Mit Feyenoord ist in der Champions League nicht zu spaßen, wie der Sieg über Lazio Rom (3:1) bewies.

1698264733 Mit Feyenoord ist in der Champions League nicht zu spassen


Santiago Gimenez erzielt das 3:0, sein zweites Tor des Abends.Bild ANP

Der Aufstieg von Feyenoord in Europa nimmt immer beeindruckendere Ausmaße an. Nach beeindruckenden Saisons in der Conference League und der Europa League schafft es das Team von Trainer Arne Slot nun auch in der Champions League für Furcht zu sorgen. Nicht wegen eines plötzlichen Aufflammens von Fan-Gewalt, wie es zuvor der Fall war, sondern wegen einer beeindruckenden Leistung gegen etablierte europäische Namen aus Top-Wettbewerben. Am Mittwochabend wurde Lazio Rom, in der vergangenen Saison Zweiter der Serie A, souverän besiegt: 3:1.

Das Ergebnis bringt Feyenoord mit sechs Punkten aus drei Spielen auf einen Platz, obwohl noch nichts entschieden ist. Es geht aber auch um den mentalen Wert, denn in zwei Wochen wird es in Rom das gleiche Plakat geben. In der vergangenen Saison trafen beide Teams in der Europa League aufeinander. Damals war Lazio die am einfachsten zu spielende und auch mit Abstand gefährlichste Mannschaft. Das wurde nun einfach umgekehrt.

Feyenoord dominierte das Spiel von Beginn an. Feyenoord kann sowohl stürmen als auch auf Tempo gehen, kräftig kombinieren, aber auch rücksichtslos zuschlagen und auch akribisch verteidigen. Einziger Makel war die dramatische Leistung des eingewechselten Marcos López, der in der Schlussphase einen dummen Elfmeter verschenkte. Das Ergebnis wurde den Bedingungen auf dem Spielfeld daher etwas weniger gerecht.

Denn Feyenoord hatte das Sagen und bescherte dem vollen Stadion noch vor der Halbzeit zwei schöne Tore. Das hätte noch einer mehr sein können, doch bei einem ersten fulminanten, wirkungsvollen Angriff Mitte der ersten Halbzeit stand Stürmer Santiago Giménez knapp im Abseits. Fünf Minuten später punktete der unaufhaltsame Mexikaner. Der beeindruckende Mats Wieffer nahm einen mittelmäßigen Pass von Lazio Rom auf, überließ den Ball kurzzeitig Calvin Stengs, nahm ihn brutal zurück und passte an Giménez vorbei. Der Stürmer wandte sich schnell ab und schoss einen kontrollierten Linksschuss ins untere Eck.

Schlangenbewegungen

Noch besser war das 2:0, ein langwieriger Angriff, bei dem die Gefahr eines Seitenwechsels bestand, der Ball aber dennoch rechts liegen blieb. Nach einigen Schlangenbewegungen von Calvin Stengs gelangte der Ball zu Ramiz Zerrouki, der wunderschön hoch ins lange Eck schoss.

Controller Zerrouki spielte, weil Yankuba Minteh verletzt war und Stengs nach rechts gerückt war. Bereits im knapp verlorenen Auswärtsspiel bei Atlético Madrid zeigte Zerrouki, dass er sich mühelos in das von Slot und Regisseur Dennis te Kloese sorgfältig zusammengestellte Team einfügen konnte. Feyenoord ist wie ein Formel-1-Auto, dessen Motor vielleicht nicht der stärkste in Europa ist, aber das Setup perfekt und alles perfekt ausbalanciert ist. Auf diese Weise können Sie immer noch gegen Teams gewinnen, die höhere Gehälter zahlen und jede Woche auf mehr Widerstand stoßen.

Slot, der seinen treuen Assistenten Marino Pusic als Cheftrainer von Schachtjor Donezk sah, warnte im Vorfeld vor Missbräuchen, wie sie vor knapp einem Jahr gegen Lazio Rom stattfanden. Damals gab es viele Feuerwerkskörper, es wurden Becher mit Bier und Urin auf die Trainer und Ersatzspieler von Lazio geworfen, als diese gegen Giménez‘ entscheidendes Tor protestierten.

Warmes Bad

Die Stimmung ist seit einiger Zeit weniger aggressiv. Möglicherweise begünstigt durch den sportlichen Aufschwung, fühlte es sich am Mittwochabend im Stadion eher angenehm als bedrohlich an. Eine Viertelstunde vor Anpfiff legte der Haus-DJ ruhige Club-Songs auf, die massenhaft mitgesungen wurden, und während des Spiels ergoss sich das „Jalalalalala“ wie ein warmes Bad von der Tribüne.

Ein großes, verspieltes Banner wurde von der UEFA verboten. Beim Anpfiff gab es nur fleckenweise Rauchfeuerwerk. Wie üblich war der Jubel ohrenbetäubend, die Flötenkonzerte mitreißend, der Jubel bei den erzielten Toren intensiv.

Es wurde schnell klar, dass Feyenoord stärker geworden ist, während Lazio durch den Abgang des dominanten Mittelfeldspielers Milinkovic-Savic und des Verteidigers Acerbi schwächer aussieht. Stürmer Immobile, mehrfacher Torschützenkönig der Serie A, fehlte letzte Saison bei De Kuip, war aber jetzt da. Er ist nicht ganz fit und bereits betagt. Vor allem Rechtsverteidiger Hysaj wirkte zu schwer und zu langsam und durfte schnell duschen.

Seinen Ersatz verlor sofort Igor Paixão nach der Pause. Der von Stengs angestoßene brasilianische Flügelstürmer hätte das Spiel entscheiden können, doch er schoss unkontrolliert über das Tor. Da steht er noch vor einem Sieg für Feyenoord: in einem weiteren torfreudigen Angreifer neben Giménez, der nach Vorarbeit der eingewechselten Alireza Jahanbakhsh und Quinten Timber dann selbst das 3:0 einschob.

Nach dem Ausfall von Rechtsverteidiger Bart Nieuwkoop zeigte sich ein weiteres Manko. Slot musste sich auf den zögerlichen Linksfuß López verlassen. Der Peruaner wurde sofort aus dem Feld geworfen, was zu einer ersten großen Chance für den eingewechselten Castellani führte, der über das Tor schoss. In der 82. Minute griff López quälend naiv denselben Lazio-Angreifer an. Den zugesprochenen Elfmeter schoss Pedro.

Abgesehen von eher dummen gelben Karten für Nieuwkoop, Giménez, Hartman und Geertruida gab es an Feyenoord nichts anderes zu kritisieren. Wieffers Entwicklung geht nach einem zögerlichen Saisonstart wieder aufwärts, der Mittelfeldspieler aus Borne war überall dabei. Auch Timber sprintete unermüdlich von vorne nach hinten, Stengs verwandelt sich vom missverstandenen Genie in ein schwer fassbares Phänomen. Die Abwehr wirkt unerschütterlich, zumindest wenn niemand aus dem Stammquartett ausfällt.

All das lässt auf die letzten drei Gruppenspiele gegen Lazio (auswärts), Atlético (heim) und Celtic (auswärts) hoffen.



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