Mit einer starren Herangehensweise an die Stickstoffproblematik werden wir das nicht erreichen

Mit einer starren Herangehensweise an die Stickstoffproblematik werden wir das


Drohnenfoto von Wiesen im Gelderse Vallei, einem der Gebiete, in denen die Stickstoffemissionen drastisch reduziert werden müssen.Bild ANP

Die Regierung hat ehrgeizige Ziele für den regionalen Umgang mit Stickstoff veröffentlicht. Die Politik hat darüber diskutiert und die Pläne breit angenommen. Der Ball liegt nun bei den Provinzen. Sie können auf eine verbesserte Naturqualität hinarbeiten, indem sie sich im Einklang mit den Zielen des Kabinetts so weit wie möglich auf die Reduzierung von Stickstoff konzentrieren. Sie können sich aber auch umfassender mit möglichen Naturmaßnahmen befassen, wie etwa der Anordnung und Größe von Naturschutzgebieten und der Wasserverfügbarkeit.

Weniger große Rolle

Die Stickstoffreduktion wird dann fortgesetzt notwendig, dürfte aber vielerorts eine geringere Rolle spielen und in eine umfassendere und sinnvollere Naturpolitik eingebettet sein. Was ist sinnvoll? Es ist klar, dass es rechtlich gesehen letztlich auf die Qualität der Natur in Natura-2000-Gebieten ankommt. Die Natur muss in einen „günstigen Erhaltungszustand“ gebracht werden. Das Stickstoffziel beinhaltet daher ein mittleres Ziel.

Über den Autor


Hans Mamaas ist Direktor der niederländischen Umweltprüfungsbehörde (PBL).

Klar ist auch, dass es sich um ein „Starting Memorandum“ handelt, in dem auch (zusätzliche) Ziele zur Wasserqualität und Klimapolitik enthalten sind. Gemeinsam werden diese Ziele bald den Rahmen bilden, innerhalb dessen die Provinzen ihre Arbeit an Gebietsagenden fortsetzen können. Diese Bereichsagenden müssen Mitte nächsten Jahres nach den Landtagswahlen der Zentralregierung zur Bewertung des nationalen Zielkorridors für Stickstoff vorgelegt werden.

Das Initial Memorandum betont die Bedeutung der Anpassung. Regionen können beispielsweise auch andere Stickstoffquellen als die aus der Landwirtschaft reduzieren. Außerdem, und das ist wichtig: wenn das auf der Grundlage der regionalen Naturqualität (von einer Umweltbehörde zu bewerten) belegt werden kann, können die Provinzen von den „Leitzielen zur Stickstoffreduzierung“ abweichen.

Mittel und Zweck

Die Herausforderung ist somit klar. Wie bekämpfen wir die Verschlechterung der Naturqualität pro Region? Wie erreichen wir langfristig den günstigen Erhaltungszustand? Und welche Maßnahmenpakete sind national und lokal notwendig? So weit, ist es gut.

Das Initiierungsmemorandum betont dann aber auch, dass das aus der Beratung des Remkes-Ausschusses abgeleitete und um fünf Jahre vorgezogene nationale Stickstoffziel des Koalitionsvertrages eingehalten werden muss.

Bis 2030 müssen 74 Prozent der Hektarfläche der stickstoffsensiblen Natura 2000-Natur unter dem kritischen Depositionswert (kdw) liegen, dem Wert, ab dem bestimmte Naturtypen durch Stickstoff gefährdet sind. Das mittlere Ziel wird zum Hauptziel.

Verwirrtheit

Und damit schleicht sich die Verwirrung ein. Was ist jetzt? Welchen Spielraum haben die Bundesländer eigentlich, um die Naturaufgaben selbst zu interpretieren? Wie sind die Maßnahmenpakete zu bewerten, die zwar die regionale Naturqualität verbessern können, aber die regionalen Stickstoffniederschläge nicht unter den kritischen Depositionswert bringen?

Bedeutet dies, dass andere Regionen oder Provinzen einen zusätzlichen Beitrag zur Stickstoffreduzierung leisten müssen, um diese 74 Prozent zu erreichen? Das lädt nicht zu einem breiteren Engagement für die Natur ein. Aus einer echten ‚Tauschentscheidung‘, so erfolgreich im Planungsansatz von ‚Room for the River‘ (mit dem Ziel, Hochwasser der großen Flüsse zu bekämpfen, rot.), in der Stickstoffmaßnahmen und andere Naturmaßnahmen gegeneinander abgewogen werden können, ist – entgegen der Behauptung des Initiation Memorandum – tatsächlich nicht der Fall.

Misstrauen

Es ist völlig verständlich, warum sich die Politik für ein robustes Stickstoffreduktionsziel entschieden hat. Es besteht ein großes gegenseitiges Misstrauen zwischen der Landwirtschaft und der Natur. Es bedarf eines strengen, weil rechenschaftspflichtigen und unausweichlichen politischen Ziels. Da es bisher unzureichende Naturdaten und Analysen für eine belastbare und eindeutige Bewertung der Naturqualität gibt, kommen wir zu Stickstoff und den kdws. Aber das könnte möglicherweise zu einem Fehler in der Politik führen.

Dies muss auf dem Weg repariert werden: Beginnen Sie mit der Stickstoffpolitik, aber arbeiten Sie schnell auf eine breitere und solide begründete Naturpolitik hin. Sonst verzettelt sich die Politikmaschinerie schnell in einem allzu direkten Handlungsdrang. Schaffen Sie Perspektive, indem Sie mehrere mögliche Maßnahmen bereichsorientiert miteinander kombinieren. Dann hinken wir nicht in die Zukunft, sondern ermöglichen solide Schritte nach vorne.



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