Mit aller Macht zurück: Dreijährige Energieverträge, worauf sollten Sie als Verbraucher achten?

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Sonnenkollektoren auf einem Haus am Maasdijk in Dreumel, Gelderland.Bild Marcel van den Bergh / de Volkskrant

Was genau ändert sich ab dem 1. Juni?

Dann tritt ein neues Transferschema in Kraft. Bisher konnten Energiekunden ihren unbefristeten Vertrag jederzeit gegen eine geringe Strafe kündigen. Bei einem Jahresvertrag betrug das Bußgeld 50 Euro pro Energieart (also 100 Euro bei einem Gas- und Lichtvertrag). Bei Verträgen mit einer Laufzeit von zweieinhalb Jahren oder länger könnte das Bußgeld maximal das Zweifache von 125 Euro betragen. Ab dem 1. Juni richtet sich das Bußgeld danach, wie viel es dem Energieversorger kostet, wenn ein Stammkunde vorzeitig abreist.

Warum hat das so große Auswirkungen?

Mehrjährige Verträge waren im alten System jahrelang weit verbreitet, aber das änderte sich, als der Gaspreis vor mehr als eineinhalb Jahren exponentiell anstieg und unvorhersehbar wurde. Wenn Energieunternehmen ihren Kunden zu diesen hohen Preisen langfristige Verträge verkaufen, besteht für sie ein großes Risiko, wenn der Energiepreis sinkt. Kunden können dann gegen ein geringes Bußgeld abreisen und dem Energieversorger bleibt die teuer eingekaufte Energie übrig. Dank der neuen Schaltregeln ist dieses Risiko gebannt. Wenn Energie im nächsten Jahr unerwartet deutlich günstiger wird, können Kunden nur gegen ein hohes Bußgeld ausreisen.

Über den Autor
Tjerk Gualthérie van Weezel verschreibt de Volkskrant über Energie und die Auswirkungen der Energiewende auf den Alltag.

Was ist bereits über die Verträge und Tarife ab 1. Juni bekannt?

Von den fünf größten Unternehmen (die zusammen mehr als drei Viertel des Marktes ausmachen) haben vier angekündigt, unbefristete Verträge mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren anzubieten. Nur Essent ist noch zurückhaltend. „Wir werden uns sicherlich mehrjährige Verträge ausdenken, welche genau und zu welchen Konditionen wir nächste Woche bekannt geben werden“, sagt ein Sprecher.

Greenchoice war das erste Unternehmen, das die Preise am Mittwoch auf seiner Website veröffentlichte. Bemerkenswert, weil sie noch zu den alten Konditionen verkauft werden. Doch das Unternehmen hält das Risiko inzwischen für akzeptabel, „der Monat ist noch kurz und wir haben viele Fragen von unseren Kunden bekommen, deshalb wollten wir sie jetzt bedienen.“ Das Unternehmen bietet waldvergütetes Gas und Ökostrom mit vier verschiedenen Laufzeiten an: variabel (wobei sich der Tarif jeden Monat ändern kann), ein Jahr, zwei Jahre und drei Jahre. Die Tarife liegen sehr nahe beieinander und liegen alle knapp unter der bis Ende dieses Jahres geltenden Preisobergrenze für Energie. Zwei Jahre sind am günstigsten und drei Jahre am teuersten, aber auf monatlicher Basis spart man ein paar Euro.

Ist Greenchoice einigermaßen repräsentativ für das, was die anderen Unternehmen tun werden?

Das dürfte sich in den kommenden Wochen zeigen. Um einen Eindruck davon zu bekommen, welches Spiel die Unternehmen spielen, lohnt es sich, einen Blick auf den Gasgroßhandelsmarkt zu werfen. Dort ist Gas für die kommenden Sommermonate inzwischen vergleichsweise günstig: Letzte Woche fiel der Preis des Juni-Vertrags sogar kurzzeitig unter 30 Euro pro Megawattstunde. Immer noch fast doppelt so viel wie lange Zeit normal, aber mehr als zehnmal niedriger als während des Höhepunkts im letzten Sommer. Gas, das im nächsten Winter geliefert werden muss, ist deutlich teurer: mehr als 50 Euro pro Megawattstunde und das bleibt bis 2026 gleich. Gas, das nach 2026 geliefert wird, wird dagegen günstiger sein.

Diese Preisentwicklung ist leicht zu erklären. Im Sommer wird in Europa relativ wenig Gas verbraucht, dafür kommt recht viel Flüssigerdgas per Schiff an. Die europäischen Gasspeicher drohen schon lange vor dem Winter voll zu sein, sodass ein relativ großes Angebot vorhanden ist. Doch sobald in Europa die Heizungen angeschaltet werden, ist damit zu rechnen, dass die Energie wieder knapp wird und der Preis somit steigt. Dass der Preis nach 2026 sinken wird, liegt daran, dass weltweit weitere Fabriken hinzukommen, in denen Erdgas verflüssigt werden kann.

Was bedeutet das für den Verbraucherpreis für Energie?

Man geht davon aus, dass variable Verträge, bei denen die meisten Anbieter den Preis pro Monat oder Quartal anpassen, derzeit die günstigsten Tarife bieten. Und die Chancen stehen gut, dass diese Preise steigen werden, sobald der Winter kommt. Anhand der Großhandelspreise können Sie auch davon ausgehen, dass ein Zwei- und Dreijahresvertrag günstiger ist als ein Jahresvertrag. Daher ist es überraschend, dass variable Verträge bei Greenchoice einen Bruchteil teurer sind. Nach Angaben des Unternehmens liegt dies jedoch daran, dass der variable Zinssatz jetzt immer noch den Großhandelspreis des letzten Monats widerspiegelt, „ab dem 1. Juni wird dieser Satz wieder sinken“.

Interessant ist auch, was die verschiedenen Anbieter unternehmen werden, um ihre aktuellen Kunden zu besänftigen. Bei Greenchoice erhalten Stammkunden vorerst keine zusätzlichen Rabatte, es ist jedoch damit zu rechnen, dass viele andere Anbieter dies anbieten werden. Die meisten Energieunternehmen seien sehr daran interessiert, ihre bestehenden Kunden in den kommenden Wochen zu halten, erzählen einige Mitarbeiter im Hintergrund. de Volkskrant. Erstens, weil es für einen soliden Geschäftsbetrieb gut ist, den Verbrauch Ihrer Kunden genau zu kennen. Darüber hinaus verdienen Energieunternehmen immer mehr mit damit verbundenen Dienstleistungen wie der Beratung bei der Installation von Solaranlagen und Wärmepumpen. Bei Stammkunden ist das auch einfacher.

Was ist jetzt das Klügste?

Rein in Euro ausgedrückt gibt es keine einheitliche Antwort. Denn die Entwicklung des Energiepreises ist nicht vorhersehbar. Und auch von Haushalt zu Haushalt ist es unterschiedlich: Wer an ein Wärmenetz angeschlossen ist oder über ein elektrisch beheiztes Haus verfügt, wird vor allem auf die besten Stromtarife achten. Wer mit Solaranlagen viel mehr Strom erzeugt, als er verbraucht, wird die Einspeisevergütung besonders kritisch betrachten. Und wer sehr flexibel in der Kaufkraft ist, zum Beispiel durch ein Elektroauto, dürfte bei einem der Anbieter dynamischer Energieverträge am meisten Vorteile haben, bei denen die Stromtarife pro Viertelstunde unterschiedlich (und teilweise sogar negativ) sein können.

Zwei Dinge sind sicher: Wer jetzt einen Vertrag über mehrere Jahre abschließt, kauft Sicherheit. Und das wird eine bedeutende Gruppe von Verbrauchern ansprechen. Es ist auch wichtig, ordnungsgemäß zu recherchieren. Denn ist ein solcher Vertrag einmal unterschrieben, ist es deutlich schwieriger, ihn wieder zu kündigen. Beginnen Sie die Suche, indem Sie sich nach dem Angebot Ihres aktuellen Anbieters erkundigen. Sie versuchen oft, Stammkunden mit Rabatten oder Sonderkonditionen zu halten.

Zuvor wurden auch Fünfjahresverträge angeboten. Warum scheinen drei Jahre jetzt das Maximum zu sein?

Einige Energieunternehmen sagen auch, dass sie derzeit nicht glauben, dass es sich um ein gutes Produkt für ihre Kunden handelt. Da Energie historisch immer noch sehr teuer sei, mache es keinen Sinn, sehr lange Verträge abzuschließen, heißt es.

Es hängt aber auch mit den Risiken zusammen, die solche Verträge für die Energieunternehmen selbst mit sich bringen. Sinkt beispielsweise der Energiepreis im nächsten Jahr, werden die Parteien, von denen Energieunternehmen in vier Jahren Gas beziehen, eine Sicherheit für ihren Vertrag verlangen. Das kann eine Menge Geld sein. Darüber hinaus wird es in den nächsten Jahren viele Unsicherheiten hinsichtlich der Energiegesetzgebung geben. So sind beispielsweise ein neues Energiegesetz und eine Anpassung des Net-Metering-Systems für Solarmodule in Vorbereitung. „In der Vergangenheit stellte sich oft heraus, dass langfristige Verträge zunächst lukrativ waren, durch neue Regeln aber plötzlich zur Belastung wurden“, sagt ein Mitarbeiter.

Es hört sich so an, als ob die großen Energieunternehmen selbst eine aufregende Zeit finden.

Sicherlich. Für sie ist es schwierig abzuschätzen, was die Verbraucher tun werden und wie die Risiken des neuen Systems genau aussehen werden. Einerseits wollen sie den Markt sorgfältig erkunden, aber keine Kunden verlieren. Unternehmen sind daher in einer hohen Bereitschaft, schnellstmöglich auf Verbraucherverhalten und Wettbewerb zu reagieren.

Es wird auch interessant sein, die Unterschiede zwischen den Arten von Energieunternehmen zu verfolgen. Vor allem zwischen Eneco, Vattenfall einerseits und Essent, Budget Energie und vielen kleinen Anbietern andererseits. Die ersten beiden besitzen selbst Kraftwerke und Windmühlen. Das dürfte es für sie etwas einfacher machen, langfristige Verpflichtungen einzugehen und relativ günstige mehrjährige Stromverträge anzubieten.



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