McKinsey, Bain und die Boston Consulting Group haben eine der größten Lohnerhöhungsrunden für Neueinstellungen seit mehr als zwei Jahrzehnten angekündigt, da Inflation, boomende Beratungsnachfrage und ein angespannter Arbeitsmarkt das Beratungstrio dazu zwingen, härter um Talente zu konkurrieren.
Die Firmen, die ihre Gehaltstabellen nicht öffentlich bekannt geben, werden laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen die jährlichen Grundgehälter für MBA-Absolventen in den USA von 175.000 auf 190.000 bis 192.000 Dollar erhöhen.
Top-Performer erhalten in ihrem ersten Jahr mehr als 250.000 US-Dollar, wenn leistungsbezogene Boni und Vertragsprämien enthalten sind.
„Das letzte Mal, als die Beratungsbranche eine solche Gehaltsinflation hatte, war um den dot.com-Boom in den Jahren 1999-2000 herum“, sagte Fiona Czerniawska, Geschäftsführerin von Source Global Research, einem Analysten für den Beratungssektor.
„Die Erhöhung der Gehälter bleibt der unmittelbarste und effektivste Hebel, an dem ein professionelles Dienstleistungsunternehmen ziehen kann, wenn es hochkarätige Mitarbeiter anziehen und halten möchte“, fügte sie hinzu.
Seit einem kurzen Abschwung zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 haben Berater von einem Anstieg der Unternehmensnachfrage nach Beratung zu digitalen Transformationen und M&A profitiert, da Unternehmen ihre Geschäfte nach der Coronavirus-Krise neu gestalten.
Der wachsende Druck auf Unternehmen, ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren, war auch ein Segen für Unternehmensberatungen, die schnell Unternehmen aufgebaut haben, um Beratung und Strategie anzubieten.
Laut einer Studie von Source Global musste jedes fünfte Unternehmen Aufträge ablehnen, weil es nicht genügend Personal mit den richtigen Fähigkeiten hatte.
Die Entscheidung von drei der renommiertesten Beratungsunternehmen, die Gehälter zu erhöhen, unterstreicht den Druck, dem die Finanzdienstleistungsbranche ausgesetzt ist, neue Mitarbeiter anzuziehen. Im vergangenen Jahr haben mehrere große Wall-Street-Banken, darunter JPMorgan Chase und Citigroup, die Gehälter für Junior-Banker angehoben. Auch Wirtschaftskanzleien sind in einen aggressiven Lohnkrieg verstrickt.
Als Reaktion auf den zunehmenden Wettbewerb in „einem sehr heißen Talentmarkt“ verbessern Berater die Bezahlung und andere Leistungen, sagte Keith Bevans, Partner und Leiter der Berateranwerbung bei Bain.
„Die Konkurrenz, mit der wir es zu tun haben, ist größer denn je“, sagte Bevans. „Wir treffen auf dem Campus Leute, die sich für Big Tech interessieren, die sich für andere Beratungsunternehmen interessieren, die darüber nachdenken, ihre eigenen Unternehmen oder einen Suchfonds zu gründen, oder die direkt in Private Equity einsteigen wollen.“
Unternehmen haben auch Leistungen wie Vaterschaftsurlaub verbessert.
„Obwohl die Vergütung wichtig bleibt, zeigen unsere Untersuchungen, dass Überlegungen wie klare Karrieremöglichkeiten, Flexibilität und Zielstrebigkeit genauso wichtig sind, um talentierte Kollegen zu gewinnen, zu halten und zu entwickeln“, sagte McKinsey in einer Erklärung gegenüber der Financial Times.
Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr rund eine Million Bewerbungen für 10.000 Stellen erhalten, obwohl es Kritik an seiner Rolle beim „Turboboost“-Verkauf von süchtig machenden Opioiden in den USA gab.
Kandidaten achten jetzt mehr auf andere Vorteile, aber die Bezahlung ist „definitiv der größte Faktor“, um neue Mitarbeiter anzuwerben, sagte Namaan Mian, Chief Operating Officer bei Management Consulted, das Studenten bei der Bewerbung um Stellen in der Branche berät. Die diesjährigen Gehaltserhöhungen für Neueinsteiger bei McKinsey, Bain und BCG seien die zweitgrößten im letzten Jahrzehnt, sagte er.
Beratungsunternehmen brauchten etwa vier Jahre, um ihre Gewinnmargen nach erheblichen Gehaltserhöhungen um die Jahrhundertwende zu reparieren, sagte Czerniawska.
Trotz „schwieriger Wirtschaftslage“ stellten die Unternehmen weiterhin langfristig ein, denn wenn sie „während eines Abschwungs den Hahn abdrehten“, wäre es schwierig, schnell genug Berater einzustellen, wenn sich die Lage verbessert, sagte Mian.
Anwärter, die einen Bachelor- oder Master-Abschluss, aber keinen MBA haben, erhalten ebenfalls sechsstellige Gehaltspakete. Die Grundgehälter für Absolventen von Bain und McKinsey in den USA werden um 12 Prozent auf 112.000 US-Dollar pro Jahr steigen, sagen Personen, die mit den Gehaltserhöhungen vertraut sind.
Ihren Kollegen, die in den USA zu BCG wechseln, wurden 110.000 US-Dollar angeboten, sagte eine Person, die ein Stellenangebot der Firma gesehen hatte. BCG, Bain und McKinsey lehnten es ab, sich zu ihren Gehaltszahlen zu äußern.
Die Gehälter in den Firmen variieren je nach Region und sind in den meisten Ländern außerhalb der USA deutlich niedriger. Die Firmen legen ihre Gewinne nicht offen, aber viele Partner erhalten jährlich siebenstellige Summen.