Last-Minute-Shopping für das Zuckerfest: ‚Inschallah, ich finde hier ein Kleid.‘

Last Minute Shopping fuer das Zuckerfest Inschallah ich finde hier ein Kleid


Muslimische Frauen strömen zum Großen Eid-Basar in Eindhoven.Statue Sabine van Wechem

Die limburgische Hajar (18) schnallt sich die lange königsblaue Djellaba über ihren Pferdeschwanz und wirft sich dann in ein Burgunderrot mit Steinen. Sie sieht ihre Mutter fragend an: Wer ist schöner? Ihre Mutter zeigt auf einen auberginefarbenen auf dem Ständer, was auch gehen könnte. Oh Hilfe, du siehst Hajar denken, so kommt sie nie raus, oder? Hier wollte man vor dem Zuckerfest noch schnell ein Outfit punkten, aber das geht nicht gut.

Die Kakophonie von Frauenstimmen und kreischenden Kindern macht den Stress nicht weniger, hier unter den üppigen Kronleuchtern des Konferenzzentrums Deniz Dügun Salonu. Es ist die zweite Ausgabe des Grand Eid Bazaar („Eid“ ist Arabisch für Party) in Eindhoven. Viele hundert muslimische Frauen aus allen Ecken der südlichen Niederlande und Belgiens reisten am Samstag in dieses Industriegebiet in Eindhoven-Nord, um sich schnell für die große Party einzudecken, mit der der Fastenmonat Ramadan am Montag endet.

Frauenmessen wie diese sind ein relativ neues Phänomen – seit einigen Jahren gibt es sie auch in Amsterdam, Utrecht und Den Haag. „Aber wir sind die einzigen im Süden des Landes“, sagt Madem Shahid, die mit ihrer Schwägerin Nikky van Eijndhoven den Basar organisiert. „Eindhoven hat eine riesige muslimische Gemeinschaft, aber es wird wenig dagegen unternommen. Deshalb haben wir das eingerichtet. Hier haben Sie alles unter einem Dach für einen angenehmen Nachmittag mit Ihren Freunden, Ihrer Mutter oder Ihrer Tante.‘ Besucher kommen hauptsächlich, um Geschenke zu kaufen. Shahid: ‚Man kann es mit Last-Minute-Weihnachtseinkäufen vergleichen.‘

Muslimische Frauen jeden Alters schlurfen den Gang entlang

Es geht von Büchern wie Babys erste Korangeschichten bis hin zu Badeanzügen von Nordays („ein Burkini zum Bräunen und Sonnenbaden“). Traditionelle Kissen, Süßigkeiten für die Kinder, Arganöl, ein Kalender, Hausparfüm – die Freundinnen Fatima (45) und Karima (47) listen alle Geschenke auf, die in ihren Taschen gelandet sind. „Bei uns in Venray werden Sie nichts davon finden“, sagt Fatima. Oder wie es der 18-jährige Hajar ausdrückt: „Alles, was ich normalerweise über Social Media bestelle, finde ich hier im wirklichen Leben.“

Weil die organisierenden Schwägerinnen Van Eijndhoven und Shahid alle Generationen erreichen wollen, haben sie nicht nur über soziale Medien geworben, sondern auch eigenhändig 15.000 Flyer durch Briefkästen geschoben. „Die älteren Frauen aus dieser Gemeinde kommen oft nicht viel raus, also muss man dorthin gehen“, sagt Shahid.

Nun freut sie sich, dass muslimische Frauen jeden Alters Schritt für Schritt durch die Gänge schlurfen. Frauen mit Wurzeln im Nahen Osten, Marokko, den Niederlanden, der Türkei oder Surinam. „Man sieht hier heute wirklich ein Spiegelbild der Gesellschaft“, sagt Shahid. Ein Spiegelbild einer Gesellschaft ohne Männer.

Luftige Kleider und Jeansröcke funktionieren nicht

Aber das macht das Einkaufen nur noch angenehmer, so der Veranstalter. »So ein Mann stapft einfach hinterher. Wenigstens schaut eine Freundin oder Nichte mit dir zu.‘ Und schau, Shahid zeigt auf eine unverschleierte Frau, die sich an einem Kleiderstand die Straße runter ein Kleid über den Kopf zieht. „Mit nur Frauen fühlst du dich viel freier. Ihr passt einfach hier rein, keine Scham, Mädels untereinander.‘

Während draußen am Nachmittag noch mindestens hundert Frauen Schlange stehen, beugt sich die Verkäuferin des Instagram-Shops Caftans de Princesse bereits über einen fast leeren Stand. Drei Paar Pantoffeln und ein paar Kleider hat sie noch, alle goldgebundenen Korane, Duftstäbchen und Gebetsperlen sind ausverkauft. „Es ging ein bisschen schneller als erwartet“, sagt die Frau, die wie viele andere hier ihren Namen nicht in der Zeitung haben will, „weil ich nicht gerne im Rampenlicht stehe“. Ah, da haben Sie nur ihre Schwägerin, die zurück nach Helmond gefahren ist, um neue Waren zu holen. Schnaufend schiebt sie einen dicken schwarzen Koffer mit dem letzten Rest Lagerware unter den Verkaufsstand.

Die einzige Verkäuferin, die gelangweilt auf ihre knallpinken Kunstnägel starrt, ist Annegret Gorissen, die ein Bekleidungsgeschäft im belgischen Neerpelt betreibt. Hier in Eindhoven verfehlt sie mit ihren luftigen Kleidern, Jeansröcken, Sonnenbrillen und Handtaschen das Ziel. „Ich bin kein Muslim, ich habe die Zielgruppe falsch eingeschätzt. Ich dachte: Junge Leute gibt es auch genug, die wollen doch nicht alle so ein Trachtenkleid, oder? Also ja.‘

Tradition punktet

Hier punktet Tradition, wie die lange Schlange vor den Tischen beweist, an denen man sich mit Henna bemalen lassen kann. „Hände schön dekorieren, das gehört zum Zuckerfest dazu“, sagt Wassila (20), die mit ihrer Nichte Mina aus Venlo in der Schlange steht. Die jungen Frauen denken, dass es dieses Jahr wild zugehen wird, jetzt, wo endlich wieder ohne Corona-Maßnahmen gefeiert werden kann. „In unserer Familie herrscht wirklich so eine Atmosphäre von: Wir dürfen wieder“, sagt Mina, die vom Scheitel bis zum Knöchel in Dunkelgrün gekleidet ist. „Es ist schön, alle wieder zu besuchen und gemeinsam Oma zu besuchen.“

Auch Verkäuferin Sakina Abarcan (26) aus Brüssel freut sich darauf, ihre ganze Familie wieder zusammen zu sehen. „Letztes Jahr war es für Opa sehr schade, dass er nur telefonisch da war.“ Abarcan verkauft Babynester, in denen das Neugeborene durch einen glänzenden Stoßfänger aus goldfarbenem Webstoff geschützt wird. „So etwas verschenkt man gerne.“ Sie hofft, dass sie sich später, wenn es ruhiger an ihrem Stand ist, ein wenig zurückziehen kann, um selbst auf Schnäppchenjagd zu gehen. ‚Inschallah finde ich ein anderes Kleid, sonst habe ich morgen nichts zum Anziehen!‘

Die Aufmerksamkeit für Eid wächst

Laut einer Bestandsaufnahme von schenkt der Einzelhandel in der Randstad dem Zuckerfest jedes Jahr etwas mehr Aufmerksamkeit Forschungsbüro Labyrinth aus. Der sogenannte Zuckerfest-Monitor für 2022 zeigt, dass 17,4 Prozent der Geschäfte in den vier großen Städten besondere Artikel zum Zuckerfest anbieten, verglichen mit nur 8 Prozent im Jahr 2020. Besonders Parfümerien und Geschäfte mit Pflegeprodukten werben für das Zuckerfest. Laut Labyrinth lässt sich dies damit erklären, dass Parfüms und Schönheitsartikel als Eid-Feste beliebt sind.



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