Kiew entlässt Botschafter in Deutschland wegen Verharmlosungsvorwürfen des Holocaust

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, entlassen. Dies geht aus einem vom Präsidialamt veröffentlichten Erlass hervor. Der Diplomat war zuletzt wegen Äußerungen über den ukrainischen Nationalisten und Antisemiten Stepan Bandera in die Kritik geraten.

Bandera war während des Zweiten Weltkriegs der Anführer des radikalen Flügels der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). Er gilt vielen in der Westukraine als Nationalheld des Widerstands gegen die Sowjetunion am Ende des Zweiten Weltkriegs, anderen Ukrainern gilt er als Kollaborateur der Nazis. Nach dem Krieg zog er nach Deutschland. Er wurde in der Sowjetunion in Abwesenheit zum Tode verurteilt und 1959 von einem KGB-Agenten in München ermordet.

Melnyk, der auch für seine vehemente Kritik an Deutschlands Reaktion auf den Krieg in der Ukraine bekannt ist, hatte Bandera in einem Interview mit einem deutschen Journalisten verteidigt und erklärt, er sei „kein Massenmörder von Juden und Polen“. Laut Melnyk wurde die Figur von Bandera von der Sowjetunion absichtlich diskreditiert.

Melnyk erntete dafür viel Kritik, auch von der israelischen Botschaft. Er warf ihm vor, historische Fakten zu verzerren, den Holocaust herunterzuspielen und die von Bandera Getöteten zu beleidigen.

Laut deutschen Medien kursierten vor wenigen Tagen Gerüchte, Melnyk werde noch in diesem Jahr nach Kiew zurückkehren und im Außenministerium arbeiten. Laut „Bild“ könnte Melnyk stellvertretender Außenminister werden. Gemäß dem Dekret werden auch ukrainische Botschafter in Norwegen, der Tschechischen Republik, Ungarn und Indien entlassen. Ein Grund wurde nicht mitgeteilt.



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