Mehr als 140 grönländische Frauen verklagen Dänemark wegen Zwangsverhütung

Nach Angaben ihres Anwalts Mads Pramming gab es keine Antwort auf die Schadensersatzklage, die die Frauen im Oktober letzten Jahres eingereicht hatten. Anschließend forderten Dutzende Inuit-Frauen eine Entschädigung von jeweils 300.000 Dänischen Kronen (etwa 40.000 Euro). „Ihre Menschenrechte wurden verletzt“, sagte Pramming. „Sie selbst sind der Beweis dafür.“

„Nachdem sie die Schadensersatzklagen eingereicht hatten, meldeten sich weitere Frauen. „Der Älteste ist 85 Jahre alt“, sagte Pramming. Während der Zeit der erzwungenen Empfängnisverhütung wurde etwa 4.500 ohne ihre Zustimmung oder die ihrer Familienangehörigen eine Spirale eingesetzt. Bis vor Kurzem entdeckten grönländische Gynäkologen Verhütungsmittel bei Frauen, die nicht wussten, dass sie eines trugen.

Ende der 1960er Jahre führte Dänemark eine Verhütungspolitik ein, um die Geburtenrate auf der arktischen Insel zu begrenzen. Obwohl die Region seit 1953 keine Kolonie mehr war, blieb sie unter der Kontrolle der Dänen. Grönland erhielt 2009 den Status eines autonomen Gebiets.

Eine Reihe von Podcasts, die auf den nationalen Archiven basieren und im Frühjahr 2022 vom dänischen öffentlich-rechtlichen Sender „DR“ ausgestrahlt wurden, verdeutlichten das Ausmaß der Kampagne. Ein im vergangenen Jahr gestarteter Untersuchungsausschuss zur Verhütungspolitik muss seine Ergebnisse im Jahr 2025 veröffentlichen. „Für ihren Fall sind der Ausschuss und sein Ergebnis nicht wichtig“, sagte der Anwalt. „Sie wird nicht darüber entscheiden, ob ihre Rechte verletzt wurden, aber das Gericht wird dazu in der Lage sein.“

Im Jahr 2022 erhielten sechs Inuit eine Entschuldigung und eine Entschädigung, mehr als siebzig Jahre nachdem sie von ihren Familien getrennt worden waren, um an einem Experiment zur Schaffung einer dänischsprachigen Elite auf der Insel teilzunehmen.

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