Unter anderem verwirrten das finnische Personal, nicht funktionierende Kreditkarten und seltsame Kassen die Finnen.
Wind Lindgren
Die Ankunft der Lidl-Kette in Finnland vor 20 Jahren verwirrte sowohl die Medien als auch die Verbraucher. Schon vor der Ladenöffnung sorgten die günstigen Preise für Spekulationen und Staunen, und selbst in den Fernsehnachrichten wurde die spärliche Informationspolitik der Kette bewundert und kritisiert.
Im A-Plus-Programm wurde das Aussehen einer bei Lidl verkauften Packung Joggingwürste untersucht und wir haben uns gefragt, ob es verdächtig aussieht.
Als am 29. August 2002 die ersten zehn Lidl-Märkte in Forssa, Kemi, Iisalmi, Kemi, Jyväskylä, Kaarina, Kempele, Kouvola, Lappeenranta, Pirkkala und Äänekoski eröffneten, bildeten sich lange Schlangen vor den Türen. Die Leute wollten sofort sehen, wie das deutsche Supermarkt-Wunder aussieht.
„Ja, Sie können mit uns auch Finnisch sprechen“
Die Betriebsmodelle und das Produktsortiment von Lidl sorgten zunächst für viel Verwirrung.
„Die größte Überraschung damals war, dass das Personal aus Finnland kommt. Sie kamen, um mit uns Englisch zu sprechen, und wir haben zurückgeworfen, dass sie auch Finnisch mit uns sprechen können.“
Daran erinnert Shop-Managerin Kirsi im zum Jubiläum errichteten Pop-up-Museum.
Auch die Produktauswahl des Ladens verwirrte die Verbraucher. In den Regalen fanden wir für Finnen fremde Produkte, die sich nie abgesetzt haben und langsam das Sortiment verlassen oder ins Kühlregal gewandert sind. Dazu gehörten zum Beispiel Naks, die im Glas aufbewahrt werden können und warm gehalten werden können, und UHT-Joghurt.
Helsingin Sanomat meldete sich am Tag nach der Eröffnung mit dem Titel „Lidl war billig, bot aber komische Ware“. Pohjolan Sanomat hingegen berichtete in seiner Zeitung vom 30. August 2002, dass das Mysterious Lidl in Kemi eröffnet habe.
„Haben Sie Milch zu verkaufen? Verrückte Fragen. Die Leute dachten, wir wären ein komischer Feinkostladen, und das echte Essen würde in anderen Läden zu finden sein. Nach und nach lernen die Leute, dass wir normale Lebensmittel verkaufen: Fleisch, Brot und Milch, und dass es nicht nötig ist, separat in ein anderes Geschäft zu gehen“,
So erinnert sich Marktleiterin Mia, die 20 Jahre lang im Pop-up-Museum der Lidl-Zentrale gearbeitet hat.
Wind Lindgren
Feinkost- oder Lebensmittelgeschäft?
Finnen fanden bei Lidl schnell eine Auswahl an Getränken und Süßigkeiten. Saskia-vissy- und Freeway-Erfrischungsgetränke wurden schnell zu Hits, ebenso wie Orangen- und Apfelsaft in Glasflaschen, Kuhtoffee und Schokoladenbananen. Diese sind bis heute im Angebot von Lidli geblieben.
Süssigkeiten und Getränke bei Lidl zu holen sei zwar angebracht, aber Geschäfte in einem «Billigladen» könnten sonst sogar peinlich werden.
Auch die Tatsache, dass man bei Lidl nicht mit Kreditkarte bezahlen konnte, sorgte für Verwirrung. Zunächst konnten nur die eigenen Flaschen der Kette in die Läden zurückgegeben werden, doch das änderte sich bereits 2003, als die Kette Palpa beitrat.
Für die vielleicht größte Kontroverse sorgten jedoch die mitteleuropäischen kurzen Kassen, die die an lange Gürtel gewöhnten Finnen verärgerten. Am Ende blieb Ketjun nichts anderes übrig, als den Kundenwünschen nachzugeben, und 2007 begann man, die Kassenbänder auf längere umzustellen.
Im Laufe der Jahre haben sich sowohl im Erscheinungsbild der Geschäfte als auch in der Auswahl Veränderungen ergeben. Kommunikationsmanager Pilvi-Sisko Riikonen hebt die Veränderungen hervor, insbesondere die Steigerung von Frische und Häuslichkeit. Heute umfasst das Standardsortiment der Kette 2.500 Produkte, der Häuslichkeitsgrad liegt bei gut 50 Prozent.