Der Prozess um die Anschläge vom 22. März 2016 auf den Flughafen Zaventem und die Metrostation Maalbeek hat mit einer Stunde Verspätung begonnen. Ursache waren die langen Schlangen an den Zutrittskontrollen. Zwei stellvertretende Geschworene schieden ebenfalls aus. Die bekanntesten Angeklagten sind Salah Abdeslam und Mohamed Abrini.
Laut der Vorsitzenden Laurence Massart gab eine der stellvertretenden Geschworenen an, dass sie Englisch spricht, sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterzieht und daher nicht sitzen kann. Sie hat ein ärztliches Attest, allerdings datiert von dem Tag, an dem die Geschworenen gebildet wurden. Der andere stellvertretende Geschworene sagt, er hat Diabetes.
Der Prozess im Justitia-Gebäude in Haren hätte im Oktober beginnen sollen. Weil die Angeklagtenbox jedoch angepasst werden musste, wurde der Prozess um zwei Monate verschoben.
Die Presse aus dem In- und Ausland ist massenhaft präsent, was zu langen Warteschlangen führte. Journalisten mussten lange im Regen warten, angeblich auch, weil die Polizei nicht rechtzeitig bereit war. Der Eingang sollte um 07:30 Uhr geöffnet werden, aber die ersten Journalisten wurden erst nach 08:00 Uhr eingelassen.
Eine erste Sitzung zur Auswahl der Jury fand am 30. November statt. Nach einem langen Tag, an dem sich der Vorsitzende Laurence Massart neun Stunden lang Gründe für eine mögliche Freistellung von Jurorenkandidaten anhörte, wurden schließlich fünf Männer und sieben Frauen als effektive Jury gezogen.
Weitere neun Frauen und fünfzehn Männer wurden als stellvertretende Geschworene berufen. Jetzt sind also nur noch 22 dieser 24 „Eindringlinge“ übrig.
Die Frage ist nun, wie lange es dauert, bis ein erster Juror ersetzt werden muss. Das Verfahren wird voraussichtlich sechs bis neun Monate dauern. Wenn zu irgendeinem Zeitpunkt keine zwölf Geschworenen mehr übrig sind, muss der Prozess wiederholt werden.
469 Seiten
Zehn Angeklagte stehen vor Gericht: Oussama Atar, Mohamed Abrini, Salah Abdeslam, Ali El Haddad Asufi, Bilal El Makhoukhi, Hervé Bayingana Muhirwa, Smail Farisi, Ibrahim Farisi, Osama Krayem und Sofien Ayari. Oussama Atar, der beschuldigt wird, der Anführer einer Terrorgruppe zu sein, ist der einzige, der vor Gericht fehlt. Im April 2019 gab die Terrorgruppe IS seinen Tod bekannt, doch dafür gibt es keine schlüssigen Beweise. Deshalb wird er immer noch in Abwesenheit vor Gericht gestellt.
„Der erste Verhandlungstag beginnt sehr ruhig“, sagt Terrorexperte Faroek Özgünes. „Die neun anwesenden Angeklagten müssen sich ausweisen. Sie müssen angeben, wer sie sind und was ihr Beruf und ihre Adresse sind. Die Farisi-Brüder kommen als freie Person und nehmen an einem Tisch direkt vor der Loge Platz. Sie hätten nur Handwerkerleistungen erbracht.“
„Dann liegt es an den Zivilparteien, die von hundert Anwälten vertreten werden, sich zu melden. Personen können im Laufe des Verfahrens auch noch eine Zivilpartei einreichen. Schließlich gibt es Anweisungen für die Richter. Sie werden darüber informiert, wie der Prozess ablaufen wird und was genau von ihnen erwartet wird. Geschworene dürfen beispielsweise Fragen stellen, aber nicht ihre persönliche Meinung äußern. Andernfalls riskieren sie, gerächt zu werden.“
Ab morgen beginnen Bundesanwälte mit der Verlesung der 469 Seiten langen Anklageschrift. Wenn es Verteidigungsurkunden gibt, werden sie nächste Woche verlesen. Ab dem 19. Dezember steht die Vernehmung des Angeklagten auf der Tagesordnung. Insgesamt forderten die Selbstmordanschläge auf den Flughafen Zaventem und die Metrostation Maalbeek 32 Tote und 324 Verletzte.
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