Lange und hitzige Debatte beigelegt: Investitionen in Gas- und Atomfonds in Europa als grün

Lange und hitzige Debatte beigelegt Investitionen in Gas und Atomfonds


Das Kernkraftwerk Doel in Belgien. Von nun an gelten Investitionen in Kernenergie in Europa als „grün“.Statue Arie Kievit

Insgesamt sprachen sich 278 Parlamentarier gegen den Kennzeichnungsvorschlag der Europäischen Kommission aus. Um ihn abzulehnen, war eine absolute Mehrheit von 353 Abgeordneten nötig. Weil auch die Mitgliedstaaten zustimmen, ist die grüne Einstufung für Gas und Kernkraft nun endgültig.

Eickhout, MdEP von GroenLinks, sprach von „einem desaströsen Signal für Investoren und den Rest der Welt“. Sein Labour-Parteikollege Tang nannte die Abstimmung „einen schmerzhaften und peinlichen Rückschlag für Europa als Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel“. Berendsen (CDA) hingegen lobte die grünen Labels als Zeichen dafür, „Verantwortung zu übernehmen“. Laut dem CDA-Abgeordneten im Europaparlament ist Kernenergie sauber und Gas als Ersatz für Kohle bringt die Pariser Klimaziele näher.

Die Abstimmung im Parlament wurde mit Spannung erwartet, sowohl im Parlament, bei der Kommission, in den Mitgliedstaaten als auch außerhalb Europas. Die Taxonomie, wie die Klassifikation offiziell heißt, sollte zum „Goldstandard“ für Anleger werden. Laut Eickhout und Tang untergräbt die Abstimmung die Glaubwürdigkeit sowohl der Labels als auch der EU.

Einfacher investieren

Die Taxonomie ist ein praktischer Leitfaden für große Finanzinvestoren wie Pensionskassen. Die Taxonomie legt Kriterien dafür fest, was als grüne Investitionen klassifiziert werden kann. Das erleichtert Anlegern, ihr Geld in nachhaltige Projekte zu investieren. Unternehmen, die die Kriterien erfüllen, können wiederum günstiger leihen.

Die Aufnahme von Investitionen in Gas- und Kernkraftwerke in die Taxonomie war Gegenstand langer und heftiger Debatten in der EU. Teilweise auf Druck Frankreichs (abhängig von Kernenergie) und Deutschland (abhängig von Gas) verlieh die Kommission Investitionen in diesen beiden Sektoren dennoch ein grünes Label. Laut Kommission ist Gas zwar umweltschädlich, aber für den Übergang zu nachhaltiger Energie (Sonne, Wind, Wasser, Wasserstoff) notwendig. Bis 2030 können Investitionen in Gaskraftwerke daher als grün angesehen werden, so Brüssel. Für Kernkraftwerke (keine CO2-Emissionen) besteht die grüne Kennzeichnungspflicht darin, dass es einen Plan für die sichere Lagerung und Behandlung radioaktiver Abfälle gibt.

EU-Kommissar McGuinness (Finanzen und Kapitalmärkte) verteidigte dies als einen „pragmatischen und realistischen“ Ansatz in Zeiten hoher Energieunsicherheit. Sie bestreitet die Frage des „Greenwashing“, dem Verkauf umweltschädlicher Aktivitäten als „grün“.

Umweltverbände und linke politische Parteien haben in den vergangenen Wochen alles getan, um die nötige Mehrheit gegen den Plan der Kommission zu sammeln. Sie hämmerten auf die Klimaziele von Paris ein, wiesen aber auch auf die Invasion der Ukraine durch Russland und die Notwendigkeit hin, russisches Gas so schnell wie möglich loszuwerden. Nach Ansicht dieser Organisationen werden weitere Investitionen in Gaskraftwerke die Energieabhängigkeit Russlands verlängern und somit ein Geschenk für den russischen Präsidenten Putin sein.

Konservative Kräfte im Parlament erwiesen sich als stärker. Unerwartete Unterstützung erhielten Christdemokraten und Liberale in dieser Woche vom ukrainischen Energieminister, der die EU aufforderte, eigenes Gas zu produzieren, um Importe aus Russland zu stoppen.

Luxemburg und Österreich, Länder mit Anti-Atom-Regierungen, werden die Taxonomie wahrscheinlich vor dem Luxemburger Gerichtshof anfechten. Auch Greenpeace kündigte eine Klage an.



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