Mindestlohn, Sparsteuerreparatur: Wie finanziert Kaag die Pläne der Regierung im Frühjahrsmemorandum?

Mindestlohn Sparsteuerreparatur Wie finanziert Kaag die Plaene der Regierung im


Sigrid Kaag, Finanzminister, Premierminister Mark Rutte, Attje Kuiken (Pvda) und Jesse Klaver (Grüne Linke) vor einem Treffen mit den Gruppen Pvda und GroenLinks, um Unterstützung für das Frühjahrs-Memorandum zu erhalten.Statue Jiri Büller / de Volkskrant

Der Steuerwindfall, den mehr als 600.000 wohlhabende Niederländer dank des Weihnachtsurteils des Obersten Gerichtshofs zur Box-3-Steuer erhalten, geht teilweise zu Lasten anderer wohlhabender Niederländer. Die Kosten der obligatorischen Steuerrückerstattung (3,6 Milliarden Euro) wird das Kabinett teilweise mit generischen Steuererhöhungen in Box 2 und Box 3 decken. So heißt es im Frühjahrsmemorandum, der Zwischenanpassung des Staatshaushalts.

Eine Mehrheit im Repräsentantenhaus forderte das Kabinett auf, den Geldsegen für die Reichen zu finanzieren, indem es die Kosten von derselben Gruppe erstattet: den Reichen. Aufgrund der hohen Inflation geraten viele Haushalte mit unterdurchschnittlichem Einkommen in finanzielle Schwierigkeiten. Das Haus hält es daher für unrealistisch, diese Gruppe noch stärker zu besteuern, um den Glücksfall für die Niederländer mit vielen Ersparnissen und Investitionen bezahlen zu können. Die Regierung schließt sich daher diesem Wunsch an. „Die Sorge um die Vermögensungleichheit in den Niederlanden ist weit verbreitet“, schreibt Finanzministerin Sigrid Kaag in ihrer Begründung zur Haushaltsänderung.

Großaktionäre

Die geplante Anhebung des Freibetrags in Box 3 entfällt. Dieser liegt derzeit bei 50.650 Euro pro Person (101.300 Euro für steuerliche Partner). Diesen Freibetrag wollte die Regierungskoalition in drei Schritten auf 80.000 Euro pro Person erhöhen. Dadurch spart das Kabinett jährlich 300 Millionen Euro ein.

Auch der Satz in Box 2, den Großaktionäre zahlen, wird steigen. Wer jährlich mehr als 67.000 Euro Einnahmen aus seinem Unternehmen (oder seinen Unternehmen) erhält, zahlt darauf ab dem kommenden Jahr 29,5 Prozent statt bisher 26,9 Prozent Steuern. Direktor-Großaktionäre (Unternehmer, die Direktoren ihres eigenen Unternehmens sind) zahlen ebenfalls mehr Einkommensteuer (Kasten 1). Dadurch werden in den nächsten fünf Jahren durchschnittlich 350 Millionen Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen für die Staatskasse generiert.

Mindestlohn

Im Frühjahrsmemorandum würdigt das Kabinett zudem einen weiteren weithin geteilten Wunsch des Parlaments: die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns unter Beibehaltung der Koppelung an die gesetzliche Rente. „Wir unternehmen einen ersten Schritt, um den großen Bedenken zu begegnen, die in beiden Kammern hinsichtlich der Einkommenssituation von Menschen mit niedrigem Einkommen und älteren Menschen bestehen“, schreibt Kaag in ihrem Brief an das Parlament.

Der gesetzliche Mindestlohn (basierend auf einer 36-Stunden-Woche) wird ab dem kommenden Jahr in drei jährlichen Schritten um 7,5 Prozent steigen. Diese Lohnerhöhung stand bereits im Koalitionsvertrag, soll dann aber ab 2024 in zwei Schritten umgesetzt werden. Die Erhöhung beginnt nun ein Jahr früher. Anders als im Koalitionsvertrag vereinbart, bleibt die Koppelung an die gesetzliche Rente bestehen. Das kostet 2,4 Milliarden Euro pro Jahr.

Auch dieser Glücksfall für Senioren ist zum Teil eine Zigarre aus der eigenen Kiste. Um die Kosten zu decken, verzichtet das Kabinett auf die vorgesehene Erhöhung des Seniorenrabatts um 376 Euro. Diese Maßnahme verringert die Einkommensungleichheit bei älteren Menschen. Sie betrifft AOW-Rentner mit relativ hohem Einkommen, Rentner mit niedrigem Einkommen sind davon nicht betroffen. Außerdem wird die AOW-Sozialhilfe ab 2025 abgeschafft (und schon vorher auslaufen). Auch die steuerliche Altersrücklage, mit der Unternehmer steuerfrei Geld für die Altersvorsorge zurücklegen können, entfällt. Diese Steuererhöhungen für Rentner summieren sich zu einer Ersparnis von 1,8 Milliarden Euro pro Jahr.

Verteidigungsbudget

Früher als geplant erhöht das Kabinett den Verteidigungshaushalt auf 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, dem Nato-Standard. Dies entspricht auch dem Wunsch des Abgeordnetenhauses. Dies entspricht einer strukturellen Ausgabensteigerung von 2,2 Milliarden Euro ab 2025.

Die oben genannten Steuererhöhungen reichen nicht aus, um alle Mehrausgaben zu decken. Deshalb versucht das Kabinett verzweifelt, an seine Investitionsgelder heranzukommen. Das Budget des Nationalen Wachstumsfonds, der Innovations- und Bildungsprojekte finanziert, wird in diesem Jahr um 660 Millionen Euro gekürzt. Auch der Klimafonds (35 Milliarden Euro) und der Stickstofffonds (25 Milliarden Euro) müssen kapitulieren. Die Regierung kürzt die Budgets dieser Fonds um 880 bzw. 660 Millionen Euro.

Zudem lässt die Regierung das Haushaltsdefizit und die Staatsverschuldung leicht steigen. Das Haushaltsdefizit wird in dieser Kabinettsperiode um etwa 0,2 Prozentpunkte höher ausfallen, als das Kabinett bei seinem Amtsantritt prognostiziert hatte.



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