Lionel Messi begeistert dieses Mal New York: „Unglaublich, was er bewirkt“

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Fans vor einem Messi-Banner vor dem Spiel gegen die New York Red Bulls.Bild AP

Auf den Tribünen der Red Bull Arena in New Jersey herrscht Panik. Der Name von Lionel Messi (36) fehlt in der Startelf von Inter Miami CF beim Gastspiel bei den New York Red Bulls. „Wir wollen unser Geld zurück“, schreit ein Unterstützer, der mindestens 350 Dollar für ein Ticket bezahlt hat. Der Zorn eines jungen Fans im weiß-blauen Trikot Argentiniens konzentriert sich auf Miami-Trainer Gerardo „Tata“ Martino, der es wagt, Messi eine Pause zu gönnen.

Der Argentinier kann sich von einem stürmischen Debütmonat auf amerikanischem Boden erholen. Seine Wahl für die Major League Soccer (MLS) erwies sich vorerst als Volltreffer. Im Vorfeld war es ein kommerzieller Erfolg, unter anderem mit den Sendern Apple TV und Adidas, aber auch aus sportlicher Sicht geht Messis Wahl wunderbar auf. Nach neun Spielen steht der Zähler bei elf Toren.

Mit Messi gewann Miami alle seine Spiele, nachdem es zuvor das schlechteste Team in der MLS gewesen war. Auch die Ankunft der Barcelona-Freunde Sergio Busquets und Jordi Alba half. Anfang dieses Monats gewann Miami den Leagues Cup, ein Pokalturnier zwischen amerikanischen und mexikanischen Vereinen. Auch das nationale Pokalfinale wurde erreicht.

Über den Autor
Koen van der Velden verschreibt de Volkskrant über Sport in den Vereinigten Staaten. Er lebt in New York.

Reservebank

Messi wird erst am Samstag sein Debüt in einem Ligaspiel geben. Zumindest, wenn er reinkommt. Während des Aufwärmens ist er nirgends zu sehen. Kurz vor dem Anpfiff kommt er aus dem Spielertunnel und läuft unter lautem Jubel zu seinem Platz auf der Ersatzbank. Auf der Pressetribüne steht alle paar Minuten ein argentinischer Journalist auf, um zu sehen, ob Messi noch da ist.

Nach sechs Minuten des Spiels beginnt der gewaltige Refrain, der das Trommeln der fanatischen Red Bulls-Fans übertönt: „Wir wollen Messi!“ Wir wollen Messi!‘ Es wird bis zur 60. Minute dauern, bis der Weltmeister endlich eingewechselt wird.

Die „Messi Mania“ findet in Harrison, New Jersey, eine kurze Zugfahrt vom Herzen von New York City entfernt, ihren Abschluss. An jeder Straßenecke werden gefälschte Versionen von Messis rosa Miami-Trikots verkauft. Eine Frau mit einem Baby auf dem Rücken versucht, sie an vorbeikommende Fans zu verkaufen. Es herrscht kein Sturm: Mindestens die Hälfte der Besucher hat bereits ein Messi-Trikot aus Miami, Barcelona oder der argentinischen Mannschaft.

Michelle Kaufman hat den Wahnsinn um Messi in den letzten Wochen hautnah miterlebt. Die Arbeit des Reporters der Miami Herald hat sich seit der Ankunft des Argentiniers drastisch verändert. „Früher war ich oft der einzige Journalist bei der Schulung. Ich könnte direkt auf das Spielfeld gehen und mit dem Trainer sprechen“, sagt Kaufman. „Bei Messis erster Trainingseinheit, bei der wir eine Viertelstunde dabei sein durften, waren plötzlich zweihundert Reporter da. Ich kann jetzt zu Auswärtsspielen meiner Zeitung gehen. Ich habe einen Podcast. Alles hat sich geändert.‘

Times Square

Die Sicherheitsvorkehrungen in der Red Bull Arena wurden wegen Messis Ankunft verschärft. Die Ordner achten auf mögliche Feldstürmer. Der Star-Fußballer wird von einem persönlichen Leibwächter bewacht, auch wenn er auf dem Spielfeld ist. Der Mann, ein ehemaliger Navy Seal, rennt wie ein Linienrichter an der Seitenlinie entlang, um mit Messi gleichzuziehen.

„Es ist erstaunlich, was er entfesselt“, sagt Kaufman. Messis Pflichtspieldebüt wird am Samstagabend live auf einer großen Leinwand am Times Square übertragen, wo Hunderte Menschen Messi unter freiem Himmel bestaunen können. Als er den Ball berührt, ertönen im Stadion aufgeregte Schreie.

Er spricht nicht mit den Medien, was in den USA höchst ungewöhnlich ist. Die größten Stars der NBA und NFL sprechen vor und nach den Spielen mit der Presse, normalerweise in der Umkleidekabine, aber für Messi wurde eine Ausnahme gemacht, sehr zum Frust der Journalisten, die ihn verfolgen. Nur wenige Wochen nach seiner Ankunft gab der siebenfache Weltfußballer des Jahres erstmals eine Pressekonferenz. Er sei in Miami glücklich, sagte Messi. Auch seine Familie.

‚Nichts ist unmöglich‘

Kaufman war einer von vier Journalisten, denen ein persönliches Interview mit ihm zugewiesen wurde. „Er ist überhaupt nicht zugänglich“, sagt sie, „aber wenn man mit ihm redet, ist er sehr freundlich, bescheiden und wohlwollend.“

Im Miami-Team sei Messi „einer der Jungs“, sagt Kaufman. Neben Busquets und Alba würde er vor allem mit den jüngeren Spielern in der Auswahl arbeiten.

Einer von ihnen, der 18-jährige Benjamin Cremaschi, erhält am Samstag einen brillanten Steilpass von Messi. Die Verteidiger um ihn herum scheinen durch den Pass versteinert zu sein – wenn Messi den Ball zurückbekommt, kann er wie ein Vogel ausschlagen. Der Treffer in der 89. Minute ist der Todesstoß für die Heimmannschaft Red Bulls: 0:2.

„Nichts, was er tut, kann mich mehr überraschen“, sagt Trainer Martino hinterher, aber Messis bester Trick in Miami könnte noch auf sich warten lassen. Sein Verein muss in den letzten beiden Wettbewerbsmonaten einen Rückstand von elf Punkten aufholen, um die Play-offs zu erreichen. „Es wird hart werden“, sagt Kaufman, „aber mit diesem Mann an der Seite scheint nichts unmöglich zu sein.“



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