in solchen Fällen ein teurer Wasserstoffbagger, eine akkubetriebene Walze oder eine Elektroramme die beste Lösung ist. Manchmal sei es beispielsweise kostengünstiger, ein paar Haushalte auf Erdgas umzustellen, schlägt TNO-Mitarbeiter Ligterink vor. „Dann sinken die NOx-Emissionen ebenso und dauerhaft.“

Beim Einsatz „emissionsfreier“ Geräte auf der Baustelle besteht zudem die Möglichkeit, dass ein Teil der Schadstoffemissionen bewegt wird. Zum Beispiel zur Lieferung und Entfernung von Wasserstoff- oder Batterietanks, wenn sie mit Diesel-LKWs geliefert werden, so das RIVM. „Schließlich emittieren nicht nur Bagger auf der Baustelle Stickstoff“, sagt ein Sprecher. „Und bei manchen Projekten zählen auch die Emissionen aus dem zusätzlichen Verkehr, der nach Fertigstellung entsteht.“ Wobei letzteres in dem Fall hier entlang der Lek nicht allzu schlimm sein wird.

Währenddessen lässt Kranfahrer Van Dalen, der zufrieden in seiner Kabine sitzt, den leise knurrenden Liebherr R926 Berge von Sand schaufeln. Regelmäßig, sagt er, klopfen Kollegen an seine Kabinentür und fragen, ob sie es versuchen könnten. Dann macht er mit Liebe seinen Platz frei. Aber nicht zu lange. „Von mir aus werde ich nie wieder auf Diesel umsteigen müssen.“



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