AKTUALISIERENNach Wartungsarbeiten an Nord Stream 1 wurden die Gaslieferungen über die deutsch-russische Pipeline am Donnerstagmorgen wieder aufgenommen. „Es fließt wieder Gas“, sagte eine Sprecherin der Nord Stream AG.
Es kamen Zweifel an der Wiederaufnahme der Lieferungen auf. Es gab Bedenken, dass der russische Präsident Wladimir Putin als Reaktion auf die europäischen Sanktionen wegen der russischen Invasion in der Ukraine das Gas abstellen würde.
Laut Zahlen, die gestern Abend auf der Website des Betreibers veröffentlicht wurden, wird erwartet, dass die Lieferungen auf dem gleichen Niveau wie vor Beginn der Wartungsarbeiten in der vergangenen Woche wieder aufgenommen werden. Allerdings stellte der deutsche Netzbetreiber fest, dass die Einspeisezahlen bereits nach unten revidiert worden seien.
Heute würde Nord Stream knapp 30 Millionen Kilowattstunden Gas pro Stunde oder etwa 700 Gigawattstunden pro Tag liefern. Das angekündigte Volumen beläuft sich auf etwa 40 Prozent der Kapazität der Pipeline und entspricht in etwa dem, was Russland für die Wartung von Nord Stream geschickt hat.
Die Zahlen sind freibleibend, es handelt sich um sogenannte Nominierungen. Diese sind für Netzbetreiber wichtig, können aber noch bis kurz vor der eigentlichen Auslieferung geändert werden.
Nach Angaben des Chefs des deutschen Netzbetreibers Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sind solche Renominierungen bereits am Mittwochabend erfolgt. Der staatliche russische Gaskonzern Gazprom soll angekündigt haben, am Donnerstag etwa 530 Gigawattstunden oder etwa 30 Prozent der Kapazität zu liefern, teilte er auf Twitter mit. Am Mittwoch zuvor beliefen sich die Nominierungen laut Müller noch auf 800 Gigawattstunden.
Preisanstieg
Über die Wiederaufnahme der Gaslieferungen über Nord Stream 1 wurde in den vergangenen Tagen viel spekuliert. Es kamen Bedenken auf, dass der russische Präsident Wladimir Putin als Reaktion auf die europäischen Sanktionen wegen der russischen Invasion in der Ukraine das Gas abstellen würde.
Bereits vor der Wartung drosselte Gazprom die Gasversorgung über die Nord-Stream-Verbindung um 60 Prozent, was zu einer erneuten Preiserhöhung für Erdgas in Europa führte. Denn eine Gasturbine, die für den Gasfluss sorgt, war zur Wartung in Kanada und durfte wegen Sanktionen gegen Russland nicht zurückkehren. So zumindest die Lektüre von Gazprom, die nun auch Force Majeure erklärt hat. Damit will der Landesgaskonzern wohl eine Entschädigung vermeiden.
Politische Spiele
Deutschland, das in Europa am stärksten von russischem Gas abhängig ist, hat Russland bereits politische Spielchen vorgeworfen, sich aber dafür eingesetzt, dass Kanada die Gasturbine freigibt. Das kam bei der Ukraine nicht gut an und muss keine Garantie dafür sein, dass die Gasversorgung auf dem richtigen Niveau bleibt. Deutschland erwartet eine Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch Russland und verweist auf die vertraglichen Verpflichtungen von Gazprom. Gleichzeitig hat die Europäische Kommission angekündigt, die Einstellung der russischen Gaslieferungen ernst zu nehmen.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat Anfang dieser Woche angedeutet, dass Gas wieder fließen wird, sofern die Bedingungen erfüllt sind. Ohne die überholte Turbine könnten beispielsweise nach seinen Angaben nicht mehr als 20 Prozent der normalen Gasmenge durch die Pipeline fließen. Gazprom sagte am Mittwoch, es verfüge nicht über die richtigen Dokumente, um die Turbine wieder zu installieren.
Dreht Russland den Gashahn zu, kostet das die EU im Schnitt zwischen 0,9 und 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum, schätzt die EU-Kommission. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat diese Woche errechnet, dass Länder wie Ungarn, Tschechien, die Slowakei und Italien deutlich stärker als der Durchschnitt betroffen sein würden. Wenn die EU-Staaten zusammenarbeiten und sich die Gaslieferungen teilen, können die Folgen laut IWF begrenzt werden.
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