Marjon Brandsma (1943–2024) hatte eine Tragödie in ihrer Stimme; Als sie ihren Text sprach, kam er sofort an

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Marjon BrandsmaBild ANP

Für Marjon Brandsma muss es eine große Ehre gewesen sein, dass Judith Herzberg ein Stück speziell für sie geschrieben hat. Es war im Januar 1988, dass der Monolog Der Karakal Premiere bei Toneelgroep Amsterdam. Legendär wurde der erste Soloauftritt von Brandsma, der zuvor in einem Stück von Herzberg mitgewirkt hatte Schadenfreude (1982).

Marjon Brandsma verstarb am 19. Januar im Alter von 80 Jahren in ihrer Heimatstadt Amsterdam. Sie hatte schon seit einiger Zeit mit ihrer Gesundheit zu kämpfen. 2012 spielte sie ihre letzte Rolle, die der alten Mutter in Anton Tschechows Onkel Vanjaunter der Regie von Gerardjan Rijnders, der damals auch Der Karakal gerichtet.

Rijnders: „Sie war nicht nur eine sehr gute Schauspielerin, sondern auch eine eigenwillige Frau, und das gefiel mir.“ Ich kannte sie bereits aus den Anfängen der Toneelgroep Baal. Damals hatte ich für diese Firma eine recht freie Adaption gemacht Die Dame mit den Kamelien, aber das gefiel ihr überhaupt nicht. Also ging sie nach einer Woche Proben.‘

Nachdem Brandsma die Theaterschule in Amsterdam abgeschlossen hatte, gründete sie zusammen mit Kitty Courbois, Hans Dagelet und dem Regisseur Leonard Frank die Toneelgroep Baal. Auch darin spielte sie eine Rolle nach der anderen Schadenfreudeeine Familienchronik, über der der Schatten des Zweiten Weltkriegs hing.

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Judith Herzberg: „Ihr Schauspiel war nie wahllos, alles, was sie tat, war gut durchdacht, gut durchdacht.“ Keine blöden Ideen. Sie vertiefte sich immer in die Rolle, die sie spielte. Die Rolle von Dory in Schadenfreude Es berührte ihr Herz, als Zuschauer fing man an, daran zu glauben, es machte sie sogar nervös.‘

Bei Toneelgroep Amsterdam wurde sie zu einer der prägenden Schauspielerinnen, die auch keine Angst vor Abenteuern hatte. Sie spielte beispielsweise in Rijnders‘ damals umstrittenem Auftritt mit Bakelit. Rijnders: „Als Schauspielerin war sie eine Tragédienne, und diese Tragödie lag auch ein wenig in ihrer Stimme – wenn sie einen Text sprach, kam sie sofort an.“ Sie könnte aber auch komödiantische Rollen spielen; dann weitete sie einfach ihre Augen. Sie war sehr intelligent und breit orientiert.‘

Eine ihrer schönsten Rollen war die der jungen Frau in Das weite Land von Arthur Schnitzler im Publiektheater 1987, ebenfalls mit einem sehr jungen Pierre Bokma. 1982 gewann sie den Theaterpreis Theo d’Or für ihre Rolle in Bullseye-Lügen bei De Haagse Comedie.

In Der Karakal Brandsma spielte eine etwas eigenartige, einsame Frau, die nur telefoniert. Herzberg schrieb es teilweise, weil es nur wenige Stücke für Frauen über 40 gab. „Frauen im Theater müssen immer jung und heiß sein, oder alt und beeindruckend und vom Leben gezeichnet.“ Marjon hat diese Rolle wunderbar gespielt. Ich denke, zum Teil, weil sie selbst eine komplizierte Frau war, zumindest keine einfache. „Das muss für ihre Arbeit interessant, für ihr Privatleben aber verwirrend gewesen sein“, sagt Herzberg.

Rijnders führte bei ihr zuletzt 2012 Regie. Sie hatte Schwierigkeiten, sich an den Text zu erinnern, und beschloss, damit aufzuhören. Nach diesem Abschied zog sie sich mehr oder weniger zurück. Rijnders hat sie vor nicht allzu langer Zeit im örtlichen Albert Heijn kennengelernt. „Plötzlich stand eine alte Dame mit Hut vor mir. Aber ich habe sie überhaupt nicht erkannt. Nach diesem schmerzhaften Moment der Stille gab sie mir einen Stoß, sagte nur ‚Brandsma‘ und ging weg.“

Brandsmas Einäscherung fand am Freitag, dem 26. Januar, auf dem Zorgvliet-Friedhof in Amsterdam statt. Herzberg und Rijnders waren anwesend. Herzberg: „Ich habe dort von der Bühne aus alle möglichen Leute gesehen, weißhaarige Leute.“ Da ist ein Theaterstück drin, dachte ich in diesem Moment, ein Theaterstück über weißhaarige Menschen. Während dieses Treffens erfuhr Marjon viel Liebe und Aufmerksamkeit. Ich habe sie schrecklich vermisst und werde sie nie vergessen. Bis ich mich selbst vergesse.‘



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