Kein Komponist hat es geschafft, das Dunkle so variantenreich einzufangen wie Schubert

Kein Komponist hat es geschafft das Dunkle so variantenreich einzufangen


Bild Elzeline Kooy

Was hatte ich mit 31 erreicht? Jedenfalls konnte ich nicht sagen, dass ich fast tausend Kompositionen auf meinem Namen hatte. Dass ich 630 Songs geschrieben hatte. Franz Schubert (1797-1828) konnte, wenn er gewollt hätte. Das Traurige ist, dass er nicht älter als 31 Jahre wurde. Aber was für einen Eindruck machte er. In diesem kurzen Leben schenkte er uns einige der größten Meisterwerke der Menschheitsgeschichte.

Also nutzen wir das besser aus. In dieser Kolumne kann ich Lesern helfen, die in klassische Musik eintauchen möchten. Ich hebe zunächst drei Meisterwerke von jedem Komponisten hervor. Bei welchen drei Schuberts wird man sich garantiert in seine Musik verlieben?

1. Unvollendete Sinfonie

Schubert – Brillenträger, etwas übergewichtig, in Wien geboren und aufgewachsen – vollendete sieben Symphonien, Orchesterstücke, die meist aus vier Sätzen bestehen. Aber seine heute beliebteste Sinfonie, begonnen 1822, wurde nie vollendet. Was überhaupt kein Problem ist, denn was könnte man dem perfekt ausbalancierten noch hinzufügen Ungenügend?

Schubert ist nicht nur ein typischer Komponist der Romantik, jener Stilepoche, in der das Gefühlsleben zentral wurde. Manchmal wird sein Werk auch mit der Horrorkultur der „Gothic Novels“ in Verbindung gebracht. Kein Komponist hat das Dunkle so farbenreich, so präzise in den Tönen einfangen können wie er, und den ersten Teil der Unvollendet ist ein Beispiel dafür. Eine gute aktuelle Aufnahme ist vom B’Rock Orchestra unter der Leitung von René Jacobs.

2. Streichquintett in C-Dur

Zu Schuberts Zeiten galt das Streichquartett (sowohl Gattungsbezeichnung als auch Bezeichnung für die Besetzung zwei Violinen, Bratsche und Cello) als die ehrwürdigste Gattung. Im Streichquintett in C-Dur Schubert fügte ein weiteres Cello hinzu. Auch das Unbehagen spürt man in diesem Stück – Schubert ist vor allem der Komponist, der leugnet, dass „Dur“ heiter und „Moll“ traurig ist.

Hören Sie sich den langsamen zweiten Satz an: diese verlängerten Akkorde, eine lyrische Violine. Gelassen, aber nicht: Du spürst die Bedrohung. Und dann plötzlich diese ruppige Wendung, die Musik klingt wild – und einen Halbton höher (von E-Dur nach f-Moll). Eine solche Modulation aus heiterem Himmel muss für seine Zeitgenossen ein riesiger What-the-Fuck-Moment gewesen sein. Die „klassische“ Aufnahme ist die des Alban Berg Quartetts und des Cellisten Heinrich Schiff.

3. Winterreise

Das Lied ist gleichbedeutend mit Schubert, denn in diesem Genre war er bahnbrechend, der Größte von allen. Er vertonte Gedichte für Gesang und Klavier. Er machte auch einige Liederzyklen (siehe den Liederzyklus als Vorläufer des Konzeptalbums), davon Winterreise (1827) ist die bekannteste. In 24 Liedern über Entfremdung, Sehnsucht und Einsamkeit skizzierte der Dichter Wilhelm Müller eine Geschichte über einen (vermutlich) zurückgewiesenen Liebhaber. Eine Linde, in die der Protagonist einst liebevolle Worte geschnitzt hat, fordert ihn auf, sich zu entspannen.

Wer tief eintauchen möchte, sollte sich das unbedingt anschauen Podcast Auf Winterreise Hören. Der Bariton Thomas Oliemans geht das Stück am Klavier mit Gijs Groenteman durch (jedes Lied hat seine eigene Episode). Und werfen Sie auch einen Blick auf das Fragment von Van Kooten und De Bie, in dem Startenor Jürgen Baumwolle (Wim de Bie) während einer Meisterklasse einem unsicheren Sänger (Kees van Kooten) das Eröffnungslied vorsingt. Gute Nacht Lass uns singen.



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